Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Die Fahrradtour von Halle nach Naumburg führt über den Geiseltalsee. Bildrechte: MDR/André Plaul

Sommer-TippAb aufs Fahrrad: Tour 3 von Halle nach Naumburg im Test

17. Juli 2023, 14:16 Uhr

Wer Lust hat, Sachsen-Anhalt im Sommer mit dem Rad zu erkunden, findet zwischen Halle und Naumburg eine äußerst vielseitige Strecke. Unsere Reporter haben die Tour durch den Süden des Landes für Sie getestet. Zwischen Flüssen und Feldern lauern Weltkulturerbe, 7.000 Jahre alte Kultstätten, das erfrischende Nass des Geiseltalsees und einige steile Hügel. Kleines Manko: Die Wegqualität.

  • Der Start: Aus der Händelstadt Halle an Straßen, Feldern und Saale vorbei bis nach Merseburg.
  • Mittelteil: Schotter, Felder, kühles Nass. Von Merseburg zum Geiseltalsee.
  • Der Schluss: Bergauf und bergab, Sonne observierend nach Naumburg.

Kurzinfos zur TourGesamtlänge: 59 Kilometer

Halle – Braunsbedra: 30 km
Braunsbedra – Naumburg: 29 km

Kondition: Normal
Schwierigkeit: Mittel

Kurzbewertung- Weg-Qualität 3/5
- Ausschilderung 3/5
- Rastmöglichkeiten 4/5
- Natur und Aussicht 4/5
- ÖPNV-Anbindung 5/5
- Familientauglichkeit 4/5

Lade Karte ...

Flache Flusslandschaften, sanfte Hügel, Badeseen, Dome und Schlösser: Durch den Süden Sachsen-Anhalts führt ein unheimlich vielfältiger Weg, der sowohl für kulturell Interessierte als auch für Kinder oder Sommergenießer Highlights bereithält. Allerdings führen Teile des Wegs neben vielbefahrenen Straßen entlang und wirken nur mäßig gepflegt, was den positiven Gesamteindruck trübt.

Start am Bahnhof in Halle

Wir, der Altmärker André Plaul und der Magdeburger Leonard Schubert, haben die Strecke für Sie getestet. Für uns beginnt die Tour am Hauptbahnhof in Halle. Weil sich ein Regenschauer über uns ergießt, warten wir kurz unterm Vordach. Ein paar Minuten später rollen wir los.

An- und AbreisetippIn den Nahverkehrszügen in Sachsen-Anhalt kann man sein Fahrrad kostenlos mitnehmen – jedenfalls, sofern Platz ist. Auf der Route liegen mehrere Bahnhöfe, die zum Teil sogar an den Fernverkehr angebunden sind. Wer mag, kann seine Tour also auch früher beenden oder später beginnen. Bei uns klappt alles problemos. Fazit: "Kannste nicht meckern!"

Wer etwas Zeit mitbringt, kann ohne weiteres mehrere Tage in Halle verbringen. Wir haben heute aber ein anderes Ziel: 60 Kilometer bis nach Naumburg. Darum halten wir nur kurz beim Stadtgottesacker und werfen einen schnellen Blick in die Innenstadt.

Der Stadtgottesacker ist eine besondere Friedhofsanlage in Halle. Bildrechte: MDR/André Plaul

Dann gehts weiter für uns, über die Hafenbahntrasse und den Saale-Radweg Richtung Merseburg.

Ab gehts auf dem Saale-Radweg Richtung Merseburg. Bildrechte: MDR/André Plaul

>>> Ausflugstipps Halle

Die Natur um die Saale und die Kulturangebote auf den zahlreichen Bühnen der Stadt laden ebenso zum Bleiben ein, wie die vielen Bauwerke, Museen und Ausstellungen, der Zoo, die beiden Burgen oder die vielen interessanten Persönlichkeiten, die die Stadt hervorgebracht hat. Ob Kultur, Geschichte, Sport, Architektur oder Musik: Hier bleiben kaum Wünsche offen.

Wer sich für mögliche Aktivitäten in Halle interessiert, findet hier eine Zusammenstellung der Stadt.

Von Halle zur Wasserkraftanlage Planena

Der Weg aus der Stadt und durch die umliegenden Ort ist okay – aber nicht sonderlich schön. Er führt über Radwege, die leider parallel zu befahrenen Landstraßen laufen. Die Saale sieht man auf den ersten Kilometern nur ab und zu. Dafür wachsen Bäume am Weg, an denen Kirschen und Mirabellen hängen.

Am Wegesrand wachsen Mirabellen. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Nach dem Regen am Morgen wird die Luft zunehmend heiß und drückend. Dennoch kommen uns vergleichsweise viele Fahrradfahrer entgegen. Den meisten gefällt die Strecke durchaus. Viele kritisieren aber die lückenhafte Ausschilderung, die Streckenabschnitte über Kopfsteinpflaster und fehlende Einkehr- und Versorgungsmöglichkeiten auf Teilen der Strecke.

Obwohl es heiß und drückend ist, kommen uns viele Menschen auf Rädern entgegen. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Familie Bruns aus Hannover würde ihr Fahrrad aber trotzdem nicht gegen ein Auto eintauschen wollen. "Man sieht viel mehr, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist", meinen die beiden. Sie wollen heute Halle erkunden.

Das Ehepaar Bruns hat ein paar Kritikpunkte an den Radwegen. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Man sieht viel mehr, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Familie Bruns, Fahrradurlauber aus Hannover

Wie Recht sie haben, sehen wir, als wir unsere Räder weiter den Saaleradweg entlang bewegen und ein paar Kilometer weiter einen unverhofften Hingucker finden. Der Weg führt uns über die Wasserkraftanlage Planena, die jährlich etwa 3.000 Haushalte mit Strom versorgt. Hier wären wir mit dem Auto nicht hingefahren.

Zufällig wird Geschäftsführer Martin Kehl auf uns aufmerksam. Stolz erklärt er uns die Anlage, die er selbst geplant und entwickelt hat und die er als besonders fischfreundlich beschreibt.

>>> Die Wasserkraftanlage Planena

Die Wasserkraftanlage Planena ist ein Pilotprojekt. Durch speziell entwickelte Rechen-Leitsysteme sollen die Fische besser zu den Auf- und Abstiegszonen geleitet, als bei anderen Anlagen.

Zeitgleich produziert die Anlage etwa fünf bis sechs Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr und versorgt damit ungefähr 3.000 Haushalte. Kehl freut sich, dass die Saale für Wasserkraft durch die Wehre und Stausysteme gut geeignet ist. Er lässt uns einen Blick ins Innere der Anlage werfen. Das laute Dröhnen der riesigen Turbinen und Generatoren und die dabei entstehende Hitze lassen erahnen, welche Kräfte hier am Werk sind.

Der Weg führt uns über die Wasserkraftanlage Planena. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Von der Wasserkraftanlage Planena nach Merseburg

Nach der kurzen Führung lassen wir das Wasserkraftwerk hinter uns und fahren ganz ohne Strom weiter Richtung Merseburg. Immer wieder trifft der Weg hier auf die Saale und auf Bahnstrecken.

Bei Schopkau führt eine Eisenbahnbrücke über die Saale. Bildrechte: MDR/André Plaul

Mitradler André, Altmärker und Bahn-Enthusiast, ist vollkommen aus dem Häuschen, als wir an der Saale-Elster-Talbrücke vorbeikommen und auch noch ein ICE drüber fährt. Für einen kurzen Moment sieht er beinahe glücklich aus. Dann beschwert er sich, dass der Sichtschutz der Brücke die Fotos versaut.

Die Saale-Elster-Talbrücke. Bildrechte: MDR/André Plaul

Über schottrige Pisten und asphaltierte Wege passieren wir Schopkau und wechseln über eine Eisenbahnbrücke die Saaleseite. Recht naturnah radeln wir dort an kleinen Wasserläufen entlang, an denen Rehe trinken.

Der Weg führt entlang des Flusses Klia. Kurz vor Merseburg entdecken wir ein trinkendes Reh. Bildrechte: MDR/André Plaul

In der Hitze kommen wir ins Schwitzen, auf den Wegen aber auch flott voran. Ein paar Kilometer später fahren wir schon in Merseburg ein, wo uns das Schloss und der Dom willkommen heißen. Am Schloss machen wir kurz Halt, um das imposante Gebäude und die Rabensage näher zu inspizieren.

Der Dom von Merseburg. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert, André Plaul

>>> Aktivitäten in Merseburg

Wer in Merseburg Pause machen möchte, hat zahlreiche Möglichkeiten. Neben Einkehrmöglichkeiten gibt es hier aufwendig gestaltete Garten- und Parkanlagen, viele historische Gebäude und Sagen, sowie einige Museen und Galerien. Wer sich für Aktivitäten in Merseburg interessiert, findet hier das Tourismusprogramm der Stadt.

Merseburg hat außerdem einen Bahnhof und bietet eine gute Möglichkeit, die Tour später zu beginnen oder frühzeitig zu beenden.

Das Schloss Merseburg samt Schlossgarten. Bildrechte: MDR/André Plaul

Merseburg – Geiseltalsee

Angereichert mit neuem Wissen fahren wir wieder aus der Stadt hinaus. Kurze Zeit später verlassen wir den Saale-Radweg und biegen auf die Salzstraße ein. Die Strecke führt jetzt auf Schotterpisten, Betonplatten und Landstraßen zwischen Feldern entlang. Der Mais steht hoch, im Hintergrund rotieren Windkraftanlagen und von den Anlagen der Bauernhöfe weht ein süßlicher Geruch zu uns rüber.

Der Radweg Salzstraße an Feldern entlang. Bildrechte: MDR/André Plaul

Gerade als es beginnt, etwas eintönig zu werden, überqueren wir die A38 und stehen ein kurzes Stück später auf einmal vor dem Geiseltalsee, der in der hellen Mittagssonne glitzert.

Der Geiseltalsee ist der größte, künstliche See Deutschlands. Am Sandstrand und im Wasser tummeln sich viele Familien zum Entspannen und Baden. Einige sind aber auch mit dem Rad unterwegs.

Menschen baden und spielen am Ufer des Geiseltalsees. Bildrechte: MDR/André Plaul

Herr Bruhmann, der einen Ausflug mit seiner Enkelin macht, schwärmt vom Rundkurs um den See. Zwar ginge es entlang der Strecke zum Weinberg ein Stückchen hoch. Der Weg sei aber wunderschön, gut ausgeschildert, und halte von Freibädern über Einkehrmöglichkeiten viele Highlights bereit.

Herr Bruhmann und seine Enkelin. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert, André Plaul

Er empfiehlt uns, ein Glas Wein bei seinem Lieblingswinzer Lars zu trinken. Wir würden ja lieber schwimmen gehen. Aber heute gehts nicht. Ein andermal vielleicht. Wir folgen noch ein Stückchen dem Radweg am Ufer und biegen dann ab Richtung Braunsbedra.

Geiseltalsee – Sonnenobservatoirum Goseck

In Braunsbedra kann, wer möchte, in die Bahn steigen und die Tour beenden. Wir möchten nicht. Für uns geht es weiter Richtung Naumburg. Nächstes Zwischenziel: Sonnenobservatorium Goseck. Die Beine fressen die Kilometer.

Zunächst radeln wir einigermaßen eben über Schotterpisten zwischen endlosen Kornfeldern entlang. Eigentlich wäre die Strecke okay, aber die Schlaglöcher nerven und immer wieder muss man aufpassen, dass sich die Reifen im Schotter nicht eingraben.

Der Schotterweg ruckelt an Feldern entlang. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert, André Plaul

Ein Stück weiter kommen wir durch kleine Orte und wechseln auf den Dolmenradweg. Auf dem geht es nach kurzer Zeit schlagartig bergauf. Ein heftiger Gegenwind tut sein übriges. Wir arbeiten uns keuchend berghoch.

Bei diesem Inhalt von Instagram werden möglicherweise personenbezogene Daten übertragen. Weitere Informationen und Einstellungen dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung.

Mitradler André, der aus der Altmark flache Wege gewohnt ist und seine 16.000 Kilometer im Jahr am liebsten mit Rückenwind radelt, flucht bis wir oben sind. Als er die Aussicht über die sanft geschwungenen Hügel, die Korn- und Maisfelder und die Sonnenblumen sieht, beruhigt er sich wieder.

In der Ferne können wir auch schon das Sonnenobservatorium erkennen, das glücklicherweise ein Stück unterhalb liegt. In flottem Tempo schießen wir die Feldwege herunter, bis wir an der Anlage ankommen. Hier wurden bereits vor 7.000 Jahren Sommer- und Wintersonnenwende gefeiert.

In der Ferne können wir das Sonnenobservatorium Goseck erkennen. Bildrechte: MDR/André Plaul

>>> Das Sonnenobservatorium Goseck

Das Sonnenobservatorium ist die älteste bekannte Anlage diesen Typs. Bildrechte: MDR/André Plaul

Das Sonnenobservatorium Goseck ist mit ungefähr 7.000 Jahren die älteste bekannte Anlage ihrer Art. Sie wurde unter anderem zur Beobachtung der Winter- und Sommersonnenwende und als Versammlungsplatz genutzt.

Erst kurz nach der Jahrtausendwende wurde sie wieder entdeckt und entsprechend den Forschungsergebnissen wieder aufgebaut. 1.758 Baumstämme wurden hier aufgebaut und ergeben, wenn man von der Mitte aus spricht, eine stimmverstärkende Akustik. Hinweistafeln informieren über die Anlage, auf der mehrmals im Jahr Veranstaltungen stattfinden.

Von Goseck nach Naumburg

Bis zur nächsten Sonnenwende dauert es noch. Nach dem schönen Besuch fahren wir also das letzte Stück Richtung Naumburg. Erst noch ein Stück durch die Felder, dann wieder auf den Saaleradweg. Hier herrscht jetzt im Sommer reger Betrieb. Wir überholen mehrere Familien und die Biergärten und Gaststätten am Fluss sind gut gefüllt.

Trotz der schönen Strecke werden die Beine langsam schwerer. Zum Glück ist Naumburg nicht mehr weit. Das Ziel unserer Tour. Dort angekommen erkunden wir den imposanten Dom, der uns mit angenehmer Kühle und interaktiven Projekten empfängt.

Der Naumburger Dom empfängt uns. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert, André Plaul

>>> Der Naumburger Dom & Naumburg

Die Stifterfiguren Ekkehard II. und Uta sind weltberühmt. Bildrechte: MDR/André Plaul

Der Naumburger Dom gehört seit 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seine beiden erhaltenen Lettner aus dem Hochmittelalter sind weltweit einzigartig und seine Stifterfiguren ziehen jährlich tausende Besucher an. Besonders bekannt ist die Stifterfigur Uta, die lange als Sinnbild der "schönen Frau" galt.

Um auch Kindern gerecht zu werden, gibt es im Dom Führungen und Audioguides, die die Geschichte des Doms auf mitreißende und einfache Art verständlich machen sollen. Außerdem gibt es eine Dombauwerkstatt, in der Kinder den Dom selbst nachbauen können.

Neben dem Dom hat die geschichtsträchtige Stadt Naumburg viele weitere Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten zu bieten. Ein Blick auf die Seite der Stadt lohnt.

Abschluss und Heimreise

Als wir aus dem kühlen Dom in die heiße Sonne stolpern, wird uns klar: Das war's schon fast für heute. Durch die vielseitige und zum Teil anspruchsvolle Strecke kam das Ende dieser Tour schneller als erwartet. Ein bisschen Zeit haben wir aber noch.

Also gönnen wir uns noch eine kühle Schorle im Café gegenüber, bevor wir den letzten Kilometer bis zum Bahnhof rollen und mit unseren Rädern die Heimreise nach Magdeburg antreten.

"Wie hats dir gefallen?" frage ich André. "Diese Steigung, diese Berge – das macht mich fertig!", sagt er. Dann schielt er zu seinem Fahrrad rüber und ich weiß, dass er schon morgen wieder im Sattel sitzen wird, um Sachsen-Anhalt weiter zu erkunden.

Bildrechte: MDR/Fabian Frenzel

Über die AutorenAndré Plaul (der Altmärker) fährt geschlagene 16.000 Kilometer im Jahr. Auf seinem alten Damenrad. Und ohne zu schwitzen. Am liebsten mit Rückenwind und Podcast im Ohr.

Leonard Schubert (links im Bild) hat im Alter von vier Jahren ohne Stützräder Fahrradfahren gelernt. Seitdem ist kein Weg vor ihm sicher. Er bringt nicht nur Tempo in Andrés Touren, sondern steuert auch jede Menge Werkzeug und schlechte Witze bei.

Mehr zum Thema

MDR (Leonard Schubert, Andre Plaul)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Juli 2023 | 10:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen

Mehr aus der Region Halle (Saale)

Mehr aus Sachsen-Anhalt