Handschellen werden einen Angeklagten abgenommen. 1 min
Audio: Wegen des Angriffs auf SPD-Wahlkämpfer im Dezember in Berlin-Lichterfelde sind vier junge Neonazis angeklagt worden. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Christian Schroedter
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Gerichtsverfahren beantragt Angriff auf SPD-Mitglieder: Anklage gegen mutmaßliche Neonazis erhoben

24. April 2025, 17:51 Uhr

Vier junge Männer sind wegen eines brutalen Angriffs auf SPD-Wahlkämpfer im Dezember 2024 in Berlin-Lichterfelde angeklagt. Die Täter sollen die SPD-Wahlhelfer bedrängt, zu Boden gestoßen und mit Springerstiefeln getreten haben. Bei den anschließenden Ermittlungen wurden Waffen und rechtsextremes Propagandamaterial sichergestellt.

Weil sie im Dezember in Berlin-Lichterfelde SPD-Wahlkämpfer angegriffen und "massiven" Widerstand gegen Polizisten geleistet haben sollen, sind vier junge mutmaßliche Neonazis aus Sachsen-Anhalt angeklagt worden. Das hat die Generalstaatsanwaltschaft in Berlin am Donnerstag mitgeteilt.

Den vier jungen Männern im Alter von inzwischen 20, 17 sowie zweimal 19 Jahren wird demnach gefährliche Körperverletzung, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie Beleidigung vorgeworfen. Die vier Tatverdächtigen werden laut Generalstaatsanwaltschaft der "gewaltbereiten rechtsextremen Szene zugeordnet".

SPD-Wahlkämpfer wurden offenbar zufällig Opfer

Sie sollen im Dezember 2024 aus Halle nach Berlin gereist sein, um dort an einer Neonazi-Demonstration teilzunehmen. An einer Bushaltestelle im Berliner Stadtbezirk Lichterfelde sollen sie zufällig auf zwei SPD-Mitglieder an einem Wahlkampfstand getroffen sein. Die Wahlkämpfer sollen zunächst als "linke Zecken" beschimpft worden sein. Später seien sie bedrängt worden.

Außerdem hätten die Angreifer demonstrativ eine Wahlkampfmütze eines SPD-Mitglieds auf den Boden geworfen. "Anschließend soll es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen sein, bei der die beiden angegriffenen Zeugen zu Boden gingen und einer von ihnen unter anderem mehrfach mit sogenannten 'Springerstiefeln' massiv gegen den Kopf und Rumpf getreten wurde", heißt weiter in der Mitteilung.

Opfer mussten medizinisch versorgt werden

Ein Opfer erlitt demnach "erhebliche" Verletzungen am Kopf und Körper und musste ambulant medizinisch behandelt werden. Danach sollen die mutmaßlichen Täter Polizisten rassistisch beleidigt und ebenfalls angegriffen haben. Dabei löste sich eine Fensterscheibe eines Imbisses und traf einen Polizisten am Kopf. Ein weiterer Beamter brach sich die Hand. Zwei der Beschuldigten sollen sich dazu ihrer Festnahme widersetzt haben. Einer der 19-Jährigen soll dabei erneut versucht haben, einen Polizisten zu schlagen – traf ihn aber nicht.

Bei Durchsuchungen am 27. Dezember 2024 waren Handys, Speichermedien, mutmaßliche Tatkleidung, Vermummungsutensilien, gefährliche Gegenstände wie Schlagwerkzeuge und Messer sowie rechtsextreme Propagandamaterialien sichergestellt worden. Ermittler waren seinerzeit an insgesamt zehn Wohnadressen in Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zu Razzien ausgerückt – unter anderem in Wolfsburg und Halle. Die Ermittlungen haben laut Berliner Generalstaatsanwaltschaft gezeigt, dass die Beschuldigten einer gewaltbereiten rechtsextremen Jugendgruppe angehören. Der Angriff soll durch diese Ideologie motiviert gewesen sein.

Ein Tatverdächtiger hat gestanden

Der 20-Jährige hat die Vorwürfe teilweise eingeräumt. Der Mann aus Aschersleben ist deshalb unter Auflagen auf freiem Fuß. Die anderen Verdächtigen schweigen. Nach Recherchen von MDR INVESTIGATIV befinden sich derzeit ein 19-Jähriger und ein 17-Jähriger aus Halle und 19 Jahre alter Tatverdächtiger aus Leuna in Untersuchungshaft.

Das Verfahren wurde inzwischen auf vier weitere Verdächtige im Alter von 15, 16, 19 und 21 Jahren ausgeweitet. Die Ermittlungen laufen noch. Die Beschuldigten kommen aus Schkopau, Halle und Rötha.

Tumulte und Krawall bei Demonstration

Mehrere tausend Menschen hatten sich Mitte Dezember 2024 im Berliner Stadtteil Friedrichshain einer Demonstration von Rechtsextremen entgegengestellt. Die rechtsradikalen Demonstranten mussten ihren Zug abbrechen und wurden von der Polizei zur U-Bahn geleitet. Manche Gruppen von Gegendemonstranten versuchten Sitzblockaden, andere griffen Polizisten zum Teil mit Stein- und Flaschenwürfen an, wie die Polizei mitteilte. 31 Polizisten wurden verletzt, 29 an den Tumulten und dem Krawall beteiligte Demonstranten festgenommen.

AFP, MDR (Martin Nass, Linus-Benedikt Zosel, Daniel George, Hannes Leonard) | Zuerst veröffentlicht am 16. Dezember 2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Dezember 2024 | 15:00 Uhr

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