Rechtsextremismus Anschlagspläne auf Synagoge Halle: 19-Jähriger aus U-Haft entlassen
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10. Mai 2025, 11:50 Uhr
Er soll eine rechtsextrem motivierte Tat geplant, sich ein Gewehr gekauft und die Anschläge mehrfach angekündigt haben – dennoch wurde ein 19-jähriger Terrorverdächtiger aus Halle aus der Untersuchungshaft entlassen. Er lebt nun offenbar in der Nähe der Synagoge, die 2019 Ziel eines tödlichen Anschlags war. Die Ermittlungen laufen weiter, die Polizei beobachtet ihn.
Ein 19-jähriger Terrorverdächtiger, der einen rechtsextremistisch motivierten Anschlag auf die hallesche Synagoge geplant haben soll, ist wieder auf freiem Fuß. Das bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Halle MDR SACHSEN-ANHALT am späten Freitagnachmittag. Demnach hat das Amtsgericht Halle verfügt, dass die Untersuchungshaft ausgesetzt wird. Das Verfahren laufe normal weiter. Der 19-Jährige habe Meldeauflagen bekommen und eine Kaution gezahlt.
Nach Informationen der "Mitteldeutschen Zeitung", die zuerst über die Entwicklung berichtet hatte, soll der Verdächtige nun vorerst bei Verwandten in der Nähe der Synagoge in der Stadt leben. Dem Bericht zufolge wird der Mann von der Polizei beschattet.
Mann zuvor in der Schweiz festgenommen
Der Deutsche stammt aus Halle, lebte aber zuletzt in der Schweiz, wo er Mitte Februar festgenommen wurde. Im April war er an die deutschen Behörden ausgeliefert worden und saß in Freiburg im Breisgau U-Haft. Im Anschluss wurde er nach Sachsen-Anhalt überführt.
Geplanter Anschlag auf Synagoge Halle: Tat mehrfach angekündigt
Der 19-Jährige soll die beabsichtigte Tat zwischen Juli 2024 und Februar dieses Jahres wiederholt im Messenger-Dienst "Telegram" angekündigt haben. Außerdem hat er sich laut Staatsanwaltschaft ein Gewehr gekauft, das bei einer Durchsuchung sichergestellt wurde. Der konkrete Zeitpunkt für die Tat stand demnach noch nicht fest.
Der Staatsanwaltschaft zufolge bestreitet der Mann, die Anschlagspläne ernsthaft verfolgt zu haben. Gegen den mutmaßlichen Täter seien schon mehrere Verfahren geführt worden. Die Staatsanwaltschaft sprach dabei von "Kleinigkeiten", die für den aktuellen Fall keine Rolle spielten. Weitere Angaben machte sie mit Verweis auf das jugendliche Alter des Mannes nicht.
Zwei Tote bei Anschlag im Jahr 2019
Die Synagoge in Halle war bereits 2019 Ziel eines Attentäters geworden. Der Mann hatte versucht, in das jüdische Gotteshaus einzudringen. Nachdem er an der Tür scheiterte, erschoss er eine Passantin und später einen jungen Mann in einem Döner-Imbiss. Auf seiner Flucht vor der Polizei verletzte er mehrere Menschen. Im Dezember 2020 wurde der Mann vor Gericht zur Höchststrafe verurteilt. Auf die neuerlichen Anschlagspläne reagierte die Jüdische Gemeinde Halle erschüttert.
MDR (Marc Weyrich, Oliver Leiste, Cornelia Müller, Christoph Dziedo, Hanna Kerwin)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Mai 2025 | 11:00 Uhr