Kunstverein Talstraße Halle Auf Caspar David Friedrichs Spuren: neue Schau "Sehnsucht Romantik"
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11. August 2024, 03:00 Uhr
Halle reiht sich ein ins Caspar-David-Friedrich-Jubiläumsjahr: Am 5. September 1774 – vor 250 Jahren – wurde der berühmteste Maler der deutschen Romantik geboren. Während man im Dresdner Albertinum der Ausstellungseröffnung zu Ehren Caspar David Friedrichs Ende August entgegenfiebert, spürt man in der Kunsthalle Talstraße schon ab Sonntag der deutschen Romantik in der Malerei nach – von Caspar David Friedrich bis zur zeitgenössischen Kunst.
- Die Kunsthalle Talstraße zeigt ab Samstag in der Ausstellung "Sehnsucht – Romantik" u. a. Werke von Caspar David Friedrich.
- Weitere Künstler aus dem 19. Jahrhundert sind mit ihren romantischen Kunstwerken zur Landschaft des Harzes vertreten.
- Insbesondere die jüngeren Werke aus dem 20. Jahrhundert bis heute zeigen die Vielschichtigkeit der romantischen Malerei.
Caspar David Friedrich war nie in den Alpen – aber im Harz. Und wahrscheinlich auch in Halle. Nach dem Abschluss seiner Harzreise, im Juli 1811, muss es dazu gekommen sein, bevor er im Herbst des Jahres Goethe in Jena aufsuchte.
Das klärt die neue Schau in der Kunsthalle Talstraße gleich in ihrem Auftakt und zeigt aus der Eremitage in St. Petersburg Caspar David Friedrichs zwei "Schwestern auf dem Söller am Hafen" von 1820 – aufgrund des Krieges leider nur als Reproduktion. In dem Bild montiert Friedrich Halles fünf Türme zu den Schiffsmasten des Greifswalder Hafens, "gotisiert" gar die Türme, macht sie mittelalterlicher als sie sind.
Die Rückschau aufs Mittelalter sei aus heutiger Sicht untrügliches Merkmal der deutschen Romantik, erklärt Matthias Rataiczyk, Kurator der neuen Schau "Sehnsucht Romantik" und Leiter des Kunstvereins Talstraße, der auch die Kunsthalle betreibt.
Goethes Zeichnungen von Halle
Dass Goethe ebenfalls Halle und den Petersberg kannte, bezeugen zwei Zeichnungen von ihm in der Ausstellung. Der Frühromantiker besuchte mehrmals "Reichardts Garten" des romantischen Komponisten Johann Friedrich Reichardt, gegenüber der Kunsthalle Talstraße an der Saale unterhalb der Burg Giebichenstein gelegen.
Als "Herberge der Romantik" ist der Garten mit Protagonisten wie Ludwig Tieck, Brentano und Novalis in die Kunstgeschichte eingegangen. Halle ist nicht nur Händel-Stadt, sondern auch eine Stadt der deutschen Romantik.
Romantik des Harzes
An historischem Ort also geht der Kunstverein Talstraße jenen Spuren nach, die Caspar David Friedrich und die Romantik in der bildenden Kunst hinterlassen haben: von der regionalen des 19. Jahrhunderts bis hin zur zeitgenössischen.
Friedrichs Harzreise – in sein berühmtes Gemälde vom Watzmann montierte er beispielsweise eine Ansicht des pittoresken Trudensteins nahe Schierke – inspirierte zahlreiche nachfolgende Maler und Anhänger.
Da sind der in Ilsenburg ab 1840 wirkende Georg Heinrich Crola, der 1802 in Stolberg im Harz geborene "Harzmaler" Ernst Helbig oder auch der 1858 in Halberstadt gestorbene Carl Hasenpflug. Ihre Werke aus den umliegenden Museen zusammenzutragen war für Matthias Rataiczyk eine besondere Aufgabe.
Friedrichs Nachfolger in der Moderne
Romantik indessen ist nicht nur blauer Dunst, Täler im Nebel und Eichen im Schnee, sondern immer auch Psychogramm einer suchenden Seele. Die von Caspar David Friedrich war dem alten Goethe zu düster, was er publikumswirksam unters Volks brachte – zumal Friedrich als glühender Patriot auch politisch, mit dem Pinsel gegen Napoleon, austeilte.
Die Schau im Kunstverein Talstraße präsentiert zahlreiche Maler und Malerinnen des 20. Jahrhunderts und von heute, die die verschiedenen Ebenen der romantischen Malerei in ihren Werken vereinen, darunter Otto Dix mit einem abstrahierten Winterblick auf den Giebichenstein, Conrad Felixmüller mit dem expressiv-bunten "Frühlingsabend in Klotzsche" von 1926 oder auch Surrealist Max Ernst mit einem "Blauen Sonnenaufgang".
Caspar David Friedrichs Anhänger
Unter den zeitgenössischen Künstlern bezieht sich wiederum der aus Gardelegen stammende Maler Markus Matthias Krüger formal auch auf Max Ernst, die Leipzigerin Nina K. Jurk malte die Schemen wohl nur noch vereinzelt stehender Nadelbäume, Sten Gutglück interpretiert Friedrichs berühmte Rückenansichten seiner Ehefrau.
Überraschenderweise, wenn auch schlüssig, finden auch Bilder von Wolfgang Mattheuer und Uwe Pfeifer in den Reigen der Anhänger Caspar David Friedrichs. Mit teils wunderbaren Bildern verhandelt die Schau das Romantische in der Malerei im Wandel von Zeitgeist und Zeit.
Weitere Informationen
"Sehnsucht – Romantik"
11. August bis 3. November 2024
Adresse:
Kunsthalle "Talstrasse"
Talstraße 23
06120 Halle (Saale)
Öffnungszeiten:
Mi–Fr | 13–18 Uhr
Sa, So | 13–17 Uhr
Feiertage | 13–17 Uhr
Eintritt: 8 Euro, 6 Euro ermäßigt
Kostenfrei für Mitglieder des Kunstvereins "Talstrasse", Studierende der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Fachbereich Kunstgeschichte, Mitglieder des ADKV
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 10. August 2024 | 17:15 Uhr