Brandserie in Heide-NordAuto-Brände in Halle: Täter schaut vermutlich zu, wie die Fahrzeuge brennen
In Halle haben seit Jahresbeginn 17 Autos gebrannt, die meisten im Stadtteil Heide-Nord. Eine Ermittlungsgruppe der Polizei geht von Serienbrandstiftung aus und vermutet, dass der oder die Täter zusehen, wie die Fahrzeuge abbrennen. Was die Polizei Anwohnern rät.
- In Halle ist im Paulusviertel am Freitag vergangener Woche ein Auto ausgebrannt. Auch im Stadtteil Lettin brannten zwei Fahrzeuge.
- Im Plattenbaugebiet Heide-Nord sind zuletzt fast täglich Autos angezündet worden.
- Die Polizei warnt angesichts der Brandserie vor Selbstjustiz.
In Halle ermittelt die Polizei nach einer Vielzahl von Autobränden. Die Zahl der in Brand gesetzten Autos war zum Ende der letzten Woche erneut angestiegen. Wie die Polizei MDR SACHSEN-ANHALT am Sonnabend mitteilte, ist Freitagvormittag ein weiteres Fahrzeug im Stadtteil Lettin in Flammen aufgegangen. Auch dort sei Brandbeschleuniger eingesetzt worden. Das Auto stand an einem Feld.
Bereits am Freitagmorgen hatten in Halle zwei Autos gebrannt, darunter auch eines in Lettin. Damit haben seit Jahresbeginn in Halle bereits 17 Fahrzeuge in Flammen gestanden – die meisten davon in Heide-Nord. Ein Zusammenhang werde geprüft, hieß es.
Die Autobrände in Halle ähneln sich
Die Brandserie war am Sonntag auch Thema in der MDR-Fernsehsendung "Kripo Live". Nach der Ausstrahlung sei bislang erst eine Rückmeldung, also ein möglicher Hinweis, bei der Polizei eingegangen. Polizeisprecher Thomas Müller erklärte, dass der oder die Täter seit dem 6. Januar immer nach demselben Muster vorgehen. Bei den beschädigten Fahrzeugen handelt es sich demnach immer um Kleinwagen. Es werde eine Fensterscheibe beschädigt und ein Brandsatz im Fahrzeug gezündet. Dann entferne sich der Täter vom Tatort.
Wir gehen stark davon aus, dass der Täter sich [...] in die Büsche schlägt und dort zuschaut, wie die Fahrzeuge brennen.
Polizeisprecher Thomas Müller
Müller sagte, die Polizei gehe davon aus, dass der Täter aus dem Stadtgebiet Halle oder aus der Umgebung kommt und sich im Plattenbau-Gebiet Heide-Nord auskennt. "Wir gehen stark davon aus, dass der Täter sich [...] in die Büsche schlägt und dort zuschaut, wie die Fahrzeuge brennen", so Müller. Ein politischer Hintergrund für die Taten wird ausgeschlossen.
Brandserie beunruhigt Anwohner in Heide-Nord
Besonders die Menschen in Heide-Nord sind beunruhigt. Eine Frau sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Wir schlafen sehr unruhig. Wir sind nachts oft wach, wo wir wirklich auf den Balkon gucken. Man hört nur noch Sirenen. Das ist ein absoluter Wahnsinn." Ihre Familie habe mehrere Autos, die sie im Freien parken müsse. "Wir haben jetzt unsere älteren Autos, die schon 15 Jahre alt sind, auf Vollkasko versichern lassen – weil wir Angst haben, auf dem Schaden zu sitzen."
Man hört nur noch Sirenen. Das ist ein absoluter Wahnsinn.
Anwohnerin in Heide-Nord
Die Polizei rät den Anwohnerinnen und Anwohnern von Heide-Nord, ihre Fahrzeuge nicht im Außenring zu parken, sondern weiter innen im Stadtteil. Zudem solle man hoch frequentierte Parkplätze nutzen, die beleuchtet sind.
Zuletzt täglich ein Brand in Heide-Nord
Auch am Donnerstagmorgen der vergangenen Woche hatte in Halle ein Auto in Flammen gestanden. Wie ein Sprecher der Polizei MDR SACHSEN-ANHALT bestätigte, wurde das Feuer ebenfalls im Stadtteil Heide-Nord gemeldet. Zunächst hatte die Mitteldeutsche Zeitung berichtet. Der mutmaßliche Brandstifter wurde auch hier noch in der Nähe vermutet.
Nach dem Unbekannten war mit einem Hubschrauber gesucht worden. Der Helikopter sei extra aus Magdeburg angefordert worden. Er ist den Angaben nach mit einer Wärmebildkamera ausgestattet und kann Wärmefelder – etwa von Menschen – aus der Luft entdecken.
Polizei geht von Brandstiftung aus
Auch am Mittwoch hatte in Heide-Nord ein Auto gebrannt. Die Polizei war kurz vor 6 Uhr alarmiert worden. Ein Sprecher sagte MDR SACHSEN-ANHALT, aufgrund einer eingeschlagenen Heckscheibe am Fahrzeug liege die Vermutung nahe, dass es sich um Brandstiftung handele.
Weitere Brände am 20. und 21. Januar
Einen Tag zuvor, am Dienstagmorgen, hatte es in dem Plattenbaugebiet gleich mehrfach gebrannt. Laut Polizei kam es zu dem ersten Feuer gegen 4 Uhr im Keller eines Hauses. Drei Stunden später wurde demnach im selben Hauseingang ein weiterer Brand gemeldet. Kriminaltechnik und Feuerwehr seien ausgerückt.
Am Montag hatten im gleichen Stadtgebiet nacheinander zwei Autos gebrannt. Das erste Auto stand gegen 4 Uhr in Flammen. Durch die Hitze waren zwei angrenzende parkende Pkw beschädigt worden. Gegen 7 Uhr brannte ein einzeln parkendes Auto in der gleichen Straße in Heide-Nord.
11. und 12. Januar: Auto zweimal angezündet
Am Wochenende des 11. und 12. Januars hatte in Heide-Nord ebenfalls ein Fahrzeug in Flammen gestanden. In der Nacht zum Samstag hatten der oder die Täter zunächst die Scheibe des Autos eingeschlagen und Feuer gelegt – das allerdings erlosch. Nachdem die hinzugezogenen Polizisten weg waren, zündeten Unbekannte das Auto noch einmal an. Diesmal brannte es ab.
In der Vorwoche hatten in Heide-Nord zwei geparkte Autos gebrannt, eines im Heidering und eines im Lunzbergring. Der Polizei zufolge hatten Anwohner die Brände im Abstand von 20 Minuten gemeldet. Bei allen bereits untersuchten Bränden wurde ein technischer Defekt ausgeschlossen, teilte die Polizei MDR SACHSEN-ANHALT mit.
Polizei warnt vor Selbstjustiz
Im Zusammenhang mit den Bränden warnt die Polizei ausdrücklich vor Selbstjustiz. Die Ermittlungen zu den Bränden hätten "oberste Priorität" im Revier. Die Polizei bittet die Bevölkerung, mögliche Auffälligkeiten sofort zu melden und nicht bloß bei Social Media zu posten. "Wir nehmen jeden Hinweis ernst", sagte der Polizeisprecher.
Brennende Autos in Halle: Ermittlungsgruppe gegründetUm die Brände aufzuklären, hat die Polizei eine Ermittlungsgruppe gegründet. Die Beamten gehen nach eigenen Angaben von mehreren Tätern oder Tätergruppen aus, aber auch von Nachahmern. Die Tatorte werden laut Polizei von Kriminaltechnikern und Brandsachverständigen untersucht. Außerdem werden DNA-Spuren abgeglichen.
Hinweise nimmt die Polizei unter folgender Nummer entgegen: 0345/ 224 20 00
Nach den Worten des Sprechers wurde wegen der anhaltenden Brände die bereits gegründete Ermittlungsgruppe verstärkt. So wolle man mögliche Zusammenhänge zwischen Auto- und Kellerbränden ermitteln. Die Polizei sprach von einer auffälligen Häufung. Die Ermittlungsgruppe arbeite mit Hochdruck und der Hilfe des Landeskriminalamtes daran, gesicherte Spuren auszuwerten.
Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in Halle 42 Autobrände. So brannten etwa im vergangenen November mehrere Fahrzeuge aus.
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MDR (Marc Weyrich, Norma Düsekow, Sebastian Gall, Cornelia Müller, Luise Kotulla, Susanne Liermann, Paula Kautz, Marius Rudolph, Christoph Dziedo, Oliver Leiste, Michael Rosebrock, Anne Gehn-Zeller, Kalina Bunk) | Erstmals veröffentlicht am 17.01.2025
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Kripo Live | 26. Januar 2025 | 19:50 Uhr