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Prozess am LandgerichtBabyleiche in Halle: Mutter wegen Totschlags verurteilt

07. März 2023, 12:43 Uhr

Nachdem im Dezember 2021 eine Babyleiche an einem Wertstoffhof in Halle gefunden wurde, blieben die Ermittlungs-Erfolge zunächst aus. Etwa ein Jahr später fand die Polizei die Frau mithilfe von Zeugen-Hinweisen. Zu Beginn ihres Prozesses gestand die 38-Jährige, dass sie ihr Baby kurz nach der Geburt ausgesetzt hatte. Nun wurde das Urteil gesprochen.

Im Prozess um ein totes Baby in Halle ist die Mutter am Dienstag wegen Totschlags zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht konnte keine verminderte Schuldfähigkeit der Angeklagten feststellen. "Es gab viele Möglichkeiten, das Kind nicht sterben zu lassen, Sie wollten nicht, dass das Kind überlebt", fasste der vorsitzende Richter bei der Urteilsverkündung zusammen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Geständnis am ersten Prozesstag

Die Frau hatte bereits am ersten Prozesstag ein Geständnis abgelegt. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Abschlussplädoyer fünf Jahre und sechs Monate Haft gegen die 38 Jahre alte Mutter gefordert. Die Angeklagte habe den Tod des Kindes trotz ihrer festgestellten Intelligenz-Minderung billigend in Kauf genommen, sagte die Staatsanwältin. Ihre geschilderte Hoffnung, dass das Kind gefunden werde, wertete die Staatsanwaltschaft als Schutzbehauptung.

Die Verteidigung hatte ein Strafmaß von zwei Jahren gefordert und auf das emotionsfreie Umfeld der Angeklagten verwiesen. So hätte der Kindesvater die Geschehnisse verhindern können. Dieser hatte sich jedoch seiner Verantwortung entzogen, als er von der Schwangerschaft erfahren hatte. Zudem sei die Angeklagte aufgrund einer geistigen Einschränkung nicht in der Lage gewesen, Probleme adäquat zu lösen.

Angeklagt war sie wegen Totschlags. Ein Gutachter hatte der Frau verminderte Schuldfähigkeit attestiert.

Schockierende Details

Die Aufarbeitung des Falles hatte teilweise schockierende Details rund um den Fall an die Öffentlichkeit gebracht. So sei nach wie vor nicht klar, wodurch das Kind letztlich gestorben sei. Durch die Winter-Temperaturen zum Zeitpunkt der Ablage ist wahrscheinlich, dass das kleine Mädchen erfror. Allerdings wies der aufgefundene Leichnam Bissspuren von Tieren auf. Ein Gutachter vermutete, dass Füchse für diese verantwortlich waren. Die Tiere hätten demnach den Kopf und Gliedmaßen des Kindes abgetrennt.

Baby 2021 am Wertstoffhof abgelegt

Im Dezember 2021 hatte die nun verurteilte Hallenserin ihr Neugeborenes an einem Entsorgungs-Betrieb in der Hordorfer Straße abgelegt, wo es erst knapp eine Woche später von einer Passantin gefunden worden war.

Etwa ein Jahr lang blieb die Frau unentdeckt. Im Dezember 2022 fand die Polizei sie mit Hilfe von Hinweisen von Zeuginnen und Zeugen sowie einer DNA-Analyse und Telefon-Daten.

Im Prozess hatte die Frau gesagt, sie habe gehofft, dass sich jemand des Kindes annehmen würde, als sie ihr Kind in der Hordorfer Straße ablegte.

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MDR (Theo M. Lies, Julia Heundorf)

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