
Modernisierung auf der Kippe Halle: Millionen-Förderung für Wasserwerk Beesen ungewiss
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23. Januar 2025, 10:13 Uhr
Das traditionsreiche Wasserwerk Beesen im Süden von Halle soll reaktiviert werden – etwa, um dem Bedarf von Industrie gerecht zu werden. Doch für die Modernisierung werden Millionen Euro benötigt. Das Land Sachsen-Anhalt hatte Fördermittel in Aussicht gestellt. Aber die Zusage lässt auf sich warten.
- Halle will die Wasserversorgung von Haushalten und Industrie stärken.
- Dafür soll das stillgelegte Wasserwerk Beesen fit gemacht werden.
- Das Vorhaben hängt am Geldhahn des Landes – aus dem bislang nichts kommt.
In Halle steht die millionenschwere Modernisierung des Wasserwerkes Beesen auf der Kippe. Wie Vertreter der Stadt MDR SACHSEN-ANHALT mitteilten, ist man zwar startklar. Was fehle, sei eine Förderzusage vom Land. Bürgermeister Egbert Geier (SPD) kritisiert, dass das Wasserwerk im Entwurf für den Landeshaushalt 2025/26 nicht auftaucht.
Land Sachsen-Anhalt soll Großteil der Investition stemmen
Die Gesamtkosten liegen bei rund 60 Millionen Euro. 52,5 Millionen Euro hatte die Landesregierung den Angaben nach als Förderung in Aussicht gestellt und wollte das Geld aufgeteilt von 2025 bis 2028 im Etat einplanen. Nach den Worten Geiers ist die Modernisierung der Anlage wichtig, um Industriebetriebe im Süden Sachsen-Anhalts anzusiedeln. Damit sei das Projekt landesbedeutsam. "Deshalb plädiere ich und erwarte auch von der Landesregierung, dass sie diese Mittel über den Landeshaushalt zur Verfügung stellt", so Geier im MDR.
Dieses Projekt ist landesbedeutsam.
2024 hatte der Stadtrat von Halle dafür gestimmt, das Wasserwerk Beesen als sogenanntes Spitzenlastwasserwerk zu modernisieren. Das bedeutet, dass damit zusätzliche Wassermengen ins Netz eingespeist werden können, um die Trinkwasserversorgung abzusichern, gegen Trockenphasen gewappnet zu sein und um den Standort für wasserdurstige Industrien attraktiv zu machen. Beispielsweise wird bei der Herstellung von grünem Wasserstoff sehr viel Wasser benötigt.
Halle und das Trinkwasser
Nach dem Bau des Pumpwerks in Beesen war Halle 1868 die erste deutsche Stadt, die alle Haushalte an eine zentrale Wasserversorgung angeschlossen hatte. Bis 1957 versorgte das Wasser aus der Saale-Elster-Aue in Beesen allein die Stadt Halle, später kam Wasser aus der Elbaue und ab 1965 aus der Rappbodetalsperre hinzu.
Die letzte Modernisierung des Wasserwerks begann noch zu DDR-Zeiten. Im Mai 1993 wurden die Altanlagen nach 125 Jahren Betrieb stillgelegt und durch ein neues, 100 Millionen DM teures Wasserwerk ersetzt – zu einem Fünftel gefördert vom Bundesforschungsministerium. Das Werk gehörte seinerzeit zu den modernsten Anlagen seiner Art in Europa.
Seit den Zweitausenderjahren kommt der Hauptteil des halleschen Trinkwassers aus dem Ostharz. Das Wasserwerk Beesen wurde 2007 in Reserve gestellt.
Auch Betriebsgesellschaft wartet auf die Zusage
Zustimmung bekommt Geier von Jörg Schulze, dem Leiter der Wasserwerk Besitz- und Betriebsgesellschaft mbH. Das städtische Unternehmen wurde eigens gegründet, um das Wasserwerk Beesen bis 2029 fit zu machen. Das Landesverwaltungsamt habe die baufachliche Prüfung beendet, alle Genehmigungen und ein Entwurf des Fördermittelantrages lägen vor, sagte Schulze MDR SACHSEN-ANHALT. Was fehle, sei eine verlässliche Finanzierungszusage vom Land.
dpa, MDR (Cornelia Müller, Tatiana Gropius, André Plaul)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Januar 2025 | 08:00 Uhr
astrodon vor 2 Wochen
@hdR: Sorry, ich muss berichtigen: Die Kosten des "neuen" Werkes betrugen 1993 100 Mio. D-MARK. Wenn ich das in Bezug setze zur allgemeinen Inflation komme ich auf knapp 60 Mio. € zu hutigen Preisen - für ein zusätzliches Wasserwerk.
Sie haben natürlich Recht: Baukosten sagen nichts über die Leistungsfähigkeit - allerdings ist die auch keine Vergleichsgröße in Bezug auf die Kosten, denn der Aufwand kann durchaus unterschiedlich sein. Daher sind auch andere Beispielrechnungen nicht hilfreich.
hinter-dem-Regenbogen vor 2 Wochen
100 Millionen > macht 5 Milionen Euro pro Jahr abgewirtschaftet ?
Jetzt noch 60 Millionen.
Es ist eben der öffentliche Sektor , der sich solchen Luxus leisten kann.
PS:
Zum Glück gibt es Beispielrechnungen , weil nicht nur in Sachsenanhalt neue Wasserwerke gebaut werden.
Bei dem besagten Projekt, sollte man einen ehrenamtlichen Finanzprüfer als Berater hinzuziehen. Auch die Kommunalvertreter sind aufgefordert, dass Projekt, genaustens zu hinterfragen.
@astrodon
Übrigens geben die Baukosten keine Auskunft über das Leistungsvermögen einer Wassertechnischen Anlage .
Deshalb bleibe ich bei der "Vermutung", dass hier Gelder, die für die Umsetzung einer "Energiewende" vorgesehen sind , die Motivation der Vorhabenplaner und deren "beratende Berater" in der örtlichen Wirtschaft und Politik, sind.
Woher stammten eigentlich die 100 Millionen Euro vor 20 Jahren ?
Anderswo kann man damit 3 Wasserwerke Neu bauen.
astrodon vor 2 Wochen
@hdR: Nur mal nebenbei ist die Gegend äusserst dürftig mit Grundwasser gesegnet - das dort geförderte Was der stammt ursprünglich eben doch aus der Saale. Leider sind auch 60 Mio. da nicht viel - das neue Wasserwerk hat vor 20 Jahren ganze 100 Mio. gekostet.