Uta van den BroekBühnen Halle: Unterstützer-Brief für in Kritik geratene Geschäftsführerin
Die nach Vorwürfen in die Kritik geratene Geschäftsführerin der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, Uta van den Broek, wird von dutzenden Mitarbeitern unterstützt. In einem offenen Brief betonen sie Führungsqualitäten, Weitsicht und Mut ihrer Chefin. Sie hatte angekündigt, für eine Verlängerung ihres Vertrags nicht zur Verfügung zu stehen. Die Mitarbeiter hoffen dennoch, dass sie bleibt. Van den Broek zeigte sich daraufhin gesprächsbereit.
- Fast 150 Angestellte der Bühnen Halle haben einen offenen, unterstützenden Brief an Geschäftsführerin Uta van den Broek unterschrieben.
- Auch der künstlerische Leiter des Puppentheaters, Christoph Werner, hofft, dass sie ihren Vertrag doch noch verlängert.
- Uta van den Broek sagte dem MDR, sie sei zutiefst beeindruckt, wie schnell der Brief an sie zustandekommen sei.
Die Geschäftsführerin der Theater Oper und Orchester GmbH Halle (TOOH), Uta van den Broek, bekommt Rückendeckung von dutzenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wenige Tage nachdem sie angekündigt hatte, ihren Vertrag nicht verlängern zu wollen, haben sich Angestellte der Bühnen Halle zusammengetan und einen offenen Brief an die 57-Jährige geschrieben. Nach Angaben der "Mitteldeutschen Zeitung", die zuerst darüber berichtete, haben fast 150 Menschen und damit rund 30 Prozent der Angestellten unterschrieben.
Der offene Brief liegt dem MDR vor. Darin distanzieren sich die Unterzeichner von den Vorwürfen, die gegen ihre Chefin erhoben wurden. Insbesondere die Anschuldigungen hinsichtlich einer angeblich machtmissbrauchenden Arbeitsatmosphäre hätten die Angestellten schockiert.
Sexismus bei einer Probe?
Den Bericht über angeblichen Sexismus am Neuen Theater in Halle thematisiert der Brief nicht direkt. Die Antidiskriminierungsstelle des Landes Sachsen-Anhalt hatte das Neue Theater im Herbst aufgefordert, gegen sexistische Diskriminierung vorzugehen. Anlass war eine Probe vom Juni, bei der laut einem anonymen Schreiben einer Künstlerin technische Mitarbeiter des Hauses unter Alkoholeinfluss sexistische Gesten gezeigt haben sollen. Uta van den Broek sei anwesend gewesen und habe nicht eingegriffen. Die Probe sei abgebrochen worden.
Offener Brief lobt Chefin der Bühnen Halle
Im offenen Brief, der unter anderem an Halles Bürgermeister Egbert Geier und die Kulturbeigeordnete Judith Marquardt gesendet wurde, wird van den Broeks Kompetenz gelobt: "Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich betonen, wie sehr wir Ihre Führungsqualitäten schätzen, die sich durch Weitsicht, Zuversicht, Mut, Klarheit und eine den Mitarbeitenden zugewandte Haltung auszeichnen, stets verbunden mit kritischer Reflexion und Entschlusskraft." Zudem habe sie immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiter aller Bereiche.
So sieht es auch der künstlerische Leiter des Puppentheaters und Ko-Direktor des Thalia Theaters, Christoph Werner. Er unterzeichnete den Brief und sagte MDR KULTUR, er hoffe darauf, dass van den Broek doch noch ihren Vertrag verlängere.
"Ich bin seit Gründung der GmbH dabei und ich möchte sagen, dass sie für mich von den drei Geschäftsführern, die wir hatten, die beste Geschäftsführerin ist", so Werner. Er wünsche sich, dass sie ihre Entscheidung noch einmal überdenke. "Sie ist Wirtschaftsprüferin. Einen so qualifizierten Geschäftsführer zu finden wird geradezu unmöglich sein." Auch dass sie aus Halle kommt, sei ein großer Pluspunkt, weil sie, anders als ihre Vorgänger, in der Stadtgesellschaft verankert und vernetzt sei.
Geschäftsführerin Uta van den Broek "zutiefst beeindruckt"
Uta van den Broek sagte auf MDR-Nachfrage, sie sei zutiefst beeindruckt, wie schnell der Brief an sie gewerke- und spartenübergreifend zustandekommen sei. Hinsichtlich einer Vertragsverlängerung sei sie für Entscheidungsträger gesprächsoffen.
Mitte Oktober hatte die Geschäftsführerin der Bühnen Halle mitgeteilt, für eine Vertragsverlängerung nicht zur Verfügung zu stehen. Nach MDR-Informationen hatte sich in der Aufsichtsratssitzung der TOOH eine knappe Mehrheit dafür ausgesprochen, die Entscheidung um eine Vertragsverlängerung zu vertagen. Uta van den Broeks Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2025.
Wirtschaftsprüferin van den Broek löste Rosinski ab
Van den Broek leitet die Bühnen Halle seit Sommer 2020. Die Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin war eine von insgesamt 17 Kandidaten, die sich auf den Posten bewarben. Der Aufsichtsrat der TOOH hatte damals Stefan Rosinski als Geschäftsführer vorzeitig freigestellt. Ihm war vor allem vorgeworfen worden, das Betriebsklima an den Häusern der TOOH stark beschädigt zu haben.
Konflikte zwischen künstlerischen Leitern und GeschäftsführungSeit 2009 sind in Halle mehrere Bühnen und die Staatskapelle unter dem Dach der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle vereinigt. An den Bühnen gab es in der Zeit vor Uta van den Broek diverse Konflikte zwischen den künstlerischen Leitern und der Geschäftsführung sowie Streit um die Staatskapelle Halle.
MDR (Raik Steingasser, Luise Kotulla, Cornelia Müller)
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 01. November 2024 | 12:30 Uhr