Sanierungsfall OperBühnen Halle wollen auch bei Generalsanierung weiter spielen
Die Bühnen Halle sind im Gespräch mit der Stadt über die Sanierung ihres Gebäudebestandes. Dazu gehören die Oper, das Puppentheater, das Thalia Theater und das Neue Theater, aber auch Probebühnen und andere Orte. Es geht um Brandschutz, künftiges Energiemanagement, bauliche Substanzprobleme und zu wenig Platz. Doch wie soll man sanieren, ohne den laufenden Betrieb einzuschränken? Von den enormen finanziellen Herausforderungen ganz abgesehen.
- Bei der Sanierung der Bühnen Halle gibt es Herausforderungen, so beim Brandschutz oder der verfügbaren Sanierungszeit.
- Die fast 30 Immobilien gehören zur GmbH der Bühnen Halle und nicht der Stadt.
- Nötig ist eine Generalsanierung, bei der es jedoch bei keiner Sparte zu Aufführungsausfällen kommen soll.
Die Bühnen Halle haben nach Aussage der Geschäftsführerin Uta van den Broek Verhandlungen mit der Stadt über eine Generalsanierung ihrer Gebäude aufgenommen. Für den Übergang wird nach kreativen Lösungen gesucht. Betroffen ist ganz besonders die Oper, deren Fassade sichtbar bröckelt. Doch es geht um weitaus mehr. Das Fünfspartenhaus steckt in verschiedenen Baustellenprojekten, und die sind nicht nur an Bauzäunen oder Absperrungen rund um die Oper erkennbar.
"Wir müssen ja nicht nur die Fassade mit neuen Fenstern ertüchtigen, sondern wir wollen auch gleich die anderen Themen mit lösen", sagte van den Broek MDR KULTUR. Das sei zum einen der Brandschutz, bei dem das Problem bis zur Betriebsschließung führen könnte. Aber auch die schwierigen Probebedingungen für das Ballett seien ein Thema – und alles zusammen ein großes Dilemma.
Ihre Lösungsidee: Ein modularer Anbau. Der würde für den Moment den einsturzgefährdeten Teil der Oper sichern sowie die viel zu kleinen Probenräume erweitern – und im Falle einer Grundsanierung könne er wieder abgenommen werden.
Grenzen der Baumaßnahmen
Die Raum- und Brandschutzprobleme sind baulich begründet: Das Gebäude der Oper Halle wurde 1886 als Theater gebaut – und ist ein Kulturdenkmal. Das Haus gebe die Strukturen vor, sagt van den Broek, man könne sich beschränken, aber alles habe auch ein Limit.
Nicht nur das Gebäude schränkt die Baumöglichkeiten ein, auch der laufende Spielbetrieb. Erneuerungen müssten genau getaktet sein, erklärt der Leiter der Haus- und Betriebstechnik der Bühnen Halle, Mirko Scharsig: "Wir haben nur vier beziehungsweise fünf Wochen Zeit für sowas. Das ist nur in der Spielpause umsetzbar." Nötig sei ein planerischer und logistischer Aufwand, der schon in der Spielzeit davor beginnen müsse, in der Regel ein Jahr vorher.
Wir haben nur vier beziehungsweise fünf Wochen Zeit für sowas. Das ist nur in der Spielpause umsetzbar.
Mirko Scharsig, Leiter der Haus- und Betriebstechnik, zum Umbau
Immobilien sind nicht im städtischen Bestand
Brandschutz, Gebäudesicherheit oder Energieauflagen sind ein Thema für alle Kulturhäuser. Doch in der Regel gelten die Theater als Immobilien der Stadt, die sich entsprechend auch um Instandhaltung und Sanierung der Gebäude kümmert. Nicht so bei den Bühnen Halle.
2009 gingen im Rahmen der Fusion des Puppentheaters, des Thalia Theaters, des Neuen Theaters und der Oper sämtliche dazugehörigen Gebäude von der Stadt an die neugegründete GmbH der Bühnen Halle über. Seitdem verwaltet diese den sehr kleinteiligen Immobilienbestand. 29 Gebäude sind es: die Spielstätten, Lagergebäude an unterschiedlichen Stellen in der Stadt, mehrere Probebühnen – plus Wohnungen und Grundstücke. Logistisch eine Herausforderung.
Als GmbH müssen die Bühnen die Instandhaltung aller Immobilien verantworten, können dafür aber auch eigenständige Entscheidungen treffen. Auch in künstlerischer Hinsicht.
Rahmenbedingungen sind schwierig
Der langjährige Intendant des Theaters, Matthias Brenner, kam kurz nach dem Zusammenschluss nach Halle. Er hat in dieser Zeit künstlerische Freiheiten erlebt, die Chance, Nischen auszuprobieren und mit den anderen Sparten zusammenzuarbeiten. Aber auch Stellenabbau und Rezession.
Man befinde sich, was den subventionierten Kunstbetrieb betrifft, in der Rezession, ordnet er die Situation ein, das betreffe landauf, landab alle Theater, ob GmbH oder städtisch. Die Inflationsausgleiche würden nicht genügen. Und auch die "gewerkschaftlich durchaus verständlich eingeforderten Schritte sind ja richtig, belasten aber natürlich am Ende die künstlerischen Etats", so Brenner weiter.
Ehrgeizige Ziele
Um der gesamten Situation möglichst gut Herr werden zu können, befinden sich die Bühnen Halle derzeit in Gesprächen mit der Stadt. Dass die Immobilien zurück an die Stadt gehen, steht jedoch nicht zur Debatte. Doch über kurz oder lang wird es auch hier eine Generalsanierung geben müssen. Und dass die glimpflich über die Bühne geht, daran hat auch die Stadt ein Interesse.
Geschäftsführerin van den Broek berichtet über ehrliche Gespräche – und ein klares Ziel: "Die Oper muss leben! Keine einzelne Sparte darf bei so einer Generalsanierung geschlossen werden. Das ist logistisch schwierig, aber nicht unlösbar."
Die Oper muss leben! Keine einzelne Sparte darf bei so einer Generalsanierung geschlossen werden. Das ist logistisch schwierig, aber nicht unlösbar.
Uta van den Broek, Geschäftsführerin der Bühnen Halle
Quelle: MDR KULTUR (Carolin Büscher)
Redaktionelle Bearbeitung: op
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 03. September 2024 | 07:30 Uhr