Krematorium in Halle "Wir haben mehr Verstorbene, als wir einäschern können"
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Im halleschen Krematorium verzögern sich die Einäscherungen. Obwohl im Dreischichtbetrieb gearbeitet wird, dauert es ab Ankunft eines Sarges bis zu sieben Tage. Etwa ein Drittel der Menschen sind an oder mit Corona gestorben.

Es dauert nur etwa 30 Sekunden, bis der Sarg durch die sich öffnende Ofentür in den glutroten Vebrennungsraum fährt, dort abgesetzt wird und sich die Luke wieder schließt. Nach etwa einer Stunde ist der Verstorbene eingeäschert. Im Krematorium am Gertraudenfriedhof, dem einzigen der Stadt Halle, passiert das momentan durchschnittlich 38 Mal pro Tag. Doch es warten weit mehr Särge: Doppelt so viele Verstorbene kommen täglich an.
Der Geschäftsführer des Krematoriums, Michael Kriebel, sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Wir haben die Situation, dass über den Tag mehr Verstorbene eingestellt werden als wir in 24 Stunden einäschern können. Entsprechend arbeiten wir im Moment gegen den Bestand." Die Toten stammen nicht nur aus Halle, sondern auch aus dem Saalekreis, Salzlandkreis, der Börde, Magdeburg und Leipzig. Der Grund: Das Unternehmen arbeitet mit Bestattungsunternehmen in diesen Kreisen oder Städten zusammen.
Särge auch im Außenbereich
Im Moment liegen Kriebel zufolge 371 Verstorbene in der Kühltechnik in Halle, davon seien 265 zur Einäscherung bereit. Die beiden Kühlkammern sind belegt, auch im überdachten Außenbereich stapeln sich die Särge. Durch die tiefen Temperaturen sei das aber kein Problem, sagt Kriebel.
Etwa ein Drittel der Menschen ist laut Krematorium an oder mit Corona verstorben. Die Corona-Toten werden extra gelagert – wegen der Infektionsgefahr für die Mitarbeiter und den Arzt der Leichenschau. In den Wintermonaten liegt die Sterbequote ohnehin deutlich über dem Sommer und die Pandemie sorgt für weitere Sterbefälle.
Mitarbeiter und Technik am Limit
Im Krematorium wird deshalb derzeit im Dreischichtbetrieb gearbeitet. "Wir laufen rund um die Uhr bis in den Sonntag hinein, um dann den Öfen die Möglichkeit zu geben, die Wärme, die bei einem Einäscherungsprozess entsteht, wieder abzugeben", so Geschäftsführer Kriebel. Seine Mitarbeiter liefen genau wie die Technik am Limit. Die Termine für eine Einäscherung verzögerten sich und lägen bei fünf bis sieben Arbeitstagen, üblich wären sonst zwei bis drei. "So ähnlich hatten wir das aber im Jahr 2018 schon", sagte Kriebel. Damals habe eine extreme Grippewelle für viele Todesfälle gesorgt.
Unter Mitwirkung von Theo M. Lies.
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Quelle: MDR/lk
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 19. Januar 2021 | 17:40 Uhr
Micky Maus vor 11 Wochen
"Ja zu blöd, dass die Tschechen selbst zu viel mit dem Einäschern der eigenen Leute zu tun haben."
Zu blöd das ihre Antwort damit nichts zu tun hat ;-)
CrizzleMyNizzle vor 11 Wochen
"einige Prozent erhöhte Auslastung zu kleineren Problemen führen "
Sehr kaltherzige Umschreibung für "Es sterben mehr Leute als sonst"
Es geht hier nicht darum dass mal mehr Schränke verkauft werden oder der Blumenhändler nicht hinterher kommt :(
CrizzleMyNizzle vor 11 Wochen
Da wir hier beim MDR sind.
Jedes der 3 Bundesländer hat mehr Tode im Herbst 2020 als im Herbst 2018.
Zahlen auf der destatis Seite die Sie offensichtlich bereits kennen.
Jahren Land September Oktober November
2020 Sachsen Insgesamt 4 375 4 740 6 145
2020 Sachsen-Anhalt Insgesamt 2 602 2 783 2 743
2020 Thüringen Insgesamt 2 287 2 439 2 583
2018 Sachsen Insgesamt 4 074 4 211 4 350
2018 Sachsen-Anhalt Insgesamt 2 347 2 527 2 565
2018 Thüringen Insgesamt 2 274 2 244 2 328