Foodsharing in Halle Teller statt Tonne: Für überschüssiges Essen gibt es in Halle "Fairteiler"

26. März 2023, 09:31 Uhr

In Deutschland sind Lebensmittel im Überfluss vorhanden. Daher landen viele noch essbare Lebensmittel im Müll. Immer mehr Menschen wollen diese Produkte lieber retten, als im Supermarkt neue zu kaufen. In Halle gibt es mit sogenannten Fairteilern Anlaufstellen, um überschüssiges Essen zu teilen.

Laut der Initiative Foodsharing werden rund 30 Prozent aller Lebensmittel weggeschmissen. Um der Verschwendung etwas entegen zu setzen, gibt es in vielen Städten sogenannte "Fairteiler". Das sind Regale oder Kühlschränke, über die Lebensmittel kostenlos die Besitzer wechseln. Jeder darf in diese Schränke Essen hineinstellen oder sich daraus bedienen.

Ingrid Schulz aus Halle ist seit drei Jahren Lebensmittelretterin. Zumeist nutze sie den Fairteiler einmal pro Woche, sagt sie. Heute hat sie Brötchen, Salat und Baguette in ihren Beutel gepackt. Dass die Lebensmittel vom Vortag sind, störe sie nicht. Denn alles halte sich viel länger, als das Mindesthaltbarkeitsdatum suggeriere. Außerdem könne man alles auch einfrieren, um es noch länger haltbar zu machen. Auf den Fairteiler sei Schulz durch einen Fernsehbericht aufmerksam geworden.

Zwei Standorte für Foodsharing in Halle

In Halle gibt es zwei öffentliche Standorte für Foodsharing. Ein Fairteiler steht am Kunst- und Aktionsraum Hühnermanhattan in der Hordorfer Straße und der andere bei den Franckeschen Stiftungen. Da die beiden Schränke in Halle nicht über Kühlung verfügen, dürfen keine Milchprodukte, Fisch, Fleisch, geöffnete Verpackungen oder bereits zubereitete Speisen abgegeben werden.

Erlaubt sind geschlossene Konserven, Brot, Brötchen, Obst und Gemüse. Das Mindesthaltbarkeitsdatum spielt dabei keine Rolle. Allerdings gehören verdorbene und schimmlige Lebensmittel nicht in den Fairteiler. Es gilt die Faustregel: "Bitte teilt nur Lebensmittel, die ihr auch selbst noch essen würdet."

Neben den Fairteilern gibt es auch noch die Facebook-Seite "Foodsharing Halle und Umgebung" mit rund 2.300 Followern. Wer Essen abzugeben hat, kann sich hier direkt mit potenziellen Empfängern verabreden. Der Vorteil ist, dass auch zubereitetes Essen verschenkt werden kann.

Sophie hat zwei kleine Kinder und kommt täglich zum Fairteiler

Sophie nutzt den Fairteiler am Hühnermanhattan schon seit vielen Jahren. Auf Foodsharing ist die Mutter von zwei kleinen Kindern durch die Facebook-Gruppe aufmerksam geworden. Nun besucht sie die umfunktionierten, ausrangierten Gastro-Kühlschränke täglich. Für sie sei Foodsharing sehr wichtig, weil Lebensmittel immer teurer würden. Wenn man finanziell nicht so gut dastehe, sei es eine Erleichterung, mit dem Fairteiler Geld für Lebensmittel zu sparen. Man brauche zwar auch Glück, um etwas Schönes zu finden, aber die Auswahl sei trotzdem vielfältig, erzählt sie.

Wenn man finanziell nicht so gut dasteht, ist es eine Erleichterung.

Sophie nutzt die Fairteiler

„Es gibt oft Gemüse und Obst, davon profitieren wir. Man kann seinen Kindern etwas Gesundes auf den Teller tun. Man probiert auch viele Lebensmittel aus, die man sonst nicht kaufen würde. Zum Beispiel habe ich Süßkartoffeln so zum ersten Mal genutzt und vegane Lebensmittel oder exotische Früchte.“

Hauptsächlich an den Sonnabenden würden größere Lebensmittellieferungen ankommen. Viele würden schon genau die Zeiten der Lieferung kennen. Ungefähr zehn Leute stünden dann bereit, um die Lebensmittel in den Schrank einzuräumen, sauberzumachen oder Lebensmittel abzuholen.

150.000 Kilo Lebensmittel in zehn Jahren gerettet

Über die Webseite foodsharing.de können Interessierte sich als Foodsharer (Lebensmittelteiler) registrieren und dann Essenskörbe auf der Plattform anbieten oder abholen. Um Foodsaver (Lebensmittelretter) zu werden, muss zusätzlich ein Test bestanden werden. Foodsaver holen Lebensmittel von kooperierenden Betrieben ab und verteilen das Essen.

Ulrike Fanghänel ist Foodsharing-Botschafterin und ist damit zugleich auch Repräsentantin von foodsharing.de in Halle. Die Voraussetzungen, um Botschafter zu werden, sind unter anderem mindestens sechs Monate Tätigkeit als Foodsaver, 15 Abholungen im letzten halben Jahr und ein zusätzlicher, bestandener Test. Als Botschafterin kümmert sie sich um neue Mitglieder und akquiriert neue Betriebe. Insgesamt wachse die Gruppe der Essensretter. Innerhalb eines Jahres habe man die Anzahl der teilnehmenden Betriebe von 15 auf fast 30 steigern können.

Hinzu kämen rund 150 Menschen, die regelmäßig Lebensmittel abholen. In den vergangenen zehn Jahren habe man laut eigenen Schätzungen rund 150.000 Kilo Lebensmittel in etwa 12.000 Einsätzen gerettet. In ganz Sachsen-Anhalt gibt es noch in acht weiteren Städten eine Gruppe von Essensrettern, unter anderem in Magdeburg, Stendal und Dessau.

MDR (Andreas Manke, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 25. März 2023 | 08:30 Uhr

6 Kommentare

randdresdner am 27.03.2023

Entschuldigen Sie bitte, aber bei ihren Nutzernamen und ihren Ausführungen zu englischen Worten huscht bei mir ein Lächeln übers Gesicht.
Ich glaube nicht, dass sie die deutsche Sprache hassen.

Copper am 26.03.2023

Meine Güte, ist dieses denglish bis englisch denn so notwendig. Fairteiler und Foodsharing. Wir sind hier immer noch in Deutschland oder hassen diese Samariter die deutsche Sprache so sehr.

kleinerfrontkaempfer am 26.03.2023

"....im Überfluß vorhanden". Stimmt auf der einen Seite. Auf der anderen Seite erschwinglich genug für alle Bevölkerungsteile? => NEIN
Millionen Menschen in diesem Land schauen mehr und mehr nach Packungsgrößen und Preisschildern um den Monat gut über die Runden zu bringen.
An den Tafeln wird gesunde Kost schon gar nicht mehr groß nachgefragt und ausgegeben. Die Märkte/Spender kalkulieren schärfer. Kleine Liefermengen sind Trumpf. Wenn es irgendwo absehbar zur Neige geht wird schnell eine neue Lieferung geordert.
Die Menschen sehen auf den Sättigungsgrad der Lebensmittel. Und es soll kein großer Zubereitungsaufwand erforderlich sein. Energiesparen! Ein sprichwörtlicher Doppelwumms. So sieht die Zeitenwende im Land und im Alltag auch aus.

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