Zehn Jahre nach der FlutDer lange Weg zum neuen Nachwuchszentrum des HFC
Im Rahmen eines Freundschaftsspiels wird das neue HFC-Nachwuchsleistungszentrum am Mittwoch im Stadtteil Silberhöhe eröffnet. Der Neubau war nötig geworden, weil das Hochwasser 2013 die alte Anlage am Sandanger zerstört hatte. Doch auch zehn Jahre nach der Flut ist das neue Nachwuchsleistungszentrum längst noch nicht fertig. Stationen einer beinah unendlichen Geschichte.
- 2013 wurde das alte Nachwuchsleistungszentrum des HFC am Saaleufer durch ein Hochwasser zerstört.
- Erst 2020 wurde mit den Arbeiten für den Ersatzbau begonnen.
- Auf der neuen Anlage sollen alle HFC-Teams Platz finden. Für andere Vereine gibt es offenbar keine Kapazitäten.
Es waren Momente, von denen sie beim Halleschen FC noch lange erzählt haben. Als bei der Flut 2013 das Wasser kam und auf dem Trainingsgelände am Sandanger alles zerstörte. Ein Mitarbeiter des Vereins hatte noch versucht, zu retten, was eben zu retten war. Mehr als ein paar alte Pokale bekam er nicht mehr zu fassen.
Auf die Profis des HFC hatte das Hochwasser zunächst kaum Auswirkungen. Sie spielten im schicken neuen Stadion, das 2011 eröffnet worden war und konnten auf dem Trainingsplatz daneben trainieren. Zumindest im Sommer. Denn wenn das Wetter schlechter wurde, waren auch sie auf die Plätze am Saaleufer angewiesen.
Deutlich schlimmer traf es aber die Nachwuchsmannschaften der Rot-Weißen. Sie hatten über Nacht ihre Heimat verloren. Die Sportplätze waren bald nachdem das Wasser abgeflossen war, wieder hergestellt. Bei Kabinen und Sanitäranlagen sah das anders aus. Hier half kurzfristig eine Burg aus Bau-Containern. Doch eine dauerhafte Lösung konnte das nicht sein, da waren sich alle Beteiligten einig.
Neuer Standort in Halles Süden
So begann die Suche nach einem neuen Standort für das HFC-Nachwuchsleistungszentrum. Einen Neubau am alten Standort schloss die Stadt schnell aus. Zu groß ist die Gefahr, dass das nächste Hochwasser wieder alles zerstören könnte. Im Stadtteil Silberhöhe in Halles Süden fand man schließlich eine geeignete Fläche. Hier sollte eine moderne Fußball-Anlage entstehen, mit sechs Plätzen, einem Volleyballfeld und weiteren Trainingsmöglichkeiten.
Für den HFC-Nachwuchs, aber auch für andere Mannschaften, hieß es damals. Zugleich hofften die Verantwortlichen, in einem Stadtteil, in dem es viele soziale Probleme gibt, mit den Sportplätzen für ein besseres Lebensgefühl zu sorgen.
Baustart im Spätsommer 2020
Doch nach der grundsätzlichen Entscheidung passierte lange nichts. Sehr lange. Woran es im Einzelnen lag, lässt sich im Nachhinein nicht mehr komplett nachvollziehen. Das Warten auf Mittel aus dem Fluthilfsfonds und eine langsame Bauplanung, die immer wieder durch grundsätzliche Diskussionen um Standort und Ausstattung unterbrochen wurde, waren sicher die wichtigsten Faktoren.
Die Jahre vergingen und die Container am Sandanger wurden zur Dauereinrichtung. Der Baustart für das neue Nachwuchsleistungszentrum erfolgte dann erst im September 2020. Mehr als sieben Jahre nach dem Hochwasser. Die Eröffnung sollte dann zwei Jahre später erfolgen.
Daraus wurde nichts. Auch weil während der Bauarbeiten insgesamt 17 Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurden und entschärft werden mussten. "Hätte der HFC mal lieber 17 Raketen im Profikader und nicht auf dem Trainingsplatz" war ein gern erzählter Kalauer in jener Zeit.
Baukosten deutlich gestiegen
Nachdem alle Bomben entfernt waren, ging der Bau der Sportplätze zügig voran. Doch im Herbst 2022 drohte das Projekt noch einmal zu scheitern. Aus ursprünglich geplanten 11,3 Millionen Euro waren – etwa wegen gestiegener Materialkosten oder den Bombenräumungen – inzwischen gut 19 Millionen Euro geworden. Viel mehr, als die alten Flutmittel eigentlich hergaben. Doch das Land erhöhte das Budget, damit das Projekt endlich fertig gestellt werden kann.
Platz für alle HFC-Teams, aber niemanden sonst?
Auf den Plätzen sollen künftig alle HFC-Mannschaften Platz finden – auch die Frauen- und Mädchenteams. Die mussten bisher oft auf andere Sportplätze in der Stadt ausweichen. Entsprechend groß war schon vor Monaten die Vorfreude bei einigen Spielerinnen.
Von der Teilhabe anderer Vereine ist dagegen keine Rede mehr. Was sich zum Teil mit der großen Anzahl an HFC-Teams begründen lässt, die die Plätze belegen werden. Aber auch mit dem Umstand, dass der HFC erhebliche Mittel in die Ausstattung und Bewirtschaftung der Anlage steckt. Für Amateurvereine dürften eine angemessene Beteiligung an diesen Summen kaum möglich sein.
Ausbildungsort für einen neuen Toni Lindenhahn
Am Mittwoch soll das neue Nachwuchsleistungszentrums dann feierlich eröffnet werden – im Rahmen eines HFC-Testspiels gegen Borussia Mönchengladbach. Die Einnahmen aus dem Spiel sollen für den Unterhalt der neuen Anlage genutzt werden. An diesem Abend wird auch HFC-Spieler Toni Lindenhahn verabschiedet – das Urgestein aus dem HFC-Nachwuchs, der bis heute 14 Jahre für die Profis gespielt hat. Bei den Rot-Weißen hoffen sie, im neuen Nachwuchsleistungszentrum mal wieder jemanden auszubilden, der zu einer solchen Identifikationsfigur für den Club wird.
Fertig ist die neue Anlage derweil noch längst nicht. Die Plätze sind bereit. Das Funktionsgebäude und die Außenanlagen unter anderem mit Parkplätzen werden erst im dritten Quartal 2024 fertiggestellt, teilte die Stadt im März mit. Stattdessen werden, wieder einmal, Container aufgestellt. Die Kosten dafür teilen sich der Club und die Stadt. Das Provisorium, dass die Kinder und Jugendlichen beim HFC nun seit zehn Jahren begleitet, wird also noch eine Weile erhalten bleiben. Wenn auch neuer, hochwassersicherer Stelle.
MDR (Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 31. Mai 2023 | 08:30 Uhr
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