15 Tage KulturkaufhausGaleria in Halle: Vom Kaufhaus der Dinge zum Kaufhaus der SinneVon Theo M. Lies, MDR SACHSEN-ANHALT
Seit knapp einem Jahr steht das Galeria-Kaufhaus in Halle leer. Jetzt zieht zwischenzeitlich neues Leben ein: Nach dem Silbersalz-Festival belebt aktuell das Kulturkaufhaus die großen Räume. Auf dem Programm stehen Ausstellungen, Mitmachaktionen, Konzerte, Lesungen, Filme und mehr. Auch in anderen Gebäuden der Stadt wird nach Ideen gesucht, um den Leerstand zu gestalten.
- Im leerstehenden Galeria Kaufhof-Gebäude in Halle hat Mitte November das Kulturkaufhaus eröffnet.
- Die Initiatoren wollen das Kaufhaus bis zum 6. Dezember mit Kultur beleben – dazu gehören auch Flohmärkte und Mitmachangebote.
- Auch an weiteren Orten in Halle werden neue Ideen gesucht, um die Stadt zu gestalten und zu beleben.
Fast genau vor einem Jahr schloss in Halle das Kaufhaus Galeria Kaufhof am Markt. Seitdem schweben über dem leerstehenden Gebäude bislang nur Fragezeichen. Die Gegenwart allerdings wartet mit einem dicken, fetten Ausrufungszeichen auf: Im Oktober hauchte das Silbersalz-Festival dem einstigen Konsumtempel schon Leben ein. Gegenwärtig sorgt das Kulturkaufhaus für neues Leben, wenn auch nur für 15 Tage.
Freiraumbüro will Galeria-Gebäude in Halle mit Kultur beleben
Tanzen, wo einst Verkaufstresen standen – eine Gelegenheit, die sich die hallesche Musicalschule "Tanzrausch" nicht entgehen lassen will. Sie lädt zum Mitmachen, Mitbewegen ein, lässt aber auch verschiedene Formationen aller Altersgruppen Raum, sich zu präsentieren und Ausschnitte aus aktuellen Projekten zu zeigen.
"Tanzrausch" ist seit 20 Jahren in Halle aktiv und gehört zu den Akteuren, die für 15 Tage das einstige Kaufhaus Galeria Kaufhof bespielen werden und aus einem Kaufhaus der Dinge ein Kaufhaus der Sinne zu machen. Die Idee dahinter stammt von der Stadtverwaltung und dem Freiraumbüro Halle, für das Nicole Krosch aktiv ist.
Wir würden es uns natürlich sehr wünschen, diesen Kaufhof dauerhaft mit Kultur zu beleben.
Nicole Krosch | Freiraumbüro Halle
"Wir würden es uns natürlich sehr wünschen, diesen Kaufhof dauerhaft mit Kultur zu beleben", sagte Krosch MDR SACHSEN-ANHALT, "die Eigentümer sehen das wohl anders, sie wissen wohl noch nicht genau, was sie mit dieser Immobilie anfangen sollen." Das Kulturkaufhaus sei daher eine schöne Gelegenheit, zu zeigen, was man aus einem solchen Gebäude machen kann.
Flohmarkt und Mitmachangebote locken Publikum ins Kaufhaus
Der Start am 18. November war jedenfalls überzeugend. Ein Kleider-Flohmarkt lockte viele Neugierige an, aber auch die Tanzkurse, das Stricken mit ungewöhnlichen Materialien oder auch der spielerische Umgang mit Zukunftstechnologien sind gefragt. Vor allem aber sind es Mitmachangebote und Diskussionen, die das Programm prägen. So sorgte eine "Schnippeldisko" mit unverkauftem Gemüse für gemeinsames Tanzen und Essen.
Bis zum 6. Dezember stehen die Kaufhaustüren täglich offen. Geboten werden unter anderem Konzerte und Lesungen mit Künstlern aus Toronto, Graz, Berlin und Leipzig. An den Wochenende laden die leeren Verkaufsetagen dann auch Skateboarder, Inliner- und BMX-Freunde zum Rundendrehen ein, initiiert vom Verein "Halle rollt", der damit eine temporäre Skatehalle mitten auf dem Marktplatz ermöglicht.
Mehr zum Programm im Kulturkaufhaus Halle ⬇️
Das Kulturkaufhaus öffnet vom 18. November bis zum 6. Dezember täglich auf zwei Etagen des früheren Galeria-kaufhauses in der Innenstadt. Es gibt mehrere dauerhafte Angebote, darunter Ausstellungen, tägliche Führungen durch das Kaufhaus, einen Infostand der Freiwilligen-Agentur-Halle oder eine Chill-Ecke, zu der die Streetworker Halle von 16 bis 20 Uhr einladen. Darüber hinaus gibt es jeden Tag unterschiedliche Veranstaltungen, wie Filmvorführungen, Konzerte, Lesungen oder Workshops. Das gesamte Programm finden Sie hier.
Innovative Ideen gegen urbane Ödnis gesucht
Dazu holten die Initiatoren rund 20 Mitstreiter mit ins Kulturkaufhaus-Boot. Darunter auch das Wissenschaftsschiff von der Saale, das mit einer mobilen Brennstoffzelle angereist ist – und mit Informationen und Visionen über die Stadt der Zukunft, über Innenstädte ohne klassischen Kaufhäuser und in Halle natürlich über die Veränderungen am Riebeckplatz. Dort soll mit dem Zukunftszentrum ein bislang eher trister Verkehrsraum reanimiert werden. Angebote, die auf großes Interesse stoßen, aber auch zu einem direkten Vergleich zu den guten alten Kaufhaustagen herausfordern.
Solche Zwischennutzungen auf Zeit werden wohl künftig häufiger in den Innenstädten auch in Sachsen-Anhalt aufploppen, aus denen sich nicht nur der klassische Einzelhandel mehr und mehr zurückzieht, sondern in Folge dann auch das Publikum. Gegen solch eine urbane Ödnis richtet sich auch ein Wettbewerb, den Halle ausgelobt hat. Dabei geht es um zwei Läden, die in der Innenstadt von der Stadtverwaltung angemietet wurden, um dort Alternativen sichtbar zu machen. "Wir sind natürlich neugierig auf die frischen Ideen", sagt Nicole Krosch vom Freiraumbüro, "Die Sieger werden pünktlich zu Nikolaus bei uns verkündet, ein schönes Finale für das Kulturkaufhaus, das dann erst einmal seine Pforten wieder schließt."
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MDR (Theo M. Lies, Maren Wilczek)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. November 2023 | 19:00 Uhr
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