Marc Weyrich und ein Kindergarten 1 min
Die Erhöhung der Kita-Gebühren in Halle abzulehnen, greift zu kurz, kommentiert MDR-Redakteur Marc Weyrich. Bildrechte: MDR/Gaby Conrad - dpa
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Der Stadtrat von Halle hat erneut eine Erhöhung der Kita-Gebühren abgelehnt. MDR-Redakteur Marc Weyrich meint: Das ist eine kurzsichtige Blockadehaltung.

MDR SACHSEN-ANHALT Do 29.08.2024 14:50Uhr 01:23 min

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Kommentar Höhere Kita-Gebühren in Halle abgelehnt: Blockade des Stadtrats greift zu kurz

30. August 2024, 15:50 Uhr

Der Stadtrat von Halle hat am Mittwoch zum wiederholten Mal die Erhöhung der Kinderbetreuungs-Gebühren abgelehnt – also für Krippe, Kita und Hort. Für die Stadt bedeutet das: Sie muss die rund 3,8 Millionen Euro, die durch die Gebührenerhöhung gespart werden sollten, irgendwo anders abknapsen. Das ist eine kurzsichtige Blockadehaltung des Stadtrates, findet der Leiter des MDR-Regionalstudios Halle, Marc Weyrich. Ein Kommentar.

Eigentlich ist es toll, dass sich der Stadtrat von Halle empathisch mit Familien und Kindern zeigt. Auf die faktisch vorhandene finanzielle Belastung der Leute zu blicken, ist richtig.

Die 42 Euro, die maximal pro Monat mehr bezahlt werden müssten, – im Schnitt sind es laut Stadt-Pressesprecher eher 20 Euro –  die können weh tun, vor allem, wenn es finanziell nicht unbedingt in die Haushaltskasse regnet. Schmerzhaft ist eine solche Mehrbelastung besonders für die ohnehin hart arbeitende Mittelschicht. Schließlich bekommen bedürftige Familien richtigerweise schon jetzt auf Antrag sämtliche Kita-Kosten bezahlt.

Qualität hat ihren Preis

Genau deshalb greift die erneute Blockade des Stadtrats zu kurz. Bei diesem Thema geht es schließlich nicht allein, um zu sparen, sondern auch um den Erhalt der Qualitätsstandards in der frühkindlichen Bildung und um die Sicherstellung einer fairen Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher, von denen es ohnehin zu wenige gibt. 

"Was sind uns unsere Kinder wert?" – dieser Frage muss sich der Stadtrat stellen, wenn er der Verwaltung verwehrt, die bisherige Qualität der Kitabetreuung wenigstens zu erhalten. Eltern wollen wenig bezahlen, stellen aber an Erzieherinnen und Erzieher enorme Forderungen. Das reicht vom besseren Betreuungsschlüssel über Ausstattung bis hin zur Qualität des Essens, Ausflüge und Wichtel-Geschenke. Das kostet Geld.

Betreuung von Geschwisterkindern kostenlos

Übrigens ist derzeit – bezahlt vom Land – seit 2020 die Betreuung eines zweiten Kindes kostenlos. Das gilt bis ins Hort-Alter hinein, sodass der deutlich preisgünstigere Hortplatz des älteren Kindes den viel teureren Kita-Platz des jüngeren Geschwisterchens quasi mitbezahlt. Das ist eine immense Entlastung für Familien.

Vielleicht sollte der Stadtrat von Halle die Verantwortung für die Kinderbetreuungs-Kosten nicht nur an die Verwaltung abschieben, sondern sich daran erinnern, dass vielen Eltern eine durchgängige, hochwertige Betreuung ihrer Kinder durchaus wichtig ist. Das kostet und das ist auch etwas wert – zumal die Betreuungs-Gebühren in Halle seit zehn Jahren nicht mehr erhöht worden sind.

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MDR (Marc Weyrich, Kalina Bunk) | Erstmals veröffentlicht am 29.08.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. August 2024 | 17:00 Uhr

11 Kommentare

Shantuma vor 33 Wochen

Zur gleichen Zeit wird ein Millionenprojekt in Halle gefördert, weil man unbedingt den Menschen zeigen muss wie erfolgreich die Wende doch war.

Ich weiß, dies ist ein anderer Topf und die Politiker sind natürlich nicht in der Lage die Töpfe entsprechend anzupassen. Dies können ja nur .... ich weiß nicht ... ggf. muss man mir mal hier aushelfen, aber ich glaube es sind ... Politiker ... die das können.

astrodon vor 33 Wochen

@Erna: Die 18,36€ "fallen nicht weg" - Sie müssten si nur auf anderem Weg bezahlen - als Steuer. Es wird nicht ohne ÖRR laufen, hat Karlsruhe gesagt. Und der muss finanziert werden ...

Burgfalke vor 33 Wochen

Immer wieder vergleichbare Situationen im Land. Einerseits beklagt man die sinkenden Geburtenraten, andererseits tut man zu wenig, daß es bessere Entwicklungen gibt.
Im eigenen Umfeld kann ich immer wieder erleben wie schwer es z.B. Alleinstehenden gemacht wird und ihnen sogar die Leistungen gekürzt oder die Beiträge erhöht werden. da gab es für eine Verkäuferin (Lebensmittel) eine einmalige Sonderzahlung (Ausgleich), der umgehend vom Sozialamt "kassiert" wurde.

In diesem Land ist genügend Geld für andere Länder vorhanden, aber nicht um das eigene Land voran zu bringen!

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