KommentarHöhere Kita-Gebühren in Halle abgelehnt: Blockade des Stadtrats greift zu kurz
Der Stadtrat von Halle hat am Mittwoch zum wiederholten Mal die Erhöhung der Kinderbetreuungs-Gebühren abgelehnt – also für Krippe, Kita und Hort. Für die Stadt bedeutet das: Sie muss die rund 3,8 Millionen Euro, die durch die Gebührenerhöhung gespart werden sollten, irgendwo anders abknapsen. Das ist eine kurzsichtige Blockadehaltung des Stadtrates, findet der Leiter des MDR-Regionalstudios Halle, Marc Weyrich. Ein Kommentar.
Eigentlich ist es toll, dass sich der Stadtrat von Halle empathisch mit Familien und Kindern zeigt. Auf die faktisch vorhandene finanzielle Belastung der Leute zu blicken, ist richtig.
Die 42 Euro, die maximal pro Monat mehr bezahlt werden müssten, – im Schnitt sind es laut Stadt-Pressesprecher eher 20 Euro – die können weh tun, vor allem, wenn es finanziell nicht unbedingt in die Haushaltskasse regnet. Schmerzhaft ist eine solche Mehrbelastung besonders für die ohnehin hart arbeitende Mittelschicht. Schließlich bekommen bedürftige Familien richtigerweise schon jetzt auf Antrag sämtliche Kita-Kosten bezahlt.
Qualität hat ihren Preis
Genau deshalb greift die erneute Blockade des Stadtrats zu kurz. Bei diesem Thema geht es schließlich nicht allein, um zu sparen, sondern auch um den Erhalt der Qualitätsstandards in der frühkindlichen Bildung und um die Sicherstellung einer fairen Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher, von denen es ohnehin zu wenige gibt.
"Was sind uns unsere Kinder wert?" – dieser Frage muss sich der Stadtrat stellen, wenn er der Verwaltung verwehrt, die bisherige Qualität der Kitabetreuung wenigstens zu erhalten. Eltern wollen wenig bezahlen, stellen aber an Erzieherinnen und Erzieher enorme Forderungen. Das reicht vom besseren Betreuungsschlüssel über Ausstattung bis hin zur Qualität des Essens, Ausflüge und Wichtel-Geschenke. Das kostet Geld.
In der Grafik lassen sich die Beiträge nach Kindergarten und Kinderkrippe und der entsprechenden Betreuungszeit filtern.
Betreuung von Geschwisterkindern kostenlos
Übrigens ist derzeit – bezahlt vom Land – seit 2020 die Betreuung eines zweiten Kindes kostenlos. Das gilt bis ins Hort-Alter hinein, sodass der deutlich preisgünstigere Hortplatz des älteren Kindes den viel teureren Kita-Platz des jüngeren Geschwisterchens quasi mitbezahlt. Das ist eine immense Entlastung für Familien.
Vielleicht sollte der Stadtrat von Halle die Verantwortung für die Kinderbetreuungs-Kosten nicht nur an die Verwaltung abschieben, sondern sich daran erinnern, dass vielen Eltern eine durchgängige, hochwertige Betreuung ihrer Kinder durchaus wichtig ist. Das kostet und das ist auch etwas wert – zumal die Betreuungs-Gebühren in Halle seit zehn Jahren nicht mehr erhöht worden sind.
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MDR (Marc Weyrich, Kalina Bunk) | Erstmals veröffentlicht am 29.08.2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. August 2024 | 17:00 Uhr
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