Eine Ausstellungsbesucherin steht vor einem riesigen Kohle-Bild von Nora Mona Bach 4 min
Viele der Kohlezeichnungen von Nora Mona Bach benötigen die großen Wände von Museen und Galerien. Sandra Meyer über die frischgebackene Kunstförderpreisträgerin. Mehr im Audio von Sandra Meyer. Bildrechte: FotoMarcoWarmuth

Ateliers in Halle und Leipzig Landschaften aus Staub: Kunstpreis Sachsen-Anhalt geht an Nora Mona Bach

28. November 2024, 04:00 Uhr

Nora Mona Bach erhält am Donnerstag den Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt. In Chemnitz geboren, lebt und arbeitet sie in Halle und Leipzig und hat mit großformatigen Kohlezeichnungen eine unverkennbare künstlerische Signatur geschaffen. Erstmals wird der Kunstpreis als Förderpreis vergeben: Er würdigt eine künstlerische Position, deren bisherige Arbeit eine Weiterentwicklung zu hohen künstlerischen Leistungen erwarten lässt und somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen Kunst im Land Sachsen-Anhalt leistet.

  • Nora Mona Bach erhält den Kunstpreis Sachsen-Anhalt für ihr Werk und ihre Technik mit Kohlepulver.
  • In dem künstlerischen Prozess des Schichtens und Fixierens entstehen schwarz-weiße filigrane Landschaften.
  • Die Jury lobt Bachs künstlerische Position, die "durch Weiterentwicklung hohe künstlerische Leistungen erwarten lässt".

Ein Atelierbesuch: Die Luft bei Nora Mona Bach im Künstlerhaus 188 in Halle ist ziemlich neblig. Das kommt von dem Kohlestaub, mit dem sie ihre großformatigen Werke schafft. Bach benutzt die Reißkohle nicht als Stift – wie üblich – sondern als Pulver. Deshalb arbeitet die Künstlerin mit einer FFP3-Maske.

Nora Mona Bach im Atelier: Die Künstlerin trägt eine FFP3-Maske und steht vornüber gebeugt über eine ihrer großformatigen Kohlezeichnungen
Weil Nora Mona Bach mit Kohlepulver arbeitet, trägt sie im Atelier eine FFP3-Maske. Bildrechte: Nora Mona Bach

Kunst aus Kohle und Zufall

Die Künstlerin greift mit ihren Händen in den schwarzen Kohlestaub und lässt diesen auf die drei bis vier Meter großen weißen Papiere rieseln, die auf dem Fußboden liegen. Sie beschreibt ihre Arbeit als Mischung von Malerei und Zeichnung, wobei der Zufall eine entscheidende Rolle spielt. Denn die Konsistenz der Kohle macht "ihr" Material, wie sie es selbst nennt, sehr eigenwillig: In Sekunden kann sich ein Bild in ein tiefes schwarzes Meer verwandeln oder bekommt durch das Abnehmen der Kohle mittels Puste oder Radiergummi wieder lichte Stellen. Es ist ein ewiges Schichten und Fixieren im Wechsel.

Zu sehen ist ein Werk von Nora Mona Bach an der Wand: eine schwarz-weiße filigrane Landschaft, schemenhaft sieht man die Künstlerin an dem Bild vorbeilaufen
Mit Kohlestaub und einem Prozess aus Schichten und Fixieren schafft Nora Mona Bach schwarz-weiße filigrane Landschaften. Bildrechte: Nora Mona Bach

Filigrane Landschaften rund um Sachsen-Anhalt

Das Beobachten und Innehalten ist außerdem ein wichtiger Teil des künstlerischen Prozesses. "Man darf nicht zu viele Schichten drüberlegen und nicht zu früh aufhören", erklärt Bach. Deshalb beobachtet sie die Dinge gern: "Es ist sehr fragil bis zu dem Moment, wo ich es wieder fixiere." So entstehen abstrakte, filigrane Strukturen, die an Landschaften, Gärten und auch an das Mitteldeutsche Revier erinnern.

Nora Mona Bach im Studio: Die schwarz gekleidete Künstlerin beugt sich mit langen blonden Haaren über eine Kohlezeichnung, ihre Hände sind ganz schwarz von der Kohle
Ihre besondere Technik begann Nora Mona Bach schon an der Burg Giebischenstein in Halle zu entwickeln. Bildrechte: Nora Mona Bach

Über Nora Mona Bach 1988 in Chemnitz geboren, studierte Nora Mona Bach Malerei und Grafik an der Burg Giebichenstein. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin, Kuratorin und Dozentin in Halle und Leipzig und stellt national und international aus. 2021 wurde sie mit dem Heimatstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit engagiert sich Bach im kulturellen Leben der Stadt Halle (Saale) und ist in mehreren Vereinen tätig, unter anderem dem Künstlerhaus 188 e.V. 2024 erhält sie den Kunstförderpreis des Landes Sachsen-Anhalt.

Technik in Halle entwickelt

Während ihres Studiums an der Burg Giebichenstein ist Bach über die Druckgrafik auf das Schwarz der Kohle gekommen. Lange habe ihr dieses "Schwarz-Weiß-Denken" mit Grauwerten gereicht. Aber ab 2019 kamen dann Pastellkreiden dazu – und auch kleinere Formate. Denn die meisten ihrer Kohle-Arbeiten brauchen riesige Wände. Diese Veränderungen in ihrem Werk kann man auch in dem jüngst erschienenen Katalog "Metamorphit" nachvollziehen. Und so ehrt der Kunstförderpreis Sachsen-Anhalt mit dem Schaffen von Nora Mona Bach auch eine künstlerische Position, die "durch ihre bisherige Arbeit eine Weiterentwicklung zu hohen künstlerischen Leistungen erwarten lässt und somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen Kunst im Land Sachsen-Anhalt leistet", wie die Jury lobt.

"Versteck mit dir": Ein Farbverlauf von Blau über Violett zu Grün mit schwarzen Flecken.
Lange schuf Nora Mona Bach riesige Schwarz-Weiß-Bilder mit Grauwerten. Seit ein paar Jahren kommen Pastelltöne und kleinere Formate hinzu. Bildrechte: Nora Mona Bach

Informationen zu aktuellen und bald kommenden Ausstellungen:

Ausstellung: "Madonnen – zeitgenössische Madonnenbildnisse"
30. November 2024 bis 4. Januar 2025
Galerie Paul Scherzer
Julius-Ebeling-Straße 1A
06112 Halle (Saale)

Spinnereirundgang am 11. und 12. Januar 2025
Spinnerei Leipzig
Spinnereistraße 7
04179 Leipzig

Ausstellung: "Metamorphit"
6. März – 26. April 2025
Galerie Born
Potsdamer Straße 58
10785 Berlin

Der Bildband "Metamorphit"
mit Arbeiten von Nora Mona Bach
88 Seiten, Hardcover
MMKoehn Verlag Leipzig
Preis: 32 Euro
ISBN‎ 978-3910640009

Quelle: Sandra Meyer (MDR Kulturdesk)Landesportal Sachsen-Anhalt
Redaktionelle Bearbeitung: jb

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. November 2024 | 07:40 Uhr

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