Impfaffäre
Erste Vorwürfe gegen den Oberbürgermeister wurden zu Beginn des Jahres 2021 laut, in der Hochphase der Corona-Pandemie. Damals war bekannt geworden, dass das Stadtoberhaupt sich gegen Corona hatte impfen lassen, noch bevor Wiegand eigentlich an der Reihe gewesen wäre. Auch mehrere Stadträte und Mitglieder des städtischen Katastrophenstabs waren geimpft worden, obwohl sie laut der damals geltenden Priorisierung noch nicht an der Reihe gewesen waren. Nur wegen der Impfung der Stadträte hatte auch die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Wiegand erhoben.
Das Landgericht Halle lehnte im März 2023 ein Verfahren gegen Wiegand ab. Die Vorwürfe gegen ihn hätten nicht den Straftatbestand der Untreue erfüllt. Auch die Veränderung eines Protokolls sei nicht als Fälschung strafbar.
Verletzung von Dienstpflichten?
Hat der Oberbürgermeister im Streit um eine Personalie Anweisungen gegeben, Technik aus Büroräumen zu schaffen und das Passwort einer beurlaubten Mitarbeiterin zurücksetzen zu lassen? Mit diesen Vorwürfen hatte das Landesverwaltungsamt sein Disziplinarverfahren gegen Wiegand 2021 ausgeweitet. Konkret ging es in dem Fall um die Abberufung des Geschäftsführers der Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH (EVG) in Halle. Wiegand soll in diesem Zusammenhang im Stadtrat nicht die Wahrheit gesagt haben.
Ausspähen von Daten?
Wie im Juli 2022 bekannt wurde, soll Wiegand der beurlaubten Mitarbeiterin einer kommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft auch weiter Zugriff auf das Datennetz der Gesellschaft ermöglicht haben. Die Staatsanwaltschaft warf Wiegand und seiner früheren Büroleiterin daraufhin das Vorbereiten des Ausspähens und Abfangens von Daten vor. Das Stadtoberhaupt soll, so der Vorwurf, außerdem in einem Zivilverfahren vor dem Landgericht Halle als Zeuge zu dem Sachverhalt bewusst falsch ausgesagt haben, weshalb ihm darüber hinaus eine falsche uneidliche Aussage zur Last gelegt wird.
Falsche Aussagen?
Das Landesverwaltungsamt hat das Disziplinarverfahren gegen Wiegand im März 2023 weiter ausgedehnt. An den Stadtrat schrieb die Behörde, Wiegand stehe im Verdacht, durch weitere "Handlungen ein Dienstvergehen begangen zu haben". Ihm werde vorgeworfen, vor dem Landgericht bewusst falsche Aussagen gemacht zu haben. Außerdem soll er dienstliche Ressourcen für private Zwecke genutzt haben: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Restaurant- und Hotelreservierungen im privaten Rahmen für ihn gemacht haben.