Alexander Vogt, ehemals CDU, Kandidat OBM Halle 3 min
Alexander Vogt hat als neuer Oberbürgermeister von Halle seinen Sitz im Rathaus bereits sicher. Doch wer zieht mit ihm in den Ratshof? Darüber haben sich Uli Wittstock und Marc Weyrich unterhalten. Bildrechte: IMAGO / dts Nachrichtenagentur
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Während des Wahlkampfs hatte Halles neuer Oberbürgermeister Alexander Vogt ein "Kompetenzteam" um sich versammelt. Wer davon zieht mit ins Rathaus ein?

MDR SACHSEN-ANHALT Mi 19.03.2025 17:00Uhr 03:10 min

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Team im Rathaus Mit wem Halles Oberbürgermeister Vogt künftig arbeiten will – und mit wem nicht

20. März 2025, 11:00 Uhr

Fast einen Monat ist es her, dass Halle ein neues Stadtoberhaupt gewählt hat. Zum 27. März will Alexander Vogt sein Amt antreten. Während des Wahlkampfs stellte er ein sogenanntes "Kompetenzteam" zusammen, warb auf Plakaten und seiner Website damit. Das ist nun vorbei. Wie geht es weiter mit den Männern und Frauen, die den selbsternannten "Polit-Neuling" Vogt halfen, an die Macht in der Stadt zu kommen? Eine Einschätzung des Leiters des MDR-Regionalstudios Halle, Marc Weyrich.

Ein Mann mit Brille und blauem Sacko lächelt in die Kamera.
Bildrechte: MDR/Gaby Conrad

Es war ein so kluger wie nötiger Schachzug von Halles neuem Oberbürgermeister Alexander Vogt, sich im Wahlkampf mit einem Kompetenzteam zu umgeben. Aus der Halleschen Politik kam – abgesehen vor der Stichwahl von der AfD – keine Unterstützung. Dem Eindruck des Einzelkämpfers trat er entgegen, indem er Menschen für sich gewann, die durch ihre Funktion Vogt heller strahlen ließen und trotz der faktischen Isolation im Stadtrat zeigen sollten: "Ich bin ein Teamplayer".

Das Team, das ihn unterstützte: Die Personalratschefin der Stadtverwaltung, Beate Saubke, die aufgrund ihres Amtes bei den Hallensern den Eindruck erwecken könnte, die Verwaltung stehe schon hinter Vogt. Der Unternehmer Achmed Großer, der Vogts Kompetenz in der Wirtschaft unterstreicht. Ein Dritter, Philipp Körner, der sich für die deutsch-israelische Gesellschaft engagiert, steht etwa für Kultur und Sensibilität in Fragen des Umgangs mit einer – auch historisch bedingt – nicht hoch genug zu schätzenden, religiösen Gruppe.

Vogt sucht die Öffentlichkeit – wenn es für ihn passt

Vogt betont auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT, sein Kompetenzteam habe unentgeltlich für ihn gearbeitet. Doch Gerüchte im Ratshof und Stadtgesellschaft, wem der designierte Oberbürgermeister welchen Posten versprochen hat, gibt es mannigfach in der Stadt. Ein Treffen in einem Gasthaus in Halle, bei dem die Presse ausgeladen war, soll nach MDR-Informationen dem Schmieden konkreterer Pläne gedient haben. Auf Personalfragen angesprochen bleibt Vogt die Antwort schuldig und verweist lediglich darauf, nach seinem Amtsantritt über die Pressestelle der Stadt Auskunft geben zu wollen.

Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil Vogt bei anderen Themen die Öffentlichkeit geradezu sucht – auch jetzt schon. Ein Beispiel ist der Streit über den JVA-Neubau in Halle oder Weißenfels.

Stellenplan verhindert willkürliche Positionierung seiner Unterstützer

Immerhin, am Wahlabend sagte Vogt bereits im MDR-Interview: "Die große Mehrzahl der Leute hat mich unterstützt, weil sie von mir überzeugt war, nicht weil ich ihnen etwas versprochen habe". Der 46-Jährige ergänzte: "Sicherlich gibt es den einen oder anderen, der in den kommenden Tagen kommen und sagen wird, ich habe diese und diese Kompetenzen und würde gerne mitarbeiten." Man werde in Ruhe in den nächsten Wochen entscheiden, wie "das Kabinett" aussieht, so Vogt.

Doch seine Unterstützer einfach auf wichtigen Positionen der Stadt unterbringen kann er nicht. Stadtsprecher Drago Bock erklärt: "Der Oberbürgermeister ist bei der Stellenbesetzung an den vom Stadtrat beschlossenen Stellenplan gebunden. Dieser sieht für das Büro des Oberbürgermeisters unter anderem die Stellen der Büroleitung sowie des persönlichen Referenten vor und zwei Stellen für die Besetzung des Vorzimmers und des Sekretariats."

Wohin mit Geiers wichtigsten Leuten?

Nach Aussage der Stadt sind die Stellen der Büroleitung und des persönlichen Referenten derzeit besetzt. Doch es erscheint kaum vorstellbar, dass Vogt mit diesen engen Vertrauten des bisher amtierenden Bürgermeisters Egbert Geier (SPD) weiterhin zusammenarbeiten will. Deswegen dürfte sein Fokus auf Veränderungen bei diesen Positionen liegen.

Eine Kündigung dieser Mitarbeiter ist jedoch "rechtlich nicht umsetzbar", bestätigt auch Drago Bock und käme obendrein "unter Berücksichtigung des vorliegenden Fachkräftemangels" nicht in Betracht. Möglich wäre es laut Bock, dass Vogt nicht mehr gewünschte Mitarbeiter gleich auf vakante Stellen setzt und sich dann mit jenen umgibt, denen er vertraut.

In bestem Amtsdeutsch erklärt Bock: "Freie und derzeit nicht besetzte Stellen im geltenden Stellenplan könnten im Rahmen des Organisationsrechtes des Hauptverwaltungsbeamten zur Deckung von Personalbedarfen innerhalb der Stadtverwaltung umorganisiert werden". Sprich: Vakante Stellen sind Leerpositionen, auf die Vogt jene setzen könnte, die er nicht mehr braucht.

Leicht wird das freilich nicht. Stadträte und Verwaltungsmitarbeitende erinnern sich noch gut an die Zeit, als es galt, die engste Mitarbeiterin des Ex-Oberbürgermeisters Bernd Wiegand – Sabine Ernst, die von zahlreichen Verwaltungsmitarbeitern in vertraulichen Gesprächen als heimliche Oberbürgermeisterin bezeichnet wurde – aus dem OB-Büro zu entfernen, als Wiegand suspendiert worden war und Egbert Geier übernehmen musste. Eine gleichwertige Stelle musste gefunden werden. Erst nach Monaten wurde man im Bereich des Sozialamtes fündig.

Die für die Besetzung der Stellen nötigen Auswahlverfahren beinhalten dabei einen spannenden Nebenaspekt. Bei den Bewerbungsgesprächen sitzt gewöhnlich die Chefin des Personalrates mit am Tisch. Das ist Beate Saubke, die wiederum in Vogts Kompetenzteam war und als neue Büroleiterin gehandelt wird. Ein Interessenskonflikt, der von Stadtsprecher Bock nicht dementiert wird. "Für diese Auswahlverfahren ist der zukünftige Oberbürgermeister verantwortlich. Rechtlich beachtliche Befangenheitsgründe sind von den handelnden Personen der Stadt zu berücksichtigen". Von Vogt dazu: Kein Kommentar.

Unterstützerinnen wenden sich von Vogt ab

Derweil mehren sich die Nebengeräusche rund ums Kompetenzteam. Ein Mitglied mit jüdischen Wurzeln verließ dieses noch vor der Wahl, weil Vogt sich nur halbherzig von der Unterstützung durch die AfD distanzierte. Aufgestoßen war ihr MDR-Informationen zufolge auch der Umstand, dass sich Achmed Großer, der teils bemerkenswert bissig Vogts Wahlkampfauftritte organisierte, in anderer Angelegenheit von einem Mann beraten ließ, der seinerseits der AfD Tipps gegeben haben soll, welche Passagen des NSDAP-Programms noch interessant für die AfD sein könnten. Entsprechende Protokolle dieser Beratertätigkeit liegen MDR SACHSEN-ANHALT vor. Vogt wies auf MDR-Anfrage eine Nähe zur AfD "über Bande" entschieden von sich, blieb aber eine versprochene, ausführlichere Stellungnahme zum Sachverhalt schuldig.

Klar ist: Die kommenden Wochen und Monate werden unruhig im Ratshof. Während Alexander Vogt in seinem aktuellen Job als Lehrer die letzten Klausuren korrigiert hat und nach eigenen Angaben etwas Urlaub macht, um Kraft zu tanken, dürfte sich der unterlegene Egbert Geier in anderer Weise Gedanken um seine Zukunft machen. Er feierte jüngst seinen 60. Geburtstag. Seine Amtszeit als Beigeordneter, gewählt vom Stadtrat, endet mit Ablauf des kommenden Jahres. Ob er wieder antreten will, ist derzeit offen.

Egbert Geier, SPD, und Alexander Vogt, parteilos früher CDU
Auch der aus dem Amt scheidende Egbert Geier (links) könnte als Beigeordneter künftig zum Team von Halles neuem Oberbürgermeister Alexander Vogt gehören. (Archiv-Foto) Bildrechte: picture alliance / dts-Agentur

Vogt hatte noch im Wahlkampf gesagt, in Finanzfragen auf die Kompetenz Geiers setzen zu wollen. Er bezeichnete ihn als "guten Finanzer". Das Geier-Lager empfand derartige Aussagen als Demütigung und warf Vogt vor, er wolle nur repräsentieren, die Arbeit dürften andere machen. Es bleibt weiterhin seine Aufgabe, diese Befürchtungen zu verringern.

Mehr zu Halles neuem Oberbürgermeister Alexander Vogt

MDR (Marc Weyrich, Marius Rudolph)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | Der Tag in Sachsen-Anhalt | 19. März 2025 | 17:00 Uhr

20 Kommentare

Maria A. vor 5 Wochen

Ja, wer Bürgermeister wird oder ist, dürfte eigentlich wieder egal sein, denn wie wir das aus DDR-Zeiten kennen, reicht's vorne und hinten nicht mehr.

Randonneur vor 5 Wochen

Lieber Herr Weyrich, warum diese Negativberichterstattung? Das ist mir bereits in anderen Beiträgen von Ihnen über Herrn Vogt aufgefallen...
Der Mann ist von einer Mehrheit, also demokratisch, gewählt. Er war im Wahlkampf sehr fleißig und hat trotz aller Widerstände und des Schlechtredens und -machens gegen den amtierenden Bürgermeister gewonnen. Das muss man erst einmal schaffen...
Also sollten Sie ihn ersteinmal machen lassen und nicht bereits vorher wissen, was man alles besser machen kann. Diese Chance sollte jeder bekommen. Fragen Sie nach 100 Tagen im Amt gern nach, was in der Zeit geschehen ist. Und begleiten Sie seine Tätigkeit neugierig und nicht abwertend. Wir haben genug andere Probleme und müssen uns nicht solche herbeireden, die möglicherweise keine sind.
Ich wünsche Herrn Vogt einen guten Start und eine glückliche Hand bei seinen Entscheidungen. Dass er Leute mitnehmen und begeistern kann, habe ich erlebt...

DER Beobachter vor 5 Wochen

Was vor allem am AgD-Fanlager liegt, das die weitere Verpampaisierung des Ostens noch befördert, gerade auch durch die Tatsache, dass immer weniger gewählte Leute die Möglichkeit haben, Regierungshandeln tatsächlich effektiv zum Wohl der eigenen Gemeinden zu beeinflussen ...

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