Porträt Alexander Vogt: Wer ist Halles neuer OB?
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25. Februar 2025, 10:13 Uhr
Die Zeit ohne gewähltes Stadtoberhaupt in Halle ist vorbei. Alexander Vogt wird neuer Oberbürgermeister in Halle. 51,8 Prozent haben sich in der Stichwahl am Sonntag für den parteilosen Kandidaten ausgesprochen. Egbert Geier, der fast vier Jahre lang den suspendierten und schließlich pensionierten Ex-OB vertrat, kam auf 48,2 Prozent. Vogt wurde von der AfD unterstützt – Geier von allen anderen, bis auf den kleinen Verein "Hauptsache Halle".
- Alexander Vogt wird der neue Oberbürgermeister von Halle an der Saale.
- Er stammt aus Halle-Neustadt, studierte in Frankreich, Kanada und Freiburg und arbeitet aktuell als Lehrer.
- Von Seiten des Stadtrates und der Stadtverwaltung in Halle schlägt ihm gemischte Stimmung entgegen.
Vogts Leben begann in Halle-Neustadt und genau diesen Fakt machte er zu seinem Claim auf den Weg in den Ratshof-Chefsessel. "Halle will einen Hallenser" – so stand es mit weißer Schrift auf braunem Grund unzähligen Plakaten. Und schon als Vogt noch für die CDU ins Rennen gehen wollte, betonte er, dass es nach Jahrzehnten endlich wieder Zeit werde, dass ein Kind der Stadt Oberbürgermeister wird. "Ich habe sowas von Lust drauf", sagte er damals und führte aus, dass seine Mutter eine Zeit lang arbeitslos war und er daher genau wisse, wie es sich anfühle, wenn man mit Geld nicht allzu gut gesegnet sei.
Am Sonntag setzte Vogt sich in einer Stichwahl knapp gegen seinen Konkurrenten Egbert Geier durch.
Nach der mittleren Reife wurde Alexander Vogt zunächst Kaufmann für Bürokommunikation, machte dann das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und ging zum Studium nach Straßburg in Frankreich, Montreal in Kanada und ins baden-württembergische Freiburg im Breisgau, wo er nach eigenem Bekunden auch seine Doktorarbeit über einen Aspekt der Verkehrsplanung mit Magna Cum Laude (sehr gut) ablegte. Die Bilderbuchkarriere eines ehrgeizigen Aufsteigers.
Abend der OB-Stichwahl: Ein Besuch bei der geschlagenen Konkurrenz
Zurück zum Wahlabend am Sonntag: Während die Anhänger Egbert Geiers mit Tränen in den Augen die Pleite ihres Kandidaten verdauten, kam Vogt mit seiner Entourage um kurz vor zehn am Abend in den großen Saal des Stadthauses, blieb in der Tür stehen und genoss die Blicke und das Blitzlichtgewitter der Fotografen. Zügigen Schrittes ging er sofort auf Geier zu und schüttelte ihm lang die Hand.
Eher zurückhaltend und still zeigte sich der Gewinner, dafür spotteten die Mitglieder seines Kompetenzteams etwa darüber, dass sich Vogt lang mit FDP-Fraktionschef Andreas Silbersack austauschte. Das sei Zeitverschwendung, der versinke ja gerade in der Bedeutungslosigkeit, hieß es. Ein anderer, angesprochen auf den eher gedämpften Auftritt von Vogt, feixte, man hätte besser mal die Stimmung bei der Wahlparty erleben sollen, da sei es doch anders zu Sache gegangen.
Vogt indes gab sich am MDR-Mikrofon bescheiden. "Ich bin glücklich", sagte der 46-Jährige und fügte hinzu, damit wolle er sich diplomatisch ausdrücken. Wie das Verfahren nun angesichts von Kündigungsfristen in seiner momentanen Stellung als angestellter Lehrer am Elisabeth-Gymnasium weiterliefe und wann die tatsächliche Amtsübernahme erfolge, konnte Vogt noch nicht sagen. Unklar bleibt erstmal auch, wie es für sein Kompetenzteam weitergeht: "Die große Mehrzahl hat mich unterstützt, weil sie überzeugt waren von mir und nicht, weil ich ihnen was versprochen habe." Sicherlich kämen aber nun einzelne auf ihn zu, um ihre Mitarbeit anzubieten. "Wie das Kabinett aussehen wird, das entscheiden wir in Ruhe in den kommenden Wochen".
Stimme aus dem Stadtrat: "Ich finde das alles ein bisschen komisch"
Angesprochen auf das zerrissene Tischtuch mit der CDU und die Unterstützung fast aller anderer Fraktionen für Geier sagte Vogt: "Ich hatte gerade gute Gespräch mit Herrn Riedel, dem Vorsitzenden des Stadtrats und mit anderen CDU-Mitgliedern und auch anderen Stadträten". Er sei zuversichtlich, dass eine gute Zusammenarbeit möglich sei und wolle als Neuling erstmal zuhören und lernen, was erwartet werde. Kurz nach dem Gespräch verschwand er wieder zur eigenen Wahlparty.
Dass das Klima im Stadtrat Vogt eher rau entgegenblasen könnte, zeigt ein Gespräch des MDR mit Detlef Wend von der Fraktion "Mitbürger". Er kommentierte die Personalie Vogt recht robust: "Er war mal hier, er war mal da, immer auf der Suche nach einem Posten. Ich weiß nicht, ob das heute eine gute Entwicklung ist." Weiter sagte Wend: "Er war gerade ein paar Wochen im Stadtrat und wollte dann gleich OB werden. Ich komme ja aus der Medizin, mir kommt es so vor, als wenn einer gerade seinen Vertrag als Assistenzarzt unterschrieben hat und zwei Wochen später fragt, ob er nicht Chefarzt werden kann. Ich find das alles ein bisschen komisch."
Er war gerade ein paar Wochen im Stadtrat und wollte dann gleich OB werden.
Geier gratulierte Vogt
Egbert Geier gratulierte Vogt zum Wahlsieg. Er sei Demokrat und respektiere die Wahl der Bevölkerung. Geier vermutete bei MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntagabend, dass der Bundestagswahlkampf eine Rolle bei dem Ergebnis gespielt habe.
Vogt will sich, wie auch Geier es wollte, um die Entwicklung der Innenstadt kümmern, um Sauberkeit und um ein besseres Verhältnis zum Saalekreis. Dezidiert konservative Töne gibt es rund um das Thema Sicherheit. Recht und Ordnung wolle er durchsetzen durch eine optimale Zusammenarbeit zwischen Polizei und Ordnungsamt – eine Zusammenarbeit, die schon jetzt von beiden Beteiligten als herausragend gut beschrieben wird.
Sorgenfalten am Wahlabend
Es sind Unschärfen wie diese und zahlreiche wohlklingende Absichten aus Vogts Mund, ohne die entsprechende solide Untermauerung, die zahlreiche Stadträte aber auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung am Wahlabend mit großen Sorgenfalten zurücklassen. "Es war die Frage glänzender Populismus gegen weniger strahlenden Realismus", sagen einige in einer Gruppe und sind sich einig. Fest steht: Zwar hat Halle nach vier Jahren wieder einen gewählten Volksvertreter. Ob es endlich ruhige Fahrwasser werden und was auf die Stadt und die Verwaltung tatsächlich zukommt, ist vollkommen unklar.
Es war die Frage glänzender Populismus gegen weniger strahlenden Realismus.
Fakt ist: Sobald Vogt die Ernennungsurkunde aus den Händen des Stadtrats erhält, ist er oberster disziplinarischer Vorgesetzter von 3.000 Mitarbeitern der Stadt Halle – darunter auch sein bisheriger Konkurrent Egbert Geier. Der sagte, er versehe seinen Dienst im Sinne der Stadt. "Ich gehe davon aus, dass Herr Vogt auf mich zukommt und mit mir bespricht, wie er sich unsere Arbeitsbeziehung vorstellt".
MDR (Marc Weyrich, Fabian Brenner, Kalina Bunk, Alisa Sonntag) | Erstmals veröffentlicht am 20.02.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Februar 2025 | 06:30 Uhr
DanielSBK vor 12 Wochen
Weichgespülter Politiker. Kommt Aalglatt rüber und so emphatisch wie ein Stück Kantholz. Wer schon so viel Geld am Trog der Öffentlichen Hand verdient, könnte auch mal zu einem Personal-Coach gehen. Hier kann man zwischen Links SPD und Links Grün Parteilos wählen. Die Hallenser tun mir leid. Aber Halle war schon immer mehr Linkslastig und mit starker grüner Schlagseite. Selber Schuld. Und wenn ich schon "Mitarbeitende" lese.... es muss endlich ein Ruck durch das Land gehen! Ein Blauer Ruck!
steka vor 13 Wochen
Klingt mit frischen Ideen sehr gut, besser als ein Verwaltungsbeamter der wie bisher nur verwaltet .