Mittelalter Mann in weißem Kochkittel und Bäckermütze steht vor der Auslage einer Konditorei in Halle. 3 min
Irénée Peyrot war einst in Halle Organist, nun ist die Backstube seine neue Spielwiese. Bildrechte: MDR/Konrad Paulus Sonnenburg
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MDR SACHSEN-ANHALT Do 03.10.2024 12:37Uhr 02:49 min

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Irénée Peyrot Ex-Organist der Marktkirche als Bäcker zurück in Halle

04. Oktober 2024, 05:10 Uhr

Irénée Peyrot musste nach komplizierten Handbrüchen seine Karriere als Organist in Halles Marktkirche aufgeben. Er wechselte stattdessen in die Backstube. Nach dem er in Frankreich das Bäckereihandwerk studierte, ist nun zurück an der Saale.

Komplizierte Handbrüche und mehrere OPs machten es dem 1972 im französischen Lyon geborenen Irénée Peyrot unmöglich, weiter Orgel zu spielen. Seit 2005 hatte er die hallesche Marktkirchenorgel gespielt, auf ihr CD’s aufgenommen, komponiert und war zweimal wöchentlich zu hören. Nicht mehr Orgel spielen zu können, trieb Peyrot in die Backstube – zu seiner zweiten großen Leidenschaft: Dem Bäckereihandwerk.

Peyrot studierte Bäckereihandwerk in Frankreich

Peyrot hatte sich schnell entschlossen, etwas ganz anderes zu machen. Mit Blick auf sei Alter erschien ihm das logisch, erzählt er. In Frankreich studierte Irénée Peyrot das Bäckereihandwerk, lernte Brioche zu backen, knetete sich durch unzählige Teige, probierte das Baguettebacken in allen seinen Varianten und beschloss nach sieben Monaten Lehrzeit, einer "Schnellbesohlung" also, das neu erlernte Handwerk mit an die Saale zu nehmen. Nach Halle in seine Wahlheimat.

Die Hallenser und die Franzosen ähneln sich, beide sind stur.

Irénée Peyrot
Außenansicht des Restaurant Wittekind in Halle
Im Café Wittekind will Peyrot französische Backkunst mit deutscher Brotkultur vereinen. Bildrechte: MDR/Konrad Paulus Sonnenburg

Derzeit schaut Peyrot dem Konditor im Café Wittekind über die Schulter, lernt die Abläufe in einer Bäckerei kennen und sattelt auch in der "deutschen Backkunst" auf. "Die Deutschen essen ganz anders Brot", hat der Franzose festgestellt. Während die Franzosen das Brot brechen und es zum "Tunken" verwenden, es also in die Suppe halten oder es zu Beilagen wie Käse, Wurst und mit Wein genießen, backen die Deutschen eher ein kantiges Brot. Ein Brot, was sie belegen können und was auch in den Brotkasten passt.

Orgel fehlt kaum noch

Peyrot träumt davon, die französische Backkunst mit der deutschen Brotkultur zu vereinen. Was die Bortliebhaber im Café Wittekind da erwarten können, das ist noch nicht sicher. Köstlich wird es allemal.

Dem französischen Neubäcker Peyrot fehlt seine Orgel auch kaum noch, zu sehr liebt er es zu backen und zu kochen. Und wenn er in der Küche steht, hat er auch stets einen Ohrwurm im Kopf. Das ist Orgelmusik, die er selbst einst komponierte oder Werke von Antonin Dvorak oder Johann Sebastian Bach. Der Rhythmus helfe ihm bei der Arbeit. Denn auch beim Backen müsse man immer schön im Takt bleiben.

MDR (Anne Sailer, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 03. Oktober 2024 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

Tom0815 vor 5 Wochen

@DanielSBK
Da bin ich mir jetzt nicht sicher. Erwarten Sie jetzt Mitleid, weil Sie sich für Ihren Beruf entschieden haben? Weil Sie denselben (?) Beruf nun seit so vielen Jahren ausführen? Weil Sie sich von Ihrer Ärztin haben "abspeißen" lassen?

Fakt ist, dass Herr Peyrot sich beruflich zwangsläufig hat umorientieren müssen. Das beinhaltet in diesem Fall massive Veränderungen und vor allem auch den Willen dazu.
Denen hat sich Hr. Peyrot offensichtlich gestellt und was neues daraus gemacht. Davor ziehe ich meine Hut und wünsche Hr. Peyrot alles Gute für die Zukunft und immer ein paar gute Takte im Ohr.

DanielSBK vor 6 Wochen

Ich hab auch Schmerzen und Rücken und habe seit dem 16. Lebensjahr einen "Stehberuf" und stehe 8 Stunden auf hartem Beton ... mich fragt auch keiner. Irgendeine Physio wollte ich auch mal von meiner Ärztin haben und meine (Hand)Gelenke sind vom schweren Heben auch kaputt, da war die Antwort "..das sei der normale Verschleiß" und "...arbeiten hält ja auch fit". Soviel dazu und Danke für nichts.

Maria A. vor 6 Wochen

Dieser Mann hat ordentlich was durchgemacht. Meine Hochachtung für das Meistern der schwierigen Lebenssituation. Bruchverletzungen bringen an sich enorme Schmerzerfahrungen mit sich und bedürfen immer Physio- oder Ergotherapie-Nachbehandlungen. Die bei komplizierten Fällen leider trotzdem nicht Garant sind für das Erreichen vorheriger Funktionsfähigkeit. Im konkreten Fall machte sich bedauerlicherweise sogar eine Neuorientierung erforderlich. Ich wünsche Herrn Peyrot von Herzen alles Gute und Erfüllung bei seiner neuen Passion.

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