Gedenkfeier im Neuen TheaterHalle würdigt Peter Sodanns Lebenswerk
Im Neuen Theater in Halle haben hunderte Menschen dem verstorbenen Schauspieler Peter Sodann gedacht. Mit 87 Jahren starb der Tatort-Kommissar, Politiker und hallesche Schauspieldirektor am 5. April. Schauspieler Matthias Brenner führte durch die Veranstaltung. Weggefährten, Politiker und Theaterschaffende bedankten sich bei Sodann für sein Vermächtnis, allem voran für die von ihm erschaffene Kulturinsel in Halle.
- Mit berührenden Anekdoten haben Weggefährten sich am Samstag an den im April verstorbenen Schauspieler Peter Sodann erinnert.
- Sodanns Nachfolgerinnen bedankten sich für das "kreative Herz", das er mit der Kulturinsel geschaffen habe.
- Auch Halles Bürgermeister Egbert Geier und Sachsen-Anhalts Staatssekretär für Kultur Sebastian Putz würdigten Sodanns Lebenswerk.
In Halle haben Weggefährten, Politiker und Theaterschaffende am Samstag an den am 5. April 2024 gestorbenen Peter Sodann erinnert. Es wäre sein 88. Geburtstag gewesen. In feierlicher Stimmung wurde mit Reden, Musik und Anekdoten Sodanns Lebenwerk gewürdigt.
Berührende Worte über Peter Sodanns Charakter
Der ehemalige Intendant des Neuen Theaters und damit einer der Nachfolger Sodanns Matthias Brenner führte durch die Veranstaltung. Er bezeichnete die Gedenkveranstaltung an Sodanns Geburtstag als ein "Gedenkfest" und mahnte, Sodanns Streitbarkeit und Heiterkeit im Gedenken an ihn nicht zu vergessen. Brenner lobte die Zusammenarbeit mit Peter Sodann: "Ich hatte gerne mit ihm Ärger, ich hatte gerne mit ihm Freude und Spaß, denn es war immer Inspiration."
Ich hatte gerne mit ihm Ärger, ich hatte gerne mit ihm Freude und Spaß, denn es war immer Inspiration.
Matthias Brenner
Der Künstler Helmut Brade erzählte im Publikum Anekdoten seiner Zusammenarbeit mit Peter Sodann: "Jedes Gespräch war wunderbar und ein erhellender Moment der Erkenntnis."
Schauspieler Thomas Thieme erinnerte sich auf der Bühne des Neuen Theaters an Peter Sodann als Schauspieldirektor in Magedeburg: "Für mich ist mit Peter eine vollkommen neue Auffassung von Kunst aufgegangen", erzählte der 75-Jährige und beschrieb diese Auffassung als "lebendig, nicht-akademisch, verrückt, intelligent, irgendwie sogar anarchistisch."
Zum Ende seiner Rede spekulierte Thieme, dass Sodann bestimmt auch "da oben irgendwas baut, irgendwas gründet." Er wünschte sich, dass Peter Sodanns Geist auch weiterhin in der Idee der Kulturinsel weiterlebe.
Kulturinsel als Lebenswerk gewürdigt
Die Schauspielerin und Regisseurin Mille Maria Dalsgaard ist momentan eine der Leterinnen des Neuen Theaters. Sie bedankte sich bei Peter Sodann für dieses "kreative Herz der Stadt" mit den Worten: "Es ist eine Ehre und eine Freude, dieses Herz weiter schlagen zu lassen." Die Kulturinsel erzähle in jedem Raum und jedem Winkel die Geschichte seines Schaffens.
Danke für dieses kreative Herz der Stadt. Es ist eine Ehre und eine Freude, dieses Herz weiter schlagen zu lassen.
Mille Maria Dalsgaard
Die Geschäftsführerin der Bühnen Halle Uta van den Broek bezeichnete die von Sodann ins Leben gerufene Kulturinsel als "ein Wunder". Sie sei gegründet worden, als an freiem Gedankenaustausch Mangel herrschte. Sie bringe skurrile Einzigartigkeiten mit sich, man sei beispielsweise das einzige Theaterhaus weltweit mit einer Theaterglocke, die einmal am Tag die Theaterschaffenden zur Probe hole und am Abend das Publikum zur Aufführung rufe.
Stimmen aus der Politik
Halles Bürgermeister Egbert Geier bezeichnete Peter Sodann bei der Gedenkfeier als einen Menschen, der das kulturelle und gesellschaftliche Leben in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt habe, besonders in Halle, aber auch sonst in Deutschland. Dank Sodanns Schaffen sei die Welt ein Stück besser geworden.
Sachsen-Anhalts Staatssekretär für Kultur Sebastian Putz würdigte Peter Sodann als jemanden, der nicht nur die Bühne und den Bildschirm, sondern auch die Herzen vieler Menschen erobert habe. Sodann habe sich als Ostdeutscher mit linkem Bewusstsein verstanden. Putz empfinde es als schmerzhaften Verlust, dass mit Sodanns Tod die Stimme eines aufrechten Demokraten in diesen aufgewühlten und bewegten Zeiten nicht mehr vernehmbar sei.
Peter Sodann: Tatort-Kommissar, Intendant und Politiker
Peter Sodann wurde 1936 in Meißen geboren. Bekannt wurde er durch sein Wirken in Halle, wo er zu DDR-Zeiten die sogenannte Kulturinsel mit dem Neuen Theater gründete. 1992 wurde er Kommissar Bruno Ehrlicher im Tatort, der zunächst in Dresden und später in Leipzig ermittelte.
Darüber hinaus engagierte er sich politisch. Zur Bundespräsidentenwahl im Frühjahr 2009 wurde er von der Bundestagsfraktion der Linken als Kandidat aufgestellt. Mit einer genossenschaftlichen Bibliothek bewahrte er außerdem ein großes Stück literarisches Kulturerbe der DDR.
Quellen: MDR (Hanna Romanowsky, Anne Sailer), dpa
Redaktionelle Bearbeitung: hro
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | 01. Juni 2024 | 11:30 Uhr