Sachsen-Anhalts größte Universität Erstmals steht eine Frau an der Spitze der Uni Halle

13. Juli 2022, 18:11 Uhr

Drei Kandidaten hatten sich um das höchste Amt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beworben. Nach Rückzug des amtierenden Rektors Christian Tietje und einwöchiger Verschiebung der Wahl hat sich nun Claudia Becker durchgesetzt. Ihre Amtszeit beginnt am 1. September 2022.

Die größte und älteste Universität Sachsen-Anhalts hat eine neue Rektorin: Der Akademische Senat hat am Mittwochnachmittag die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Becker an die Spitze der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) gewählt. Die Statistikprofessorin soll im vierten Wahlgang 20 von 25 Senatsstimmen erhalten haben. Damit hat nun erstmals eine Frau diesen Posten inne. Die Amtszeit der neuen Rektorin beginnt am 1. September dieses Jahres und dauert vier Jahre.

Die Rektoren seit dem Jahr 2000

2000–2006: Wilfried Grecksch, Mathematiker
2006–2010: Wulf Diepenbrock, Agrarwissenschaftler
2010–2018: Udo Sträter, Theologe
seit 2018: Christian Tietje, Jurist

Becker folgt auf den Rechtswissenschaftler Christian Tietje, der vier Jahre lang an der Spitze der Hochschule stand und seine erneute Kandidatur nach einer krachenden Wahlniederlage im ersten Wahldurchgang in der vergangenen Woche zurückgezogen hatte. Als dritter Kandidat hatte sich der amtierende Dekan der Medizinischen Fakultät, Michael Gekle, um das Amt beworben.

Beim Duell zwischen Becker und Gekle war im zweiten Wahlgang jedoch nicht die erforderliche Mehrheit für die Wahl zustande gekommen, die Universität verschob die Entscheidung daraufhin um eine Woche.

Am Mittwoch nun brachte der dritte Wahlgang erneut keine Entscheidung. Daraufhin zog Gekle vor der entscheidenden vierten Abstimmung seine Kandidatur schließlich zurück und machte den Weg für die Wahl Beckers frei.

Die 54 Jahre alte Statistikprofessorin ist schon seit knapp 20 Jahren an der Universität in Halle. Von 2014 bis 2018 war sie Dekanin der wirtschaftswissenschaftlichen und juristischen Fakultät. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit bei allen Problemen, die uns drücken", sagte Becker kurz nach ihrer Wahl am Mittwoch.

Uni Halle muss sparen

Die Universität steckt in finanziellen Nöten, denn sie ist größer, als ihr die Landesregierung zugesteht. Der aktuelle Rektor Christian Tietje setzt auf einen konsequenten Aderlass, um die Millionenlöcher im Haushalt zu stopfen. Es sollen etwa 4.000 von rund 21.000 Studienplätzen gestrichen werden. Auch 25 von mehr als 300 Professuren könnten wegfallen, ebenso ganze Studiengänge. Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Becker ist davon überzeugt, dass das auch anders geht.

Ein Hörsaal voller Studierender mit Maske.
Ein Hörsaal der Uni Halle. Bildrechte: MDR/Luise Kotulla

Die Uni Halle in Zahlen Die hallesche Universität entstand im Jahr 1817 aus der Vereinigung zweier Universitäten: der 1502 in Wittenberg gegründeten und der 1694 in Halle gegründeten Universität. Momentan sind mehr als 21.000 Studentinnen und Studenten eingeschrieben. Es gibt etwa 300 Professorinnen und Professoren, dazu mehr als 1.000 Wissenschaftliche Mitarbeiter. Der finanzielle Zuschuss des Landes betrug im Jahr 2021 – ohne die medizinische Fakultät – rund 166 Millionen Euro. Die Uni ist der größte Arbeitgeber in Halle.

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dpa, MDR (Theo M. Lies, Luise Kotulla, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 13. Juli 2022 | 17:30 Uhr

2 Kommentare

steka am 14.07.2022

Das Problem besteht doch in der Landesregierung. weil sie sich nunmal Magdeburg ais Hauptstadt auserkoren hat waren Hochschulen für Magdeburg nicht mehr standesgemäß, es mußte eine neue Volluniversität her, nur kann sich das Land aber nur eine Universität leisten.
Das Dilemma ist doch, daß die MLU numal viel älter und größer ist als die magdeburger Uni und das darf nicht sein !

Erichs Rache am 13.07.2022

"Die Universität steckt in finanziellen Nöten, denn sie ist größer, als ihr die Landesregierung zugesteht. Der aktuelle Rektor Christian Tietje setzt auf einen konsequenten Aderlass, um die Millionenlöcher im Haushalt zu stopfen. Es sollen etwa 4.000 von rund 21.000 Studienplätzen gestrichen werden. Auch 25 von mehr als 300 Professuren könnten wegfallen, ebenso ganze Studiengänge."

WOW!

Da muss erst eine Frau (Meinen Glückwunsch!) gewählt werden, damit in der Leeranstalt Haushaltsdisziplin einkehrt. :-)

Fabelhaft!

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