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Hohe Preise für Strom und GasSchuldnerberatung Halle erwartet Ansturm

08. Dezember 2022, 10:56 Uhr

Angesichts der hohen Gas- und Strompreise erwartet die Schuldnerberatung der Stadt Halle im nächsten Jahr einen deutlich höheren Beratungsbedarf. Schon jetzt seien viele Menschen angesichts der steigenden Kosten verunsichert.

Der Sturm wird kommen, da ist sich Antje Meltke sicher. "Die Situation ist besorgniserregend", sagt die Chefin der Schuldnerberatung der Stadt Halle. "Vielen ist nicht klar, wie sie mit den Kosten klarkommen sollen." Angesichts stark gestiegener Preise im Supermarkt und den üppigen Aufschlägen für Strom und Gas haben die Menschen schon jetzt Angst, erzählt Meltke im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.

Doch erst im ersten Halbjahr 2023 könne man richtig abschätzen, was die hohen Energiepreise angerichtet haben, ist sich Meltke sicher. Dann haben die Energieversorger das Jahr abgerechnet und auch die meisten Wohnungsgesellschaften die Nebenkostenabrechnungen an die Mieter geschickt.

Mietern droht "Nachzahlungsschock"

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform warnte kürzlich, vielen Verbrauchern drohe spätestens 2023 ein "Nachzahlungsschock" bei den Energie- und Heizkosten. Und damit werden auch deutlich mehr Menschen die Schuldnerberatung in Anspruch nehmen müssen, ist sich Meltke sicher. "Wir erwarten dann einen deutlich höheren Beratungsbedarf."

Das Problem für Meltke und ihre Kollegen: Es ist nicht planbar, wann wie viele Menschen eine Beratung benötigen: "Wir haben hier schon jetzt einen hohen Beratungsbedarf." Teilweise müssen Menschen bis zu drei Monate auf einen Termin warten. "In Notfällen gibt es aber auch kurzfristig eine Beratung", versichert Meltke.

Schuldenquote seit langem hoch

Die Situation in Sachsen-Anhalt ist schon lange angespannt. Knapp zwölf Prozent der Bevölkerung im Land sind überschuldet, in Halle sind es 15 Prozent, sagt Meltke. Heißt: Sie können ganz oder teilweise ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Damit liegt die sogenannte Schuldnerquote wie seit Jahren deutlich über dem Bundesdurchschnitt von gut acht Prozent.

In der Beratung versuchen Meltke und ihre vier Kollegen zunächst, die "Primärausgaben" zu sichern. Von möglichen Einnahmen sollten unbedingt Miete, Strom und Heizung bezahlt werden, damit das Leben weitergehen kann. "Dann schauen wir, ob das Ausgabeverhalten möglicherweise in eine Schieflage gekommen ist", erklärt Meltke. Gerade junge Haushalte "geben viel für Telekommunikation aus". Da sei oft Einsparpotenzial.

Abschlagszahlungen deckeln

Die staatlichen Hilfs- und Unterstützungsprogramme, um den Anstieg der Energiepreise abzufedern, seien inzwischen verpufft, meint Meltke. "Aus meiner Sicht müssten die Abschlagszahlungen für Strom und Gas gedeckelt werden." Nur so würden auch Rentner oder Niedriglohnempfänger entlastet werden. Dagegen könnten Sozialleistungsempfänger beantragen, dass das Amt die Kosten übernimmt: "Alle anderen sind da im luftleeren Raum."

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MDR (Hannes Leonard), dpa

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