Ein Mann in Anzug steht an einem Rednerpult, vor ihm ein Kameramann.
Der CDU-Stadtrat Vogt aus Halle verklagt seine Fraktion. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Engin Haupt

Querelen Wegen OB-Wahl in Halle: CDU-Stadtrat verklagt eigene Fraktion

03. September 2024, 19:23 Uhr

In der CDU in Halle gibt es Streit. Ein Stadtrat klagt deshalb gegen seine eigene Fraktion. Die hat ihn für sein eigenmächtiges Verhalten im Zusammenhang mit der anstehenden Oberbürgermeister-Wahl abgestraft.

CDU-Mitglied Alexander Vogt (45) aus Halle hat Großes vor: Dafür schreckt er auch nicht davor zurück, seine Parteifreunde vor Gericht zu ziehen. Aber der Reihe nach: Im vergangenen Jahr hat er sich als Kandidat für die Europawahl seiner Partei ins Gespräch gebracht. Die hat dann bekanntlich anders entschieden und Alexandra Mehnert aus Magdeburg zur Spitzenkandidatin gekürt. Anfang August dieses Jahrs hat Vogt dann einen neuen Anlauf genommen und sich als Kandidat für den freigewordenen Oberbürgermeister-Posten der Saalestadt positioniert.

Per Pressemitteilung der Mittelstandsunion Halle-Saalekreis (MIT) wird Vogts Kandidatur verkündet und MIT-Chef Andre Wallberg nutzt den Moment, um die Partei unter Zugzwang zu setzen. "Die CDU hat jetzt die Gelegenheit, Halle mit einem frischen, zukunftsorientierten Oberbürgermeister zu führen", lässt sich Wallberg zitieren.

Kritik an Kreisvorständen

Doch die Partei braucht offenbar Zeit, um sich zu sortieren. Im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT weist Vogt Berichte, wonach er die eigene Partei mit seiner Bewerbung überrascht habe, entschieden zurück. Bereits vor Monaten habe er den Vorstand über seine Ambitionen informiert.

Vogt übt dabei auch Kritik an den CDU-Kreisvorständen Marco Tullner und Christoph Bernstiel. Während in anderen Parteien schon intensiv über die Kandidatenfrage beraten würde, habe man innerhalb der halleschen CDU noch nicht einmal zu einer Vorstandssitzung in der Sache geladen, so Vogt damals. Inzwischen hat sich die Situation verändert: Mit Vogt hat auch die CDU-Landtagsabgeordnete Kerstin Godenrath ihre Kandidatur für den OB-Posten bekannt gegeben. Auch Jörg Anschütz will für die Christdemokraten ins Rennen gehen.

Parteifreunde wehren sich

Vogts Vorwürfe wollen seine Parteifreunde so nicht stehen lassen will. Mitte August hat die CDU-Fraktion im halleschen Stadtrat Vogt ihre "Missbilligung" für sein Verhalten um die Bewerbung ausgesprochen. Eine Strafe, die Vogt aber nicht hinnehmen will. Vor dem Verwaltungsgericht Halle hat er Klage eingereicht. Vogt fordert, dass die Richter die "Missbilligung" als rechtswidrig verurteilen sollen (die Klageschrift liegt MDR SACHSEN-ANHALT vor). Zuerst berichtete die Mitteldeutsche Zeitung darüber.

Der CDU-Kreisverband Halle will nicht auf die Auseinandersetzung eingehen. Auf Nachfrage teilt der stellvertretende Vorsitzende Christoph Bernstiel mit, dass der Sachverhalt "am Landesverwaltungsgericht geklärt wird" und er sich deshalb "dazu nicht äußern kann". Die Parteibasis soll im Oktober entscheiden, ob Vogt als Bewerber aufgestellt wird oder eine andere Person für die CDU antritt.

Neuwahlen wohl im Februar

Halle bisheriger Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) war von der Stadtverwaltung zum 1. September in den Ruhestand versetzt worden. Dem Schritt gingen jahrelange Querelen voraus. Die hallesche Stadtverwaltung bereitet nun innerhalb der nächsten sechs Monate Neuwahlen vor. Als Termin wird der 2. Februar 2025 angepeilt.

MDR (Marc Weyrich, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 03. September 2024 | 08:30 Uhr

8 Kommentare

steka vor 19 Wochen

Dem MIT-Chef Andre Wallberg sei Dank wissen wir wenigstens jetzt, daß Herr Vogt letztendlich eigentlich nur ein "Strohmann" ist, der den Auftrag hat OB zu werden.

steka vor 19 Wochen

Also ich würde mir eher einen parteilosen unabhängigen Kandidaten wünschen. Einen CDU Kandidaten mit enger Verbindung zur Mittelstandsunion ist doch eher befangen in seinem Amt, da bestimmt diese Union, was der Bürgermeister zu tun hat oder zu verhindern hat.

Gerechtigkeitsfan vor 19 Wochen

Eiche, Menschenverachtend sind Kriege, gegen die Deutschland nichts unternimmt. Nicht eine vorgezogene Coronaspritze, lächerlich. Im übrigen sollte es in meinem Beitrag heißen: Das nenne ich Bürgernähe, nicht Bürgerinnen.

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