Franckesche Stiftungen Tag der Jugendbeteiligung in Halle: "Wenn wir es nicht machen, wer sonst?"

23. Juni 2022, 13:29 Uhr

In Halle hat es erstmals einen Tag der Jugendbeteiligung gegeben. In den Franckeschen Stiftungen trafen sich am Mittwoch mehr als 40 Jugendliche, um sich über Engagement-Möglichkeiten auszutauschen. Das Ganze stand unter dem Motto "Do it yourself".

Im "LeoLab", einem frisch sanierten Gebäude in den Franckeschen Stiftungen in Halle, haben sich am Mittwochvormittag 40 junge Hallenserinnen und Hallenser versammelt. Aufgeregt reden sie durcheinander. Heute steht für sie etwas Anderes als Schule oder Uni auf dem Programm: In verschiedenen Workshops wollen sie erfahren, wie und wo sie sich in Halle und Umgebung engagieren können.

"Do it yourself" heißt das Motto dieses ersten Tages der Jugendbeteiligung, den die Stadt Halle und das Netzwerk Hallianz für Vielfalt organisiert haben. Eine der Moderatorinnen der Veranstaltung ist die 18-jährige Alexandra Schmelzer. Sie besucht die 11. Klasse des Südstadtgymnasiums in Halle und ist Vorsitzende des Schülerrates der Stadt. Ihr ist Jugendbeteiligung wichtig:

Wir werden ja auch in Halle leben und Einfluss auf die Stadt nehmen. Da ist es wichtig, dass wir das jetzt schon mit unserer Stimme zeigen. Und es ist auch wichtig, dass unsere Interessen vertreten werden. Denn wenn wir es nicht machen, wer sonst?

Alexandra Schmelzer vom Stadtschülerrat

Verschiedene Workshops zu Jugendbeteiligung

Dabei sollen die Workshops helfen, wie junge Menschen Ideen umsetzen können. Für den Social-Media-Workshop gibt es die meisten Anmeldungen: 15 junge Frauen und Männer sitzen auf roten Würfeln und erfahren, wie sie sinnvoll Inhalte in sozialen Netzwerken posten können.

Auch ein Jugendforum gibt es. Dort können die Teilnehmenden erfahren, wie sie eine Idee in ein konkretes Projekt umsetzen können und an wen sie sich dafür wenden können.

Themen: Klimaschutz, mehr Respekt, Gesprächsreihe

Die Themen, die die Teilnehmenden beschäftigen, sind unter anderem der Klimaschutz, mehr Respekt unter Jugendlichen und eine Gesprächsreihe mit "inspirierenden Menschen". Damit meinen sie engagierte Menschen aus Halle oder auch ganz Deutschland, die für Jugendliche als Vorbild dienen könnten.

Jugendliche beim Engagement unterstützen

Unterstützung für Projektideen gibt es vom Netzwerk Hallianz für Vielfalt, zu dem auch die Freiwilligenagentur gehört. Freiwilligenagentur-Mitarbeiterin Sabine Baumgärtel weist auf den Jugendfond hin:

Da haben wir finanzielle Mittel, die wir bereitstellen können. Wir sind in der Stadt außerdem ganz gut vernetzt und können den ein oder anderen Tipp geben, wo man sich treffen kann, wen man fragen kann.

Sabine Baumgärtel Freiwilligenagentur

Das Netzwerk habe außerdem Kontakt zu Politikerinnen und Politikern der Stadt.  So würden die Jugendlichen begleitet, damit sie ihre Ideen umsetzen könnten, sagt die 25-jährige Baumgärtel. Denn eigentlich gebe es einige Angebote für Jugendliche in der Stadt, aber die würden nicht alle kennen.

Forderung nach mehr öffentlichem Raum

In Halle ein Dauerthema ist der öffentliche Raum für junge Menschen. Am August-Bebel-Platz oder am Steintor gab es zuletzt immer wieder Ärger, weil Jugendliche zu laut feierten und Müll hinterließen. Die Ziegelwiese auf der Peißnitz in Halle soll nun attraktiv gemacht werden.

Allerdings ist das für manche zu rustikal. Während des Jugendforums am Nachmittag kommt die Idee auf, Spielplätze besser zu nutzen. Flohmärkte, Jahresfeste oder auch Aufräumaktionen auf Spielplätzen werden angesprochen. Die Vorsitzende des Stadtjugendrates, Alexandra Schmelzer, fände es gut, wenn das neue LeoLab der Franckeschen Stiftungen dauerhaft ein Ort für Jugendliche werden könnte, statt nur zu bestimmten Veranstaltungen geöffnet zu sein:

Das ist eine tolle Location! Wo man einfach so ein Feeling hat, dass man sich wohl fühlen kann. Was von Dauer wäre halt wichtig, dass man dort hingehen kann und auch Jugendliche mit den gleichen Interessen treffen kann.

Alexandra Schmelzer Vorsitzende des Stadtschülerrates

Dass es mehr Räume für Jugendliche geben sollte, findet auch der Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt, Mirko Petrick: "Da gibt es nicht so viele Möglichkeiten", sagt er. Vor allem in der Altersgruppe 14 bis 18 Jahre gebe es "relativ wenig kostenfreie Angebote". Das müsse mehr werden.

Tag der Jugendbeteiligung auch 2023

Karen Leonhardt von Hallianz für Vielfalt und der Freiwilligenagentur Halle sieht den Tag der Jugendbeteiligung als vollen Erfolg. Alle Teilnehmenden seien bis zum Schluss geblieben, das Interesse sei groß gewesen.

Unser Ziel ist es, dass es einmal im Jahr einen Tag der Jugendbeteiligung gibt.

Karen Leonhardt Freiwilligenagentur

In Zukunft sollen die Jugendlichen den Tag auch selbst mit vorbereiten. So könne man am besten wissen, was die Jugendlichen bewegt und wie sie bei ihren Ideen unterstützt werden können, sagt Leonhardt.

Über die Autorin Paula Kautz arbeitet seit Sommer 2018 bei MDR SACHSEN-ANHALT für den Hörfunk. Hauptsächlich ist sie in der Nachrichten-Redaktion und auch für das Regionalstudio in Halle tätig. Bevor die gebürtige Hallenserin zum MDR kam, machte sie Abstecher nach Barcelona und in das Allgäu.

Während ihres Journalistik-Studiums an der Universität Leipzig arbeitete sie für das Lokalradio mephisto 97.6 und absolvierte unter anderem Praktika bei der Deutschen Presseagentur und dem MDR. Ihr Lieblingsort in Sachsen-Anhalt ist das Bodetal im Harz.

MDR (Paula Kautz)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Juni 2022 | 17:40 Uhr

3 Kommentare

geradeaus am 24.06.2022

Ihr vorletzter Satz trifft es auf den Punkt. Das Müllproblem in Parks nach einer Nacht wo viele Jugendliche gefeiert haben gibts überall, auch bei mir. Letzte Woche erst wieder Bilder von Parkanlagen am Sonntag Morgen. Übel

Thommi Tulpe am 23.06.2022

"Die Themen, die die Teilnehmenden beschäftigen, sind unter anderem ... mehr Respekt unter Jugendlichen ..." Respekt gegenüber älteren, erfahreneren Menschen beschäftigt die Teilnehmenden nicht? Dann frage ich mich, wie man aus Fehlern der Vergangenheit lernen möchte.
"Am August-Bebel-Platz oder am Steintor gab es zuletzt immer wieder Ärger, weil Jugendliche zu laut feierten und Müll hinterließen." Will man jetzt die Stadt in Interessenzonen aufteilen? Links der Saale Jugendliche, die laut feiern und Müll hinterlassen dürfen? Rechts der Saale den Rest der Hallenser, welche ihre Ruhe haben möchten, ein sauberes Umfeld bevorzugen, sicher noch den Müll auf der "Jugendseite" der Stadt wegräumen?
Die Jugend sollte sich bewusst werden, dass sie in nicht allzu langer Zeit auch zu jenen Leutchen gehören, die Partylärm und hinterlassen Müll nicht wirklich cool finden! Das Leben ist leider keine Party, die endlos geht.

Chris Casablanca am 23.06.2022

Wie kommt das nur, dass sich immer mehr deutsche Jugendliche zu kriminellen Banden radikalisieren. Woran liegt das ? Die Politik darf nicht zuschauen, muss gegensteuern.

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