Protest an der Uni Halle Klimaaktivisten fordern Klimaneutralität der Uni bis 2030

An der Martin-Luther-Universität in Halle wird seit Montagabend der größte Hörsaal von Klimaaktivisten besetzt. Die Gruppe "End Fossil: Occupy!" will für eine Woche im Audimax übernachten und tagsüber Gespräche, Vorträge und Filme zum Thema Klima führen. Ohne Zugeständnisse der Uni-Leitung wollen die Studierenden nicht gehen.

Ein Hörsaal mit Studierenden und Protestlern
Eine Woche will die Protest-Gruppe den Hörsaal in Halle besetzt halten. Bildrechte: End Fossil: Occupy! Halle

Klimaaktivisten haben am Montagabend den größten der drei Hörsäle im Audimax der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg besetzt. Die Gruppe mit dem Namen "End Fossil: Occupy!" fordert unter anderem ein Ende der Nutzung fossiler Energien.

An die Universitätsleitung in Halle stellt sie fünf Forderungen, unter anderem, dass die Hochschule bis spätestens 2030 klimaneutral sein soll und das Thema Klima in jedem Studiengang als Modul verpflichtend gelehrt werden muss. Ohne Ergebnis soll die Besetzung den Angaben nach nicht aufgegeben werden. Momentan sind sieben Tage geplant.

Hier alle Forderungen an die Martin-Luther-Universität:

Der Lehrbetrieb soll trotz der Besetzung vollständig aufrecht erhalten werden. Das teilte die Hochschulleitung in einer Mitteilung an die Studierenden mit. Die Lehrkräfte, deren Veranstaltungen betroffen sind, seien informiert worden. Sie sollen demnach über die alternative Durchführung ihrer Lehrveranstaltung entscheiden. Eine Sprecherin teilte indes mit, die Vorlesungen würden nun online angeboten.

Klima-Diskussion und Filme zum Thema

Rund 20 junge Menschen haben vor Ort übernachtet. "Die Nacht war erstaunlich gemütlich", sagte eine Biologiestudentin MDR SACHSEN-ANHALT. "Dafür, dass es ein Hörsaal ist, macht es sich auch ganz gut zum Camping."

Während der Besetzung des Hörsaals in Halles Innenstadt halten die Aktivisten Vorträge, zeigen Filme und wollen ins Gespräch kommen – nach ihren Angaben über eine zukunftsgerechte Lehre und die gesellschaftliche Rolle der Universität.

Aktion von Studierendenrat unterstützt

Unterstützung bekommt die Klima-Gruppe beispielsweise durch die SPD-nahe Juso-Hochschulgruppe Halle. "Ohne das Mittel der Besetzung würde die Universität weiterhin ihrem Bildungsauftrag in diesem Bereich nicht nachkommen. Dementsprechend ist dieser Schritt aus unserer Sicht vollkommen legitim", so die Jusos.

Der Studierendenrat unterstützt den Protest ebenfalls, insbesondere die Forderung nach einer stabilen Finanzierung, da die Universität unterfinanziert sei. Das teilte das Gremium in einer Mitteilung an die Studierenden mit: "Die notwendige kritische Bildung, ambitionierte Forschungsvorhaben in allen Wissenschaftsbereichen und die Neuausrichtung der MLU braucht Geld, welches durch das strukturelle Defizit fehlt."

Liberale Studierende kritisieren Protestform

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zeigte sich solidarisch. Landesvorsitzende Eva Gerth sagte, Hochschulen seien wichtige Akteure für die Bewältigung der zahlreichen Herausforderungen, die der vom Menschen maßgeblich verursachte Klimawandel nach sich ziehe.

Andere Hochschulgruppen, wie die Liberale Hochschulgruppe (LHG), kritisieren dagegen die "radikalen Klimaaktivisten". "Wir halten eine solche Protestform für zutiefst destruktiv", so Jonas Liebing aus dem Vorstand der LHG Halle. Auch unter anderen Studierenden sind die Meinungen geteilt. Ein Student sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Ich finde es nicht so zielführend, ein bisschen unnötig", ein anderer: "Zumal wahrscheinlich die Mehrheit der Studenten eh schon irgendwie derselben Auffassung ist, dass Klimawandel wichtig ist."

Ein Plakat mit der Aufschrift "Besetzt!"
Die Besetzerinnen und Besetzer werden teils stark kritisiert. Bildrechte: End Fossil: Occupy! Halle

Besetzung auch in Leipzig Auch an der Universität Leipzig hatten Klimaprotestierende erst kürzlich das Audimax besetzt. Wie die Sprecherin der Gruppe dem MDR im Dezember gesagt hatte, hatte die dortige Universität nach vier Tagen Besetzung mehrere Forderungen der Aktivisten akzepiert: "Die Uni will auf ein verpflichtendes Klimamodul für alle Studiengänge hinwirken und deutlich vor 2030 klimaneutral werden."

Mehr zum Thema Proteste

MDR (Stefan Bringezu, Luise Kotulla),dpa

Zuerst veröffentlicht am 10.01.2023.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Januar 2023 | 12:00 Uhr

43 Kommentare

DER Beobachter vor 20 Wochen

Wenn den Gewohnheitsmotzern hier wie eben hdR und den meisten Anderen (nicht nur moderne) wissenschaftliche Erkenntnis offenbar fremd ist, braucht man sie eigentlich eh nicht ernst zu nehmen...

DER Beobachter vor 20 Wochen

Ohne einen einzigen Tag ohne staatliche Unterstützung? Das nehme ich Ihnen nicht ab. Gleich gar nicht, wenn Sie von hier aus dem Osten kommen. Die jungen Leute nehmen sich das Recht heraus, eben weil sie noch die nächsten 40 Jahre vor sich haben und ihre Aussichten darauf eben wegen des Klimawandels nicht so rosig erscheinen. Alberne Neiddebatte...

Christoph_Strebel vor 20 Wochen

Die Besetzer fordern nicht, sie erteilen herrschaftliche Befehle. Wer nicht gehorcht, dessen Grundrechte, hier auf Bildung, sonst auf Bewegungsfreiheit, werden bekämpft.

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