Jubiläum Einmaliges Theater in Halle: Volksbühne Kaulenberg feiert fünfjähriges Bestehen
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30. November 2024, 16:54 Uhr
Schauspieler Jonas Schütte hat mit der Volksbühne Kaulenberg in Halle vor fünf Jahren sein eigenes Theater gegründet. Mit einem Programm aus Musik, Tanz und Literatur ist die Spielstätte inzwischen zu einer festen kulturellen Institution in der Saalestadt geworden. Zum Jubiläum gibt es am Samstag ein Fest und eine Premiere – mit einem prominenten Gastregisseur.
- Die Volksbühne Kaulenberg schließt mit seinem Programm eine Lücke in der Halleschen Theaterlandschaft.
- Zum Repertoire gehören Klassiker der Weltliteratur, zum Jubiläum feiert "Die unendliche Geschichte" Premiere.
- Der Regisseur und ehemalige nt-Intendant Matthias Brenner wirkte am Jubiläumsstück mit.
Jonas Schütte hat allen Grund zu feiern. Der Schauspieler betreibt in Halle eine freie Bühne und blickt gleich auf drei Jubiläen: Seit 30 Jahren steht er auf der Bühne als Schauspieler, vor genau 15 Jahren beschloss er, nach Halle zu ziehen und vor fünf Jahren öffnete er mit der Volksbühne Kaulenberg sein eigenes Theater in der Saalestadt.
Diese multiple Bühne hat für mich in Halle ein Alleinstellungsmerkmal.
Die Spielstätte sei eine "Spielstätte für professionelle Nahkunst" wie auf der Homepage zu lesen ist. Auf der Bühne stehen studierte Profis. Geboten wird neben Theater, bildende Kunst, Musik, Digitales sowie Literatur. Mit seiner Volksbühne erhebt Schütte den Anspruch, sich mit bildgewordenen Argumenten an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen. Das sei eine notwendige kulturelle Maßnahme.
Schauspieler gründete das Theater vor fünf Jahren
Der Leiter der Volksbühne Kaulenberg steht hinter dem Tresen seines Theatercafés und bedient die Kaffeemaschine. Der Grund, warum er nach seinem Engagement am Neuen Theater in Halle blieb, ist simpel, erzählt Schütte: "Ich bin in Halle geblieben, weil es geografisch für Deutschland gut liegt." Das sei vor allem in seiner Zeit als freier Schauspieler sehr praktisch gewesen.
Doch der 41-Jährige wollte nicht nur herumtingeln. Er suchte eine feste Bleibe und gründete unweit des Neuen Theaters in einer kleinen Gasse die Volksbühne Kaulenberg. Sein Domizil, das rote Haus, ging schon durch viele Hände und war Kneipe, Disco und Nachtclub. Nun bietet Schütte hier seinem Publikum neben Theaterstücken und Tanzworkshops ein Café, Spieleabende, Lesungen und vieles mehr.
Bühne schließt eine theatralische Lücke in Halle
Die Volksbühne Kaulenberg ist ein Ort der Begegnung. Aber auch ein Ort, an dem anders Theater gemacht wird. "Wir machen das, was das Neue Theater nicht beachtet, wir aber für die Stadtgesellschaft wichtig finden und damit hier etablieren", erklärt Schütte.
Wir machen das, was das Neue Theater nicht beachtet, wir aber für die Stadtgesellschaft wichtig finden und damit hier etablieren
"Ein paar Elemente davon sind, viel auf die Fantasie der Zuschauer zu setzen und sie anzuregen, was dabei hilft, mal den Alltag komplett zu vergessen", sagt der Bühnenleiter. In der Volksbühne Kaulenberg könne man sich Geschichten aus alten Zeiten erzählen lassen und merken, wie aktuell diese seien.
So spielt Jonas Schütte in Shakespeares "Hamlet" eben diesen. Im Programmheft ist er für das Stück Hamlet und ich mit einer Clownsnase abgebildet. Der Abend sage viel über uns unserer Herkunft, über unsere Seele und über unsere gesellschaftlichen Diskussionen, sagt er. "Hamlet" sei für ihn eine Anleitung gegen Populismus.
Warum Clowns eine wichtige Rolle spielen
Jonas Schütte, der mit Ingrid Lausund, der Autorin hinter der Kultserie "Tatortreiniger", in Ravensburg seine ersten Schritte auf der Bühne machte, ist auch ein großer Freund der Reduktion, und überall taucht bei ihm die Clownsfigur wieder auf. Freimütig erzählt er von seinen ersten Schritten auf der Bühne im Rahmen eines Clowns-Workshops. Da bekam er die Aufgabe, durch einen Stuhl zu klettern und sich auf der anderen Seite in einer Tropfsteinhöhle wiederzufinden.
Diese Erfahrung bewegt ihn noch heute, denn plötzlich stand er in einer Tropfsteinhöhle, obwohl da gar nichts war. Die Kursleiterin erkannte sein Talent und schickte ihn ans Theater zu Ingrid Lausund, mit der er an insgesamt drei Projekten arbeitete.
Matthias Brenner als Regisseur zu Gast
Gerade laufen die letzten Proben für das Jubiläumsstück "Die unendliche Geschichte". Wer sich an einen üppig ausgestatteten Film erinnert, wird hier mit nur drei Figuren auskommen, Requisiten gibt es auch keine – Fantasie ist gefordert. Dahinter steckt laut Schütte das Konzept des Physical Theatre, das mit Elementen aus der Pantomime und dem Tanz arbeite: "Wir brauchen keinen echten Revolver, weil man auch den Zeigefinger ausstrecken und 'Peng' sagen kann. Da weiß jeder im Publikum, dass es ein Revolver ist."
Für Matthias Brenner ist "Die unendliche Geschichte" bereits die zweite Inszenierung mit Jonas Schütte. Er schätzt dessen Arbeit und die Ergänzung des theatralen Angebots gerade in Laufnähe des Neuen Theaters. Hier werde Weltliteratur aufgeführt und damit Klassik ebenso gepflegt wie ein schönes Musikprogramm. Kunst und Kultur im besten Sinne.
Jonas Schüttes Volksbühne ist gerade einmal fünf Jahre alt. Steigende Besucherzahlen zeigen, dass die Bühne mehr und mehr vom Publikum angenommen wird.
Weitere Informationen zum Jubiläum
Volksbühne Kaulenberg
Kaulenberg 1, 06108 Halle
Programm am 30. November 2024:
20 Uhr: "30-15-5" – Jubiläum mit anschließender Tanzveranstaltung
Um Anmeldung wird gebeten
16 Uhr: Premiere "Die Unendliche Geschichte von Michael Ende"
Weitere Aufführungen:
7. Dezember 2024, 16 Uhr
14. Dezember 2024, 12 Uhr (Adventsmarkt)
17. Januar 2025, 19:30 Uhr
18. Dezember 2025, 16 Uhr
8. Februar 2025, 19:30 Uhr
Redaktionelle Bearbeitung: vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Nachmittag | 30. November 2024 | 15:45 Uhr