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Der Riebeckplatz in Halle: Hier könnte das Zukunftszentrum Deutsche Einheit entstehen. Bildrechte: MDR/Michael Rosebrock

Ostdeutscher WettbewerbZukunftszentrum Deutsche Einheit: Gegen wen Halle antritt

12. Januar 2023, 20:08 Uhr

Nur noch wenige Wochen, dann steht der Sieger des ostdeutschen Wettrennens um das Zukunftszentrum Deutsche Einheit fest. Doch gegen wen tritt Halle im Wettbewerb um ein Forschungszentrum an? MDR SACHSEN-ANHALT gibt einen Überblick über die Mitbewerber.

Aus der Vergangenheit lernen, Erfahrungen würdigen und dazu in der Gesellschaft, Kunst und Kultur forschen: Das neue Zukunftszentrum Deutsche Einheit soll ein einzigartiger Ort in Ostdeutschland werden.

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Darum haben sich zunächst auch sieben Orte um den Prestigestandort beworben. Mit Halle, Jena, Eisenach, Frankfurt an der Oder und der gemeinsamen Bewerbung von Leipzig und Plauen sind noch fünf im Rennen. In den nächsten Wochen wird der Sieger feststehen, bis 2028 soll das Zentrum stehen. Aber wer sind die Städte, die um den Standort konkurrieren? Ein Überblick:

Bewerber als Zukunftszentrum Deutsche Einheit

Jena

Der Eichplatz in Jena ist einer der letzten freien Stellen der Stadt mit viel Platz. Früher fanden hier Aufmärsche statt. Siegmund Jähn wurde hier von 100.000 Menschen nach seiner Rückkehr aus dem "Kosmos" gefeiert. Die Friedensbewegung fand sich hier um 1989 zusammen. Der Platz hat Geschichte, fristet aber seit Jahren ein trauriges Dasein. Aktuell wird die Fläche, die fast zwei Fußballfelder groß ist, als Parkplatz genutzt. Ein richtiges Konzept, was damit geschehen soll, hatte die Stadt bis zur Bewerbung jedoch nicht.
"Jena bewirbt sich als zukünftiger Standort für das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und europäische Transformation, weil wir davon überzeugt sind, dass die Stadt über den idealen Nährboden verfügt, damit das Zukunftszentrum ein Ort der europäischen Vernetzung wird, der aus den Erfahrungen der Vergangenheit zum Mitgestalten unserer gemeinsamen Zukunft motiviert," schreibt die Stadt über ihre Bewerbung.

Eisenach

Als zweite Stadt in Thüringen – und das ist schon etwas Besonderes – ist auch Eisenach im Rennen. Eigentlich muss sich ein Bundesland auf eine Stadt festlegen: Die Unterstützung liegt hier bei Jena, doch trotzdem hielt Eisenach, anders als beispielsweise Magdeburg in Sachsen-Anhalt, an der Bewerbung fest. Zum Standort lässt sich die Stadt noch nicht näher in die Karten sehen. "Wir wollen ein Zukunftszentrum, das als lebendige Forschungsstätte starke Verbindungen zu unseren europäische Nachbarn knüpft, um gemeinsam Freiheit und Demokratie gegen jegliche autoritäre Tendenzen zu verteidigen. Wir wollen das Zukunftszentrum, weil die Einigung Deutschlands und Europas nur gelingt, wenn wir verstehen, warum sich Menschen vom Rechtsstaat ab- und dem Extremismus zuwenden," heißt es auf der Webseite.

Frankfurt an der Oder

Vor fast 20 Jahren platzte in Frankfurt Oder ein Traum, den gerade Magdeburg träumt: Eine riesige Chipfabrik sollte für 1,2 Milliarden Euro entstehen. Daraus wurde nichts, 1.200 Arbeitsplätze blieben aus. Jetzt hofft die Stadt mit dem Zukunftszentrum wortwörtlich neue Brücken zu bauen. In der Słubicer Straße soll unter der Überschrift "Stadt der Brückenbauer" das Zukunftszentrum Deutsche Einheit entstehen. In den 90-ern noch mit dem Image von rechten Gewalttaten versehen, will die Stadt sich gerade mit diesem Projekt weltoffen zeigen und dieses negative Image ablegen.

Leipzig und Plauen

621.000 treffen 64.000 Einwohner: David und Goliat ziehen zusammen ins Rennen und könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Leipzig sich selbst seit Jahren als Hypzig bezeichnet, muss Plauen mit den Folgen vieler ostdeutscher Städte leben: Überalterung, fehlende Wirtschaftsansiedlungen und Abwanderung. Der Nachteil soll für die Region zum Vorteil werden. Plauen könnten vom Wandel durch das Zentrum profitieren und die Bewerbung Leipzigs fällt damit aus dem Raster der übrigen Städte. Auch zwei Standorte für das Zentrum sollen die Doppelbewerbung unterstreichen. Nahe der ehemaligen Stasi-Unterlagenbehörde am Matthäikirchhof soll in Leipzig das Zentrum entstehen. In Plauen am Neustadtplatz im Bereich der Elsteraue als Zentrum der Forschung.

Halle

Das Angebot aus Sachsen-Anhalt liegt im Herzen von Halle. Der Riebeckplatz ist der Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Kein Ort der Stadt war nach Aussagen der Bewerbungswebseite häufiger der Umgestaltung unterworfen als dieser Platz. Bis 1945 Ort von Gründerzeithäusern und Geschäften, beschreibt die Stadt selbst den Platz als "Nachkriegsmoderne". Anschließend an den Platz wird auf dem ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) 200.000 Quadratmeter zusätzliche Fläche angeboten, die ebenfalls im Zuge der Umgestaltung zum Zukunftszentrum umgestaltet werden können. Das Gelände inmitten der Innenstadt von Halle liegt seit Jahren brach und findet sich in Internetblogs mittlerweile als "Insel des Verfalls".

Entscheidung fällt in den nächsten Wochen

Zurzeit besucht die Jury des Zukunftszentrums Deutsche Einheit alle Standorte. Der genaue Termin für den Besuch ist jeweils geheim. Für Halle sagte Bürgermeister Egbert Geier MDR SACHSEN-ANHALT, man werde die Stadt in hervorragender Art und Weise präsentieren. Anfang Februar soll dann die finale Entscheidung fallen. Für 200 Millionen Euro soll am Gewinnerstandort ein Forschungszentrum entstehen. Baubeginn soll dann 2026 sein.

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MDR (Lars Frohmüller)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. Januar 2023 | 11:30 Uhr

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