Kommentar Zukunftszentrum in Halle: Meilenstein erreicht, aber viele Fragen offen
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02. Mai 2025, 14:02 Uhr
Knapp ein Jahr lang lief der Architekturwettbewerb zum Zukunftszentrum in Halle. Jetzt steht der Siegerentwurf fest: Viel Glas, viel geschwungene Linie, 58 Meter hoch, viel Licht und viel Freiraum. Doch so richtig greifbar wird das Zentrum noch immer nicht – kommentiert Marc Weyrich, Leiter des MDR Regionalstudios Halle.
Der heutige Tag ist für das Mammutprojekt zweifellos ein Meilenstein. Klar ist, wie das Zukunftszentrum aussehen wird. Ein schöner Zufall: Der Siegerentwurf kommt von Menschen aus Mitteldeutschland.
Es ist wichtig und richtig, dass das Projekt im Koalitionsvertrag verankert ist. Und dass sich trotz der zu erwarteten Kostensteigerung alle Beteiligten zum Zukunftszentrum und der damit verbundenen Chance bekennen.
Zwei Dinge sind allerdings lästig:
Erstens: Halles Oberbürgermeister Alexander Vogt. Der hat im Wahlkampf noch das Zukunftszentrum als Elfenbeinturm und Elitenprojekt bezeichnet. Heute sagte er in die Kamera, er freue sich, das Projekt nach Halle geholt zu haben. Als Vorsitzender der Europa-Union fungierte er zwar als Botschafter fürs Zukunftszentrum – ansonsten tendiert sein Anteil gegen Null.
Zweitens: Lästig ist auch das Agieren des Bundes. In Person des Ostbeauftragten ruft er einmal mehr auf, dass wir Hallenser "guter Dinge sein" sollen, wenn es um die offene inhaltliche Ausgestaltung des Zentrums geht.
Zum Inhalt nichts Konkretes
Im dritten Jahr nach der Entscheidung für Halle als Standort liegt die inhaltliche Ausrichtung im Nebel – abgesehen von Absichtsklärungen und guten Ideen.
Fast wortgleich kritisierte Halles Oberbürgermeister Alexander Vogt im Wahlkampf das Zentrum – und damit hat er auch recht.
Dass das Zentrum zwei Jahre später als ursprünglich geplant kommt, war zu erwarten. Das scheibchenweise Abrücken von der propagierten Zahl von einer Million Besuchern im Jahr gibt aber denen Recht, die Politik als unredlich kritisieren.
Mehr Transparenz ist nötig
Auch der versprochenen Transparenz steht einiges entgegen: Zum einen gibt es trotz mehrfacher Terminzusagen immer noch keinen Showroom für das Zukunftszentrum. Zum anderen agiert die wachsende Verwaltung immer noch im Verborgenen in einem Provisorium.
Abgerundet wird das unschöne Bild dadurch, dass auf der offiziellen Seite des Zukunftszentrums auch Stunden nach der Entscheidung der Siegerentwurf und das Team dahinter nicht gezeigt oder gar gefeiert werden. Ist man an den entscheidenden Stellen nicht voller Stolz und möchte das Projekt nach außen zeigen?
Interesse in Begeisterung umwandeln
Stadt und Land haben geliefert, um das Zentrum finanziell möglich zu machen. Es ist höchste Eisenbahn, die nach der Standortentscheidung für Halle spürbare Begeisterung für das Projekt in der Stadt neu zu entfachen.
Dass es geht, zeigt die Vergangenheit. Dass Interesse da ist, zeigen letztlich auch die skeptisch-negativen Kommentare.
Auch wenn die Zeiten schwierig sind und hinter den Kulissen in Berlin freilich viel passiert ist: Jetzt muss der Bund nach außen wahrnehmbar Gas geben. Auch um weitere Verzögerungen und Akzeptanzverluste zu verhindern.
MDR (Marc Weyrich, Leonhard Eckwert)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT | 30. April 2025 | 12:15 Uhr
steka vor 2 Wochen
Na wenn ich die Bilder sehe, viel Luft, im Sommer heiße Luft, und wenig Inhalt in diesem "Zukunftszentrum". Symbolische Architrktur für die Zukunft ?
Shantuma vor 2 Wochen
Ganz ehrlich, wenn schon ein durchaus regierungsfreundlicher Kommentar ganz offen sagt, dass die Kosten steigen werden ... dann kann man echt nichts mehr sagen.
Es ist so ein typischer Prunktbau, welcher in Zeiten kommt in denen es immer mehr Menschen in Deutschland schlecht geht.
In Zeiten in denen die Schere zwischen Arm und Reich auseinander geht.
In Zeiten in denen Priviligierte meinen sie könnten die Nichtpriviligierten ignorieren.
Dieser Bau wird ein Monument für genau diese Zeit sein.
Es ist ein trotziger Bau nach Außen mit einem maroden Inneren, genau wie es Deutschland auch ist.
Altmeister 50 vor 2 Wochen
Seit der Entscheidung zum Projekt "Zukunftszentrum" haben wir aber eine völlig neue (Not) Lage im gesamten Infrastrukturbereich mit eingestürzten, geschädigten oder gesperrten Brücken, maroden Schulen, Schienen, Kasernen und fehlenden Wohnungen. Da kann ich mir solche "nice to have"- Projekte vom Geld und den Kapazitäten her eigentlich nicht mehr leisten.
Wenn in meinem Haus der Keller feucht ist und die Dachbalken faulen, dann saniere ich doch erst mal die Substanz und baue ich mir doch nicht stattdessen ein Luxusswimmingpool in den Garten. Die Not im Lund , den Ländern und Kommunen ist doch inzwischen so groß, dass alles auf den Prüfstand muss. Wenn ich was zu entscheiden hätte, wäre das eines der ersten Projekte, das ich canceln würde, zumal die inhaltliche Not(!)wendigkeit immer noch niemand erklären kann.