Flüsse in Sachsen-Anhalt Wie die Talsperren auf die Trockenheit reagieren

22. Juli 2022, 16:37 Uhr

Der trockene, heiße Sommer lässt Gewässer in Sachsen-Anhalt austrocknen. Seen "kippen um", haben also mit Blaualgen zu kämpfen. Derweil halten sich die Flüsse im Land noch ganz gut, wenngleich mancher Fährbetrieb eingestellt ist. Vor allem die kleineren Flüsse schlängeln sich wacker durchs Land. Dafür sorgen unter anderem Talsperren.

Die Talsperre am kleinen Fluss Wipper liegt rund fünf Kilometer entfernt vom malerischen Vorharzstädtchen Wippra. Dieser Teil des Flüsschens mündet am Stadtrand von Bernburg als Nebenfluss in die Saale.

Auf der Staumauer der Talsperre Wippra steht Staumeister Ralf Finke. Hinter der Staumauer staut sich das Wasser momentan auf etwa 13 Meter Höhe. Unterhalb der Mauer fließen aus einem kleinen blauen Rohr derzeit pro Sekunde genau 110 Liter Wasser aus dem Staubecken in den Fluss. Das sei die sogenannte Mindestabgabemenge, erklärt Staumeister Finke. Damit wird der Pegel der Wipper gehalten und sorgt dafür, dass es hier im Tal grün ist. Für Staumeister Finke ist 2022 ein normales, wenn auch sehr trockenes Jahr.

Es gab schon schlimmere Jahre. 2015 zum Beispiel: Da floss zwischen Mai und Oktober gar nichts mehr.

Staumeister Ralf Finke

Wenig Regen – und trotzdem Hochwasserschutz

Die Niederschläge im Harz sind in den vergangenen zehn Jahren um bis zu 20 Prozent gesunken. Doch obwohl sich das Becken der Talsperre jedes Jahr mühevoller mit Wasser füllt, ist dennoch Hochwasserschutz geboten. Der Staumeister weist auf die kontinuierlich steigende Zahl von unwetterartigen Regenfällen hin. Dabei habe das Wasser keine Zeit, in den trockenen Boden einzusickern. Das Wasserbecken einer Talsperre könne da ganze Dörfer vor Überschwemmungen retten.

Geschichte der Talsperre Wippra

Niedrigwasser, Hochwasser, Talsperre Wippra hat schon alles erlebt. Immerhin ist sie schon 70 Jahre alt. Gebaut zwischen 1950 und 1952 war sie einst dafür gedacht, das Stahl- und Walzwerk in Hettstedt das ganze Jahr mit Wasser zu versorgen. Nach der Wende wurde sie zum Ausflugsziel.

Ein Hochwasser im Jahr 1994 überstand die Talsperre jedoch nicht. Ein Hochwasseraktionsplan wurde geschmiedet. Vor zwei Jahren wurde dieser in die Tat umgesetzt. Kosten insgesamt: 28,5 Millionen Euro.

Die Talsperre als Ausflugsziel

Mittlerweile arbeitet Ralf Finke hier an der Talsperre allein. Schaut, ob alles läuft und begrüßt viele Radfahrer, Wanderer, Touristen aus ganz Deutschland. Manchmal wundert er sich, dass auch so manche Leute aus der Region von der Talsperre noch nie was gehört haben.

Geduldig führt Finke Besucher auf die Staumauer, erklärt die Funktionsweise der Talsperre und ihre Bedeutung. Immer wieder muss er auch erklären, dass in Sachsen-Anhalt in allen Talsperren das Baden und das Befahren mit Booten, Sportgeräten oder sonstigen Wasserfahrzeugen verboten ist. Einzige Ausnahme ist der Stausee Kelbra.

Talsperren regeln die Pegel der Flüsse

Die Bedeutung von Talsperren sei nicht zu unterschätzen, sagt Joachim Schimroscyk, der stellvertretende Geschäftsführer vom Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt. Denn: Die Talsperren im Land regeln auch in trockenen Sommern noch immer zuverlässig die Pegelstände der Flüsse.

So sammelt sich zum Beispiel das Wasser, was durch die Kalte und die Warme Bode über den Brocken kommt, in der Talsperre Königshütte. Von dort aus werden normalerweise 500 Liter pro Sekunde in die weiterführenden Flüsse abgegeben. Derzeit ist es gerade die Hälfte. In den kommenden Tagen wird entschieden, ob die Wasserabgabemengen gedrosselt werden dürfen, um die Rückhaltebecken nicht zu sehr zu plündern.

Auch wenn sich in Talsperren wie der Rappbodetalsperre noch genug Wasser befindet, wird der Talsperrenbetrieb in diesen Tagen bei der zuständigen Wasserbehörde die Wasserentnahme aus Harzseen beantragen. Damit die Pegel der Flüsse nicht noch weiter sinken, sollte dieser Sommer weiter so trocken bleiben.

MDR (Anne Sailer)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Juli 2022 | 12:00 Uhr

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