500 Arbeitsplätze Chemiekonzern Dow hält an Standort Schkopau fest
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12. Mai 2025, 18:38 Uhr
Auf einer Betriebsversammlung im Werk Schkopau hat Dow klargestellt, den Standort in Schkopau vorerst nicht zu verlassen. Zuvor war bekannt geworden, dass der Konzern aufgrund hoher Energie- und Rohstoffpreise Teile seiner Produktion in Mitteldeutschland zurückfahren will. Der Chemiekonzern sucht auch nach Partnern.
Der kriselnde Chemiekonzern Dow hat vorerst nicht vor, den Standort Schkopau im Saalekreis zu verlassen. Das wurde bei einer Betriebsversammlung am Freitag mitgeteilt, an der auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) teilnahmen.
Wir haben heute nicht von Dow-Chemical gehört, das war es jetzt und jetzt seht zu, sondern die haben sich jetzt klare Konzepte überlegt, aber auch aufgezeigt, wo wir als Politik unterstützen können.
Haseloff sagte MDR SACHSEN-ANHALT danach, die entscheidende Botschaft sei, dass Dow am Standort präsent bleibe und weiterhin Verantwortung trage. Jetzt gehe es darum, entstandene Lücken in der Produktion gemeinsam zu schließen und alternative Geschäftsfelder aufzutun.
Schulze: Ziel ist es, die Chemische Industrie in Mitteldeutschland zu erhalten
Wirtschaftsminister Schulze ergänzte, er sei positiv gestimmt, was die nächsten Monate angehe: "Wir haben heute nicht von Dow gehört, das war es jetzt und jetzt seht zu, sondern die haben sich jetzt klare Konzepte überlegt, aber auch aufgezeigt, wo wir als Politik unterstützen können."
Schulze kündigte an, das nun mit den Fachleuten aus der Investitions- und Marketinggesellschaft und dem Ministerium zu besprechen. Auch mit den Kollegen in Sachsen werde man Kontakt haben. Dort ist der Dow-Standort Böhlen in Gefahr.
Der Minister betonte, es gehe nicht nur um die Arbeitsplätze vor Ort. Es gehe auch darum, die chemische Industrie in Mitteldeutschland zu erhalten: "Wir können relativ einfach aufzeigen, wenn die chemische Industrie nicht mehr da wäre, was das für Deutschland insgesamt bedeutet. Das sind Entscheidungen, die wollen wir hier nicht nur, sondern die können wir auch nicht zulassen."
Dow übt Kritik an alter Bundesregierung
Schulze betonte, dass es nach dem Regierungswechsel im Bund nun eine andere Gesprächsgrundlage gebe: "Wir haben nicht mehr die Gesprächsgrundlage 'Wir müssen alles transformieren' – sondern jetzt geht es erst einmal darum: Wie kriegen wir es hin, diese zukunftsfesten Arbeitsplätze auch hier zu erhalten, um dann in der Zukunft vielleicht das eine oder andere noch on top zu kriegen?"
Es wurde immer verstanden, aber nicht immer reagiert, eigentlich gar nicht reagiert. Und das hat uns betrübt und auch sehr mutlos gemacht.
Der Gesamtbetriebsratschef von Dow, Dieter Macke, kritisierte in diesem Zusammenhang die alte Bundesregierung. Man habe zwar ein Treffen mit dem Bundeskanzler im Kanzleramt gehabt: "Es wurde immer verstanden, aber nicht immer reagiert, eigentlich gar nicht reagiert. Und das hat uns betrübt und auch sehr mutlos gemacht."
Nun sei es wichtig, dass die Politik schnell handele und Sachen schnell umgesetzt würden. Als Beispiele nannte Macke den Industriestrompreis, die Gasspeicherumlage, Netzentgelte und CO2-Abgaben.
Man brauche einen Ausgleich für Importe, da man weitestgehend mit grünem Strom produziere: "Wir haben die Abgaben zu leisten, und wir haben keinen Schutz vor den Billigimporten aus China." Das habe in diesem Jahr im ersten Quartal nochmal richtig Probleme bereitet.
Dow: "Wir müssen uns für die Zukunft aufstellen"
Macke betonte, Dow allein werde die Anlage nicht weiter betreiben können. Es sei wichtig, Partner zu finden: "Das Geschäftsfeld ist praktisch nicht mehr da. Die letzten großen Kunden in Europa sind nicht mehr da, das ist die schlechteste Nachricht dabei." Man brauche nun eine andere Verwendung für die Anlage: "Wir sehen uns hier in einer ähnlichen Situation wie damals nach der Wende, wo ein sehr großes finanzielles Paket uns geholfen hat, den Standort zu sichern und aufzubauen. So schlimm ist es heute nicht, aber vergleichbar."
Der US-Chemiekonzern hatte Ende April angekündigt, im Zuge einer weltweiten Überprüfung mehrere Anlagen zu hinterfragen – darunter auch die Chlor-Alkali und Vinyl-Anlagen in Schkopau. Das grundsätzliche Problem für Dow ist nach Darstellung des Betriebsratschefs, dass man für die eigenen Produkte keine Abnehmer mehr habe. So seien PVC-Hersteller in Insolvenz gegangen oder hätten ihr Geschäft aufgegeben. Auch die letzten großen Kunden in Europa seien pleite gegangen: "Im Moment müssen wir weit nach Asien hinein, nach Ägypten und in ähnliche Länder exportieren. Das ist für uns einfach eine Katastrophe, weil das natürlich einen logistischen Aufwand bedeutet, der uns keine Marge mehr lässt, keinen Gewinn mehr bringt."
Nach den Worten Mackes geht es künftig darum, grünen Wasserstoff oder andere Produkte mit grünem Label herzustellen: "Das ist nichts, was morgen schon den großen Gewinn bringen wird. Aber wir müssen uns ja für die Zukunft aufstellen. Ansonsten haben wir hier als ganzer Standort keine Zukunft."
MDR (Alexander Kühne, Christoph Dziedo, Hanna Kerwin, Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 09. Mai 2025 | 18:00 Uhr
pwsksk vor 3 Tagen
In der Überschrift steht etwas von "Suche nach Partnern". Sie suchen Geldgeber, Herr Haseloff oder Herr Schulze. Ohne "Subventionen" wird das nichts. Na dann macht mal die Schatulle auf. Ich glaube nämlich, ihr habt die heutige Zeit (Energiepreise, etc.) auch noch nicht verstanden.
DanielSBK vor 3 Tagen
Man könnte auch "Idiotisch" sagen.
DanielSBK vor 3 Tagen
Schulze kann abdanken und keiner wird den vermissen...