Chemiepark Leuna
In Leuna soll ein Forschungszentrum für sogenannte E-Fuels entstehen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Entwicklung von nachhaltigen Kraftstoffen Bau von Forschungszentrum in Leuna weiter ungewiss

11. Januar 2024, 05:22 Uhr

Der in Leuna geplanten Forschungsanlage des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrttecknik (DLR) für nachhaltige Kraftstoffe droht das Aus. Der Grund: Das Bundesverkehrsministerium hat seine Ausgaben für dieses Jahr deutlich gekürzt. Ministerpräsident Haseloff will sich dafür einsetzen, dass das Projekt wie geplant in diesem Jahr umgesetzt werden kann. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat die Besprechung des Themas auf kommende Woche verschoben.

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Am Chemiestandort Leuna im Saalekreis steht eine Millionen-Investition auf der Kippe. Es geht um ein geplantes Forschungszentrum für nachhaltige Kraftstoffe. Wie der Geschäftsführer von InfraLeuna, Christof Günther, MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstag sagte, hat das Bundesverkehrsministerium die für dieses Jahr vorgesehene Projektförderung in Höhe von 120 Millionen Euro gestrichen.

Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT hat sich der Haushaltsausschuss des Bundestages in seiner Sitzung am Donnerstag nicht wie geplant mit dem Thema beschäftigt. Demnach soll erst bei der sogenannten Bereinigungssitzung am 18. Januar darüber beraten werden. Christof Günther hofft auf eine Korrektur: "Wenn die Mittel tatsächlich nicht im Haushalt eingeplant werden, wäre das Projekt am Ende. Es wäre auch das Sparen an der falschen Stelle. Wir brauchen diese zukunftsweisenden Lösungen, wenn die Bundesregierung mit Blick auf das "Pariser Abkommen" ihre gesteckten Klimaziele erreichen will."

Merseburgs Oberbürgermeister: Land und Bund lassen Saalekreis im Stich

Merseburgs Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr (CDU) wirft Bund und Land vor, die Region im Saalekreis beim Strukturwandel im Stich zu lassen. Müller-Bahr teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, er habe in den letzten Monaten mehr und mehr erkennen müssen, dass getroffene Zusagen nicht eingehalten oder nachlässig behandelt würden.

Die Region Leuna-Merseburg-Schkopau sei darauf angewiesen, dass der Bund und das Land ihren Beitrag für den Strukturwandel leisteten. In einem der bedeutendsten Zentren der chemischen Industrie stünden andernfalls zehntausende Arbeitsplätze auf der Kippe. "Deshalb ist es unerlässlich und alternativlos heute und jetzt die Weichen für die Transformation der Chemie in Biochemie auf Basis von erneuerbaren Energieformen voranzutreiben, damit die Region auch in 2035 noch konkurrenzfähig bleibt", so Müller-Bahr.

Haseloff will sich für Ansiedlung in Leuna einsetzen

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff will sich für das in Leuna geplante Forschungszentrum einsetzen. Er kündigte am Mittwoch im Interview mit dem MDR an: "Solange wir irgendwelche Möglichkeiten sehen, es (...) zu korrigieren – es gegebenenfalls auch über andere Finanzierungsstränge hinzubekommen – werden wir darum kämpfen, dass es in diesem Jahr losgeht." Im schlimmsten Fall handele es sich um eine Verschiebung ins Haushaltsjahr 2025, so Haseloff. Man sei dazu auf verschiedenen Wegen in Kontakt mit der Bundesregierung.

Forschung zu strombasierten Kraftstoffen

Die Anlage in Leuna soll vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) betrieben werden. Es will dort an strombasierten Kraftstoffen - auch E-Fuels genannt - forschen. Baustart für die Anlage sollte eigentlich jetzt im Januar sein.

Stichwort: E-Fuels E-Fuels sind nachhaltig produzierte, flüssige Kraftstoffe, die nicht auf fossilen Brennstoffen basieren. Sie gleichen konventionellen Kraftstoffen und können daher in bestehenden Motoren und Triebwerken von Fahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen eingesetzt werden.

Grundlage der Haushaltsberatungen in Berlin ist der "Entwurf eines Zweiten Haushaltsfinanzierungsgesetzes 2024", den SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP eingebracht haben. Mit der Vorlage reagieren die Koalitionsfraktionen auf die haushaltspolitischen Folgen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts von Mitte November zum Nachtragshaushalt 2021. Der Entwurf sieht Gesetzesänderungen vor, um in diesem und in den Folgejahren Geld zu sparen und Einnahmen zu erhöhen.

Im vergangenen Jahr wurden bereits 12,7 Millionen Euro für die Planung des Projekts in Leuna ausgegeben. Für die kommenden Jahre sind bislang weitere Zahlungen aus dem Bundesverkehrsministerium im dreistelligen Millionenbereich vorgesehen.

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MDR (Marcel Knop-Schieback, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Januar 2024 | 05:00 Uhr

6 Kommentare

W.Merseburger vor 38 Wochen

Ideen, Innovation und kreative Chemiker oder Wissenschaftler sind gegenwärtig wieder gefragt und vielleicht bald auch hoch im Kurs. Eine Hydrierung von CO2 zu KWST oder nur bis zum Methanol ist wird eine spannende Aufgabe. Gegenwärtig fehlt dem Staat die grosszügige Unterstützung. Wie wäre es, wenn andere gut verdienende Industriezweige hier einspringen könnten? Deutsche Wissenschaftler haben schon in den letzten 140 Jahren aus der Not geboren revolutionäre wissenschaftlich technische Leistungen wie z.B. die synthetische Kautschukherstellung vollbracht!

Guter Schwabe vor 38 Wochen

Mit einem Nichtigen Haushalt wurde alles versprochen. Die Realität holt jetzt nicht nur Wissing mit seiner Hampelriege sondern auch noch den Jubler Haseloff ein.

Altmarkfan vor 38 Wochen

Wo bleibt hier der Aufschrei wegen der Kürzung? Wenn so ein wichtiges Technologie Projekt in Gefahr ist. Wenn die Intel Förderung hinterfragt wird oder bei Agrarsubventionen gekürzt wird, dann ist die Reaktion schneller und heftiger. Oder liegt das daran, dass es hier um einen FDP Minister geht und bei Intel und Agrar um Grüne Minister. Könnte man fast vermuten.

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