Beliebte Touristenattraktion Geiseltalexpress soll nach 15 Jahren stillgelegt werden
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Seit 2007 entdecken tausende Besucher mit der Kleinbahn den Geiseltalsee. Auch die Menschen aus der Region fahren gerne damit. Doch die Corona-Pandemie wurde zur Zerreißprobe für den Geiseltalexpress. Im April soll Schluss sein – wenn bis dahin nicht noch Fahrer gefunden werden.

- Dem Geiseltalexpress, einer beliebten Touristenbahn am Geiseltalsee, droht das Aus.
- Sie ermöglichte es Besucherinnen und Besuchern, den ganzen Tag am See zu verbringen.
- Die Unternehmen am See, die vom Tourismus abhängig sind, hoffen noch, dass es weitergeht mit der Bahn.
Im Januar wirkt die eigentlich so schöne Gegend um den Geiseltalsee trostlos. Der Himmel ist grau, die Wolken hängen tief. Kahle Bäume stehen am Ufer des Sees. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen.
Aber zwischen dem 1. April und 31. Oktober sieht es hier ganz anders aus – zumindest war das vor der Pandemie so. Denn dann strömten tausende Touristen in die Region.
Probleme in der Pandemie
Die Corona-Pandemie setzte dem schlagartig ein Ende. Es kamen fast keine Besucher mehr, der Saisonstart für die Bimmelbahn Geiseltalexpress musste 2021 in den Juni geschoben werden. Die Spanne zwischen Kosten und Gewinn wurde zu groß. In der Pandemie gaben viele der Fahrer der Kleinbahn ihren Job auf, weil ihnen die Lage zu unsicher wurde.
Neue Fahrer sind jetzt die letzte Hoffnung für den Geiseltalexpress. "Wenn wir bis 31. März keine haben, müssen wir die Reißleine ziehen", sagt Roland Karge, technischer Leiter der Geiseltaler Touristikgesellschaft. Er betont, dass die Touristikgesellschaft die Kleinbahn nicht aufgeben will. Sie würde alles versuchen, um die Schließung abzuwenden. Gespräche mit den Kommunen und verschiedenen Landespolitikern haben bisher jedoch nichts ergeben. Mit den Bereichen Kultur, Gastronomie und Tourismus würden sie mit ihrem Anliegen einfach durchs Raster der Politik fallen.
Geiseltal: Vom Kohletagebau zum Touristenmagneten
Viele Reisegesellschaften boten ganze Tagespakete am Geiseltalsee an. Startpunkt war die Pfännerhall in Braunsbedra. Dort sitzt der Verein, der die Touren gemeinsam mit der Geiseltaler Touristgesellschaft angeboten hat. Dieser Gesellschaft gehört die Kleinbahn.
Im Vereinshaus gibt es ein Museum zur Geschichte des Geiseltalsees. Dort geht es um archäologische Funde und die Vergangenheit als ehemaliger Braunkohletagebau. Als der Tagebau geflutet wurde, entstand ab 2003 nach und nach der heutige See, der mit 19 Quadratkilometern der größte künstliche See Deutschlands ist. Zum Vergleich: Der Cospudener See bei Leipzig ist gerade einmal knapp viereinhalb Quadratkilometer groß.
Große Bedeutung für die Region
Von der Pfännerhall fuhr die Kleinbahn über die Häfen Braunsbedra und Mücheln zum Winzer Lars Reifert. An seinem Weingut "Goldener Steiger" hat sie immer eine halbe Stunde Pause gemacht. Dort konnten die Gäste Wein trinken, eine Kleinigkeit essen, die Aussicht genießen.
Winzer Reifert hat die Zusammenarbeit immer sehr geschätzt und hofft, dass die Stilllegung bis April noch abgewendet werden kann. Für ein Projekt, das über 15 Jahre gewachsen ist, könne man nicht so schnell Ersatz finden. Nicht nur er, sondern auch viele andere lokale Anbieter würden es spüren, wenn plötzlich weniger Leute kämen.
Volles Touristen-Programm am Geiseltalsee
Vom Weingut ging es wieder zurück zur Pfännerhall in Braunsbedra, wo die Besucher nach der zweistündigen Tour das dazugehörige Café besuchen konnten. Seit 2019 gab es außerdem noch die Möglichkeit, den Geiseltalsee erst mit der Kleinbahn vom Land und anschließend mit dem Schiff "MS Geiseltal" vom Wasser aus zu sehen.
So verbrachten viele Leute den ganzen Tag in der Region. Auch Schulen nutzen das Angebot für Exkursionen und Ausflüge. Zu Hochzeiten fuhren zwei Kleinbahnen mit insgesamt knapp 100 Gästen bis zu vier Mal am Tag.
Selbst wenn der Geiseltalexpress gerettet werden kann, würde sich einiges ändern. Die Touristikgesellschaft will nur eine Kleinbahn behalten und die Fahrten um den See künftig deutlich seltener anbieten.
MDR (Annekathrin Queck, Oliver Leiste)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Januar 2022 | 15:10 Uhr
Burgfalke vor 15 Wochen
Zitat:
"Leider ist die Coronapolitik unserer Bundesregierungen dem nicht förderlich."
Das ist ein eigentlich kein Problem von irgendwelchen deutschen Bundesregierungen, sondern in den überwiegenden Länder diese Erde in ähnlicher oder gar noch schlimmerer Form leider so!
Wer keine Verantwortung trägt, der ist stets sehr schnell mit seinen "Ratschlägen" oder Urteilen, er weiß alles besser.
thoralf1 vor 15 Wochen
Den ganzen Tag zu verbringen, genau das ist super!
Ich habe dies letztes Jahr, zugegeben zufällig auch erlebt. Wir wollten eigentlich nur mit der Oberweißbacher Bergbahn einmal runter und hoch fahren, dann erzählte der Schaffner, dass das Ticket auch für die Schwarzbachbahn gilt und es am Endbahnhof ein sehr gutes Kaffee gibt. Eine wirklich super Empfehlung!!!
Und genau das wollen viele Leute, einen ruhigen, ungestreßten Tag zur Erholung. Es muss nicht Schicki Micki sein!
Leider ist die Coronapolitik unserer Bundesregierungen dem nicht förderlich.
hilflos vor 15 Wochen
Nun, demgegenüber sind die Ausgaben der Landkreise auf dem Gebiet der Jugendhilfe drastisch gestiegen. Nun auch Gastfreundschaft hat eben auch Schattenseiten, aber trotzdem freuen wir uns über die neuen prachtvollen Menschen