Fiberglasstränge vor einer Leiterplatine
Der Glasfaserausbau im Saalekreis hat sich wegen der Pandemie verzögert. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Westend61

Bis Ende des Jahres Saalekreis will Glasfaseranschluss für jedes dritte Haus

18. Januar 2023, 07:11 Uhr

Jedes dritte Haus im Saalekreis soll noch in diesem Jahr mit Glasfaser versorgt werden. Die Corona-Pandemie sowie Personal- und Materialengpässe hatten den Breitbandausbau verzögert. Hinzu gekommen waren Probleme mit Subunternehmen. Andernorts in Sachsen-Anhalt ist das Interesse an einem Glasfaseranschluss eher gering.

Bis Ende des Jahres soll etwa jede dritte Adresse im Saalekreis einen Glasfaseranschluss bekommen. Das teilte der Glasfaserbeauftragte des Landkreises, Michael Weyhe, MDR SACHSEN-ANHALT auf Anfrage mit. Demnach ist der Großteil der Ortsteile zwar schon mit Glasfaser versorgt, allerdings nur bis zu den Verteilerstandorten. Von dort laufe die Datenübertragung bis zum Kunden häufig noch über Kupferkabel.

Ziel sei es, jedem Bürger künftig eine Datenübertragungsgeschwindigkeit von 30 Mbit pro Sekunde zur Verfügung zu stellen, so Weyhe. Das gesetzliche Minimum sind 10 Mbit pro Sekunde. Priorität hat nach Aussage von Weyhe, dass die laufenden Förderprogramme abgeschlossen werden. Damit sei ein Großteil des Breitbandausbaus verbunden.

Verfahren zum Erkunden des Marktes geplant

Dazu ist den Angaben zufolge in diesem Jahr ein neues Verfahren geplant, das den Markt erkunden soll. Es soll ermitteln, wo es aktuell noch Förderungsbedarf gibt. Die Gelder werden vergeben, um die Entstehung sogenannter weißer Flecken zu verhindern.

Stichwort: "Weiße Flecken" Weiße Flecken sind Orte, in denen das Internet mit einer Downloadgeschwindigkeit von weniger als 30 Mbit pro Sekunde besonders langsam ist. Auch Gebiete, in denen kein Unternehmen bereit ist, das Netz auszubauen, zählen dazu.

Zwischen 2016 und 2023 haben die Europäische Union (EU), der Bund und das Land rund 450 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Dem Ministerium für Infrastruktur und Digitales Sachsen-Anhalt zufolge haben davon alle Landkreise profitiert. Das Budget reiche zudem für jeden bislang gestellten Förderantrag. Welche Firma den Zuschlag für den Ausbau erhält, wird über eine Ausschreibung der jeweiligen Stadt oder des Landkreises entschieden.

Die Fördermittel sollen die Verluste, die ein Unternehmen wie zum Beispiel die Deutsche Glasfaser durch den eigenfinanzierten Ausbau in einer solchen Region hätte, ausgleichen. Im letzten Markterkundungsverfahren 2016 wurden im Saalekreis unter anderem "Weiße Flecken" in Kabelsketal, Bad Dürrenberg und Mücheln festgestellt.

Telekom plant größere Investitionen in Glasfaser

Damals bekam die Telekom den Zuschlag. Mittlerweile wird der Glasfaserausbau dem Unternehmen zufolge in allen Kommunen des Saalekreises vorangetrieben. Aktuell gibt es demnach Projekte in allen Baustufen von der Planung bis zum genutzten Anschluss. In diesem Jahr plant die Telekom nach eigenen Angaben nochmal mehr in das Glasfasernetz zu investieren. Das komme auch dem Saalekreis zugute. Wo genau ausgebaut werde, hänge von der Nachfrage und dem Nutzungsverhalten der Kunden ab. Der Telekom zufolge ist dafür jeweils die Zustimmung des Grundstückseigentümers oder des Vermieters nötig.

Neben der Telekom ist auch die Deutsche Glasfaser im Saalekreis aktiv. Sie gibt an, in Schkopau, Petersberg und den Teutschenthaler Ortsteilen Angersdorf und Schlettau bereits Glasfaseranschlüsse gebaut zu haben. Im diesem Jahr sollen zudem die Bauarbeiten in Salzatal, Bad Dürrenberg und im Teutschenthaler Stadteil Köchstedt abgeschlossen werden.

Landkreis: Projekte nicht planmäßig abgeschlossen

Insgesamt sind im Saalekreis etwa 20 Unternehmen im Glasfaserausbau aktiv. Nach Aussage des Glasfaserbeauftragten Weyhe hat die Zusammenarbeit mit allen Firmen bisher gut geklappt. Wegen der Pandemie habe es allerdings zum Teil erhebliche Verzögerungen gegeben, so dass nicht alle Projekte wie geplant abgeschlossen wurden. Auch fehlende Materialien und Personalengpässe hätten den Ausbau erschwert. Der Landkreis habe sich in diesen Fällen gemeinsam mit Bund, Land und der jeweiligen Firma um die bestmögliche Lösung bemüht.

Wie ein Sprecher der Telekom mitteilte, gibt es zum Teil Probleme mit den Ausbaugenehmigungen und der damit verbundenen Verlegung der Kabel. Diese sei in einigen Fällen nicht erteilt worden bzw. mit Auflagen verbunden gewesen, die das Unternehmen nicht erfüllen konnte. Darüber hinaus sei der Glasfaserausbau kein "Schnellläufer" und werde von vielen Faktoren beeinflusst. Dazu gehörten etwa archäologische Untersuchungen, die Verfügbarkeit von Material oder die Witterungsbedingungen. Das alles führe dazu, dass der Glasfaserausbau an einem Standort im Schnitt bis zu einem Jahr dauere.

Schkopau: Probleme mit Subunternehmen

In Schkopau haben bereits mehrere Anbieter ihre Glasfaserleitungen verlegt. Das teilte eine Sprecherin des Bauamtes mit. Demnach arbeiten die Firmen jeweils mit eigenen Subunternehmen zusammen. "Jedes Unternehmen hat seine eigene Arbeitsweise, einen eigenen Arbeitsstil und Zuverlässigkeitsgrad", erklärte die Sprecherin. Bei den Bauarbeiten habe es unterschiedliche Probleme gegeben.

So seien etwa Termine nicht eingehalten oder Oberflächen nicht ordnungsgemäß geschlossen worden.

Sachsen-Anhalt: kaum Interesse an Glasfaser

Das Landesministerium für Infrastruktur und Digitales teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, das Interesse an Glasfaser im Land sei immer noch begrenzt. Demnach reicht vielen Hausbesitzern und Mietern der Anschluss, den sie aktuell haben. Auch die Glasfaser-Unternehmen hätten festgestellt, dass die Nachfrage im Vergleich zu anderen Bundesländern in Sachsen-Anhalt deutlich geringer sei.

Im Saalekreis ist das Interesse, auf Glasfaser umzusteigen, dagegen sehr groß. Das teilte der Glasfaserbeauftragte des Landkreises mit. Demnach liegt der Saalekreis sogar leicht über dem Bundesdurchschnitt von 47 Prozent. Das Ministerium bezeichnet Glasfaseranschlüsse als eine Zukunftsinvestition, die den Wert und die Attraktivität einer Immobilie erhöhen. Das werde von Eigentümern jedoch häufig unterschätzt.

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MDR (Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Januar 2023 | 06:30 Uhr

6 Kommentare

der Harzgeist am 18.01.2023

habe derzeit DSL beim Rosa Riesen, 250er Download und 50er Upload, sehr zuverlässig. Da jetzt Glasfaser beworben wird von vielen Anbietern habe ich das Kleingedruckte gut gelesen: Also ohne Wechsel für den selben Preis würde ich nur noch 100er Download bekommen. Ein blau-gelber Anbieter ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten: 50er Download für über 40 €! Ich glaube es hakt! Auf solche lahmen "Angebote" und Mogelpackungen (im ersten Jahr günstig, aber dann wird richtig Kasse gemacht) verzichte ich gerne und behalte das, was ich habe.

ria am 18.01.2023

Als Mieter hat man leider nicht die Wahl. Ich würde auch lieber einen anderen Anbieter als MDCC nehmen. Aber irgendwie hat der in Magdeburg das Markt Monopol. Preis Leistung könnte besser sein.

C.T. am 18.01.2023

Wir sind im "Giga-Netz-Börde" angeschlossen. Die monatl. 49,90 EUR nur für I-Net und Telefonie ins deutsche Festnetz (ruft man ins Mobilfunknetz an kostet es ordentlich extra) sind im Preis-Leistungs-Vergleich absolut nicht marktüblich und vollkommen überteuert. Der Upstream ist weitestgehend eine Zumutung und real nichtmal ansatzweise im versprochenen Soll. Ein in UHD gestreamter Film lastet im Downstream den kompletten Anschluss bereits so weit aus, dass zeitgleiches Arbeiten an mehreren Endgeräten nicht mehr ohne spürbare Einschränkungen möglich ist. Auch das ist nicht mehr zeitgemäß. Gäbe es eine Alternative, wäre die Kündigung schon lange raus! FAZIT: Preis - Leistungsverhältnis ist eine Zumutung. Hier wird die "Notlage" schamlos ausgenutzt und es wird abgezockt für die Investorenrenditen!

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