Vor Landesgartenschau 2023 Schönheitskur für Putten im Kurpark von Bad Dürrenberg

Ein Mann mittleren Alters und mit kurzem Haar schaut in die Kamera
Bildrechte: MDR/Alexander Kühne

Ute Schnell möchte helfen, die Landesgartenschau in Bad Dürrenberg im nächsten Jahr zu einem vollen Erfolg zu machen. Ihr Verein lässt deshalb die allseits beliebten, aber stark beschädigten Kinderfiguren im Kurpark aufhübschen. Die beiden letzten Putten werden jetzt restauriert. Ein Steinmetz hat mit den Arbeiten begonnen.

Putten Bad Dürrenberg
Der Steinmetz Markus Buchmann bestreicht eine der Putten mit einem Spezialmörtel. Bildrechte: MZ/Alexander Kühne

"Es war echte Detektivarbeit", sagt Ute Schnell beim Spaziergang durch den Kurpark. Die gebürtige Bad Dürrenbergerin ist schon als Kind hier entlang flaniert und hat sich besonders an den Puttenfiguren erfreut, die über den ganzen Park verstreut waren. "Doch über die Jahre wurden es immer weniger", erzählt Ute Schnell MDR SACHSEN-ANHALT. Ihre Idee: Im Vorfeld der Landesgartenschau 2023 in Bad Dürrenberg sollen die erhaltenen Figuren restauriert werden.

Die meisten Putten waren verschwunden

Eine Frau steht vor einem leeren Schwimmbecken
Ute Schnell macht sich für die Putten im Kurpark von Bad Dürrenberg stark. Bildrechte: MZ/Alexander Kühne

Der Zahn der Zeit hatte in den vergangenen Jahrzehnten erbarmungslos an den Putten genagt, eine nach der anderen verschwand spurlos. Am Ende waren nur noch zwei Figuren übrig: ein Lautenspieler und ein Ziehharmonikaspieler. Im Förderverein der Landesgartenschau, in dem Ute Schnell engagiert ist, kam bald die Idee auf, wenigstens diese beiden zu retten. "Jeder im Verein kannte sie aus seinen Kindertagen", erinnert sich Ute Schnell.

Doch bei diesen beiden sollte es nicht bleiben. Wie damals sollten wieder viele verschiedene Putten an allen möglichen Stellen den Kurpark schmücken. Und damit begann die Detektivarbeit. "Wo waren die anderen? Wie viele gab es überhaupt? Wer hatte sie gemacht", wollten Ute Schnell und die anderen Vereinsmitglieder herausbekommen.

Ursprung der Putten liegt in Bayern

Eine Figur in einem Park
Auf alten Fotos fand Ute Schnell Hinweise zu den Putten. Im Bild: der Ziehharmonikaspieler. Bildrechte: MZ/Alexander Kühne

Bei der Suche nach historischen Aufnahmen hoffte Ute Schnell, auf Hinweise zu stoßen. Bald fiel ihr eine alte Postkarte in die Hände, darauf der Ziehharmonikaspieler in einer Parkszenerie. "Und darunter die Worte Meusel – Coburg", erzählt Ute Schnell. Damit hatte die Hobbydetektivin den entscheidenden Hinweis gefunden, um all ihre Fragen zu beantworten.

Edmund Meusel war der Schöpfer der Figuren. 1929 zeigte er auf der "Gartenschau" in Coburg zum ersten Mal seine in Stein gegossenen Putten. "Durch das Gussverfahren sollten sie in Masse hergestellt werden und für jeden erschwinglich sein", berichtet Ute Schnell. So verbreiteten sich die Putten und waren wenig später auch in Bad Dürrenberg zu finden. Ein Katalog aus der damaligen Zeit verrät, welche Figuren es gab.

Bad Dürrenberger wollen ihre Putten zurück

Derweil sammelte der Verein Spenden, um die vorhandenen Figuren restaurieren zu lassen und Ersatzfiguren anzukaufen. Die Spendenbereitschaft der Bürger und Unternehmen war enorm, aber für Ute Schnell wenig überraschend. "Jeder echte Bad Dürrenberger hat in seinen Familienalben mindestens ein Foto von den Putten", erzählt Ute Schnell.

Profis kümmern sich jetzt um die Figuren

Putten Bad Dürrenberg
Markus Buchmann arbeitet an dem lädierten Ziehharmonikaspieler. Bildrechte: MZ/Alexander Kühne

Jetzt musste nur noch ein Profi gefunden werden, der sich um die kaputten Figuren kümmern konnte. Den Zuschlag bekam die Steinmetz-Werkstatt von Andreas Eimann in Merseburg. Sein Mitarbeiter, Markus Buchmann, hat lange Zeit in einer Leipziger Werkstatt gearbeitet, die auf Restaurierungen spezialisiert war. Die dort gesammelten Erfahrungen konnte er nun anwenden, um die Putten zu retten. "Wenn sie noch lange draußen herumgestanden hätten, wären sie unwiederbringlich verloren gewesen", erzählt Markus Buchmann MDR SACHSEN-ANHALT.

Schönheitskur für die Putten

Nachdem die Figuren gereinigt worden waren, mussten vor allem die vielen Risse mit einem Spezialmörtel aufgefüllt und verschlossen werden. "Wenn da Wasser eindringt, kann es zu Frostsprengungen kommen", beschreibt Markus Buchmann. Der Mörtel wird großflächig auf der gesamten Figur aufgetragen. Um selbst die feinen Haarrisse zu füllen, muss er flüssiger sein, als wenn er die Oberfläche bedecken soll.

Deshalb rührt Markus Buchmann immer nur wenig Mörtel an, um auf die unterschiedlichen Anforderungen zu reagieren. An schwer zugänglichen Stellen tauscht Buchmann den Spachtel gegen den Zeigefinger. "Deshalb ist es Handarbeit", lacht der Steinmetz.

Putten sollen am Musikpavillon im Kurpark stehen

Der getrocknete Mörtel muss vorsichtig mit Sandpapier abgeschliffen werden, um die Deckschicht nicht zu beschädigen. Nur so kann der ursprüngliche Eindruck erhalten bleiben. Ute Schnell freut sich schon darauf, die restaurierten und die neuerworbenen Meusel-Figuren zur Eröffnung der Landesgartenschau zu enthüllen. Der Lautenspieler und der Ziehharmonikaspieler sollen in der Nähe des Musikpavillons im Kurpark aufgestellt werden. Dann können endlich wieder Fotoalben mit den lustigen Putten gefüllt werden.

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MDR (Alexander Kühne)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 15. April 2022 | 19:00 Uhr

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