Mini-Windräder und Sonnenkollektoren
Kleinwindanlagen stehen in Sachsen-Anhalt zum Beispiel in Halle und Mansfeld. (Symbolbild) Bildrechte: imago/imagebroker

Eigenen Strom erzeugen Lohnt sich eine Kleinwindanlage?

05. Dezember 2022, 12:31 Uhr

Aktuelle Zahlen zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Strompreis und der Nachfrage nach Photovoltaikanlagen. Aber auch mit einer Kleinwindanlage lässt sich Geld sparen. Experten empfehlen, dass sie möglichst hoch und frei steht. Je nach Standort kann sich deshalb eine Kombination aus Wind- und Sonnenenergie lohnen. In Sachsen-Anhalt sind Kleinwindanlagen bisher nur eine Randerscheinung.

Analysen der DAA GmbH zeigen: Je teurer der Strom wird, desto stärker werden Photovoltaikanlagen nachgefragt. Aber auch mit sogenannten Kleinwindanlagen lässt sich Geld sparen. Das sind Windräder, die maximal eine Höhe von 50 Metern haben dürfen. Meist sind sie aber nicht größer als 30 Meter. Eine Baugenehmigung ist ab einer Größe von über 10 Metern notwendig. Zum Vergleich: Ein großes Windrad ist mit um die 100 Meter mehr als doppelt so groß.

Kleinwindanlagen gibt es in vielen unterschiedlichen Formen. Man unterscheidet dabei in vertikale und horizontale Anlagen: Horizontale Anlagen sind die "typischen" Windräder mit zwei oder drei Rotorblättern. Vertikale Anlagen sehen dagegen eher futuristisch aus und haben einen deutlich geringeren Wirkungsgrad.

Eine vertikale Kleinwindkraftanlage auf einem Dach
Vertikale Kleinwindanlagen sind vor allem wegen ihres Designs beliebt. (Symbolbild) Bildrechte: imago/Jochen Tack

Photovoltaik ist immer noch günstiger

Energieexperte Martin Wolter von der Universität Magdeburg und Energieberaterin Ute Urban von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt betonen, dass sich nicht pauschal sagen lässt, ob eine Kleinwindanlage oder Photovoltaikanlage die bessere Investition ist. Das hänge letztlich immer vom Standort ab. Photovoltaikanlagen seien momentan allerdings nicht nur günstiger in der Anschaffung, sondern man könne das investierte Geld auch schneller wieder ausgleichen.

Letztlich gilt nach Aussage von Martin Wolter aber: Beide Varianten sind eine Wette auf den Strompreis. Mittlerweile sei der jedoch mit ungefähr 40 Cent pro Kilowattstunde für Neukunden in einem Bereich, in dem der Umstieg sich tatsächlich anfange zu lohnen.

Investion und Ersparnis von Kleinwind- und Photovoltaikanlagen Für eine Kleinwindanlage mit fünf Kilowatt Leistung inklusive Zubehör muss man mit etwa 15.000 bis 20.000 Euro rechnen und zahlt pro Kilowattstunde Strom zwischen 20 und 25 Cent, gibt Urban an. Eine Photovoltaikanlage mit gleicher Leistung koste zwischen 7.000 und 10.000 Euro und nur 10 Cent pro Kilowattstunde Strom.

Kleinwindanlagen vor allem bei hohem Eigenstromverbrauch

Kleinwindanlagen sind nach Aussage des Landesenergieministeriums Sachsen-Anhalt besonders für Menschen mit hohem Eigenstromverbrauch geeignet. Das hängt damit zusammen, dass die Umwandlung in Strom mehr Geld kostet, als man durch die Einspeisungsvergütung verdienen kann. Aktuell sind das circa 8 Cent pro Kilowattstunde.

Optimale Standorte für Kleinwindanlage seien zum Beispiel Gewerbegebiete oder landwirtschaftliche Betriebe.

Kleinwindanlagen brauchen einen Blitzschutz

Das sieht auch Martin Wolter so, denn jedes Hindernis, egal ob Gebäude oder Baum, verringere den Windertrag. Regelmäßigen Wind gebe es erst ab einer Höhe von um die 100 Meter. Darunter sei er turbulent und deutlich schwächer. Es gilt also: Je höher und freier die Windanlage montiert ist, desto mehr Strom erzeugt sie.

Einen Blitzschutz braucht eine Kleinwindanlage nach Aussage von Wolter auf jeden Fall, denn die Windräder seien nicht nur recht spitz, sondern auch aus Metall. Auch sturmerprobt sollte die Anlage unbedingt sein, sagt Energiexpertin Ute Urban. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in der Betriebszeit von 10 bis 20 Jahren mindestens einen starken Sturm gebe, sei sehr hoch. Deshalb müsse man absichern, dass die Anlage keine Schäden etwa durch abfallende Rotorblätter verursache.

Wolter empfiehlt, dass man auch den Schattenwurf des Windrades im Blick hat. Der könnte die Nachbarn stören. Bei manchen Modellen käme es durch stark flackernde Schatten zu sogenannten "Disco-Effekten". Auch die Geräusche der Rotorblätter könnten als Belästigung wahrgenommen werden.

Kombination von Wind- und Sonnenenergie bietet sich an

Je nach Standort hält es Urban für sinnvoll, Photovoltaik- und Windanlagen zu kombinieren. Denn während die Photovoltaikanlage im Sommer ihr Leistungshoch habe, produziere die Kleinwindanlage im Herbst und Winter wegen der höheren Windgeschwindigkeiten mehr Strom. Wolter fügt hinzu, dass sich beide Anlagen auch über den Tag gut ergänzen. Wenn die Sonne schiene, sei die Luft durch die Thermik sehr stark verwirbelt und die Windausbeute geringer als die Sonnenausbeute. Nachts drehe sich dieses Verhältnis dann um.

"Sich mit erneuerbaren Energien ganz autark zu machen, halte ich für sehr mutig", sagt Martin Wolter. So ein Modell gehe früher oder später mit einem Komfortverlust einher. Bei einer dunklen, windstillen Phase müsse man sich durchaus mal auf ein paar Tage oder sogar eine Woche ohne Strom einstellen. Deswegen empfiehlt der Experte, Photovoltaik- und Kleinwindanlagen immer nur als Ergänzung zu betrachten.

Kleinwindanlagen nur Randerscheinung

Kleinwindanlagen werden wegen ihres begrenzten Anwendungsbereiches und relativ hoher Energieumwandlungskosten auch in Zukunft nur eine untergeordnete Rolle bei der Energieversorgung spielen, glaubt das Landesenergieministerium. Nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern in ganz Deutschland seien diese Anlagen aktuell nur eine Randerscheinung. In Sachsen-Anhalt gibt es gerade einmal neun Kleinwindanlagen, zum Beispiel in Halle und Mansfeld.

Sie stellen nach Aussage des Ministeriums aber trotzdem einen Baustein der Energiewende dar, wenn auch einen kleinen. Deshalb würden sie auch auf Bundesebene gefördert. Der Strom aus Kleinwindanlagen, der zur Selbstversorgung genutzt wird, ist nämlich von Steuern, Abgaben und Umlagen befreit.

Darüber hinaus könnten verschiedene Investitionsförderprogramme wie das „Bundesprogramm zur Steuerung der Energieeffizienz und CO2-Einsparung in Landwirtschaft und Gartenbau“ genutzt werden, so das Ministerium. Landeseigene Förderprogramme gebe es derzeit nicht, da man die vorhandenen Möglichkeiten für ausreichend halte.

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MDR (Annekathrin Queck) | Erstmals veröffentlicht am 01.12.2022

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio so wie wir | 03. Dezember 2022 | 17:00 Uhr

9 Kommentare

Der Pegauer am 02.12.2022

@goffmann
Ihrem Kommentar stimme ich voll und ganz zu. Ich lach‘ mich scheckig. Das Nichterheben von Steuern, Abgaben und Umlagen als Förderung zu bezeichnen, hat etwas von Chuzpe. Daran kann man sehen, welchem Denken seitens des Staates solche Äußerungen zugrunde liegen. Immer auf der Suche nach Möglichkeiten dem Bürger in die Brieftasche zu greifen. Und da es hier einem guten Zweck dient, lässt man die Gelegenheit mal aus und verkauft das als Förderung? Vielleicht lohnt sich auch die Erhebung von zusätzlichen Abgaben (noch) nicht. Wenn aber ein paar Millionen Kleinwindräder surren und schnurren, dann wird sich der Staat die Gesetzeslage so hinbiegen, dass auch für ihn noch etwas abfällt. Schau‘n mer mal! So, nun helfe ich meiner Frau in der Küche, da sie dort an der Zubereitung eines steuerfreien Mittagessen wirkt.

hinter-dem-Regenbogen am 01.12.2022

@goffman ___"Preiskampf . . . ."

Preiskampf auf dem global gesteuerten Energiemarkt ? Wer kämpft denn mit Wem oder wer steht denn mit Wem im Wettbewerb, wenn es um elektrische Energie geht ?
Die Zentralisierung des globalen Handels macht einen fairen Wettbewerb doch unmöglich.
Deshalb gibt es doch u.a. den Krieg im Osten Europas - Da wird doch letztendlich um die Vorherrschaft, um den Weltmarkt gekämpft. notfalls explodiert auch schon mal eine Gasleitung > > > Ist das freier Wettbewerb ?

Und selbst wenn Deutschland Erdgas aus Katar bezieht, dann geht das nicht ohne den Zwischenhandel über die USA. Und nicht anders läuft das doch aktuell mit der Elektrizität, wenn wir Bürger in Deutschland z.B. Durchleitungsgebühren an einem holländischen Unternehmen entrichten müssen.

Niemand ist daran interressiert, dass sich der deutsche Bürger von der Energieversorgung unabhängig macht. Selbst die eigenen Politiker ringen darum mit aller Hartnäckigkeit, selbst bis in den "Blackout" hinein.

goffman am 01.12.2022

Es sollen 2% der Fläche Deutschlands für die Windkraft ausgewiesen werden (ca. 715.000 ha). Das bedeutet nicht, dass dies die tatsächlich bebaute und versiegelte Fläche wäre. Anders als bei z.B. Straßen oder Tagebauen werden nur rund 3% der planerisch nötigen Fläche voll oder teilversiegelt. Der Rest steht einer anderen Nutzung zur Verfügung, z.B. für Wald oder Landwirtschaft. 3% von 715.00 sind 21.450 ha.

Zum Vergleich: Ausweislich der Flächenstatistik für das Jahr 2020 sind aktuell rund 149.700 ha durch Bergbaubetriebe, Steinbruch, Tagebau und Gruben belegt.

Auch was den Materialeinsatz angeht: dass, was wir für WKA an Baustoffen in 20 Jahren brauchen - und anschließend größtenteils recyceln können, ist in etwa die Menge in Tonnen, die wir in vlt. einem Jahr an fossilen Rohstoffen verfeuern.

(Zahlen von: Umweltbundesamt, destatis, EnergieZukunft eu)

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