Martin-Luther-Universität Halle Studenten starten "Feinstaub"-Projekt

Wie kann man Wissenschaft greifbar machen und komplexe Zusammenhänge erzählen? Beispiele für Bürgerwissenschaften, die auch als Citizen Science bezeichnet werden, gibt es einige: Egal ob man ungenutzte Ressourcen seines Rechners zur Suche nach Außerirdischen zur Verfügung stellt oder einfach nur Vögel zählt. Laien können durch Datensammlung oder Auswertungen zu einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt beitragen. Studenten der Martin-Luther-Universität in Halle haben nun zusammen mit lokalen Akteuren und MDR SACHSEN-ANHALT ein Projekt rund um das Thema "Feinstaub" gestartet.

Studenten des Studiengangs Multimedia und Autorschaft sitzen in einem Seminarraum der Martin-Luther-Universität in Halle.
Auftaktveranstaltung des "Feinstaub"-Projektes in Halle Bildrechte: MDR/Martin Paul

Am Multimediazentrum der Martin-Luther-Universität in Halle haben Studenten des online-journalistischen Studiengangs "MultiMedia und Autorschaft" ein Projekt zum Thema "Feinstaub" begonnen. Ziel des Auftakt-Treffens war, sich einen möglichst fundierten Überblick über das Thema zu verschaffen. Aus diesem Grund waren zwei Wissenschaftler eingeladen, die sich mit Umweltsensorik und Messung von Luftbewegung beschäftigen. Außerdem wurde in einem Vortrag ein Überblick über daten- und sensorjournalistische Formate und Projekte gegeben.

Einzelne stationäre Messpunkte reichen nicht

Dr. Oswald Knoth vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung im MMZ der Universität Halle-Wittenberg
Oswald Knoth vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung hat die Studenten in das Thema Luftpartikel eingeführt. Bildrechte: MDR/Martin Paul

Oswald Knoth vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig etwa führte in die komplexe Materie ein. Der Hallenser erklärte, was Feinstaub-Partikel überhaupt sind, wie sie entstehen und wie man sie messen kann. Vor allem das Wechselspiel zwischen Feinstaub-Partikeln in der Luft, Wolken und wieviel Sonnenlicht letztlich ankommt, sei wissenschaftlich interessant.

"Die andere Sache ist Feinstaub in Bezug auf den Bürger, der diese Dinge einatmet und sich fragt, inwieweit sind diese Dinge gesundheitlich relevant." Das zu untersuchen und geeignete Messmethoden zu entwickeln, sei eine Aufgabe des Leibnitz-Instituts, erklärte Knoth.

Auch, wenn beispielsweise in Halle die Luft relativ sauber sei, reichten die einzelnen stationären Messpunkte des Luftüberwachungssystems in Sachsen-Anhalt nicht aus, um flächendeckend Belastungsmuster für den einzelnen Bürger zu verstehen. Aus diesem Grund denke man darüber nach, kleine sogenannte Low-Cost-Sensoren zu bauen, die man an vielen Stellen nutzen könne.

Sven Wüstenhagen vom halleschen Frauenhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen stellte den Studenten während des Workshops solche Bausätze vor. Mit ihnen kann man für relativ wenig Geld ein eigenes Mess-Instrument für zu Hause bauen. Der Wissenschaftler arbeitet an einem Bürgerwissenschafts-Projekt zur Umweltsensorik – unter anderem wird erforscht, wie Staub, Lärm und Licht gemessen und ausgewertet werden kann. In diesem Zusammenhang will er auch mit den kleinen Feinstaubmessgeräten arbeiten.

Wie kann man zum Mitmachen motivieren?

Mit diesen Einführungen als Grundlage konnten die Studenten am Ende des Projekttages schon erste Ergebnisse präsentieren: Eine der Projektgruppe beschäftigte sich mit der wissenschaftlichen Seite des Themas. Also mit Fragen wie: Was ist Feinstaub überhaupt? Wer sind Experten und Ansprechpartner und woher bekommt man die Daten, um darüber zu berichten?

Studenten des Studiengangs Multimedia und Autorschaft sitzen in einem Seminarraum der Martin-Luther-Universität in Halle.
Nach den Einführungen arbeiteten die Studenten in Projektgruppen zum Thema. Bildrechte: MDR/Martin Paul

Eine weitere Gruppe lotete in dem Workshop die Möglichkeiten von Citizen Science aus. Dabei suchten sie nach Möglichkeiten, wie man Menschen zum Mitmachen motivieren kann – etwa über spielerische Ansätze, der sogenannten Gamification.

Und eine dritte Gruppe hatte schon spezielle Umsetzungsformen in den Blick genommen und sich mit Möglichkeiten des sogenannten Sensorjournalismus beschäftigt. Diese Form des Datenjournalismus benutzt automatisierte Messmethoden und journalistische Texte und kann damit den Nutzern individualisierte Ergebnisse liefern. Die Arbeitsergebnisse sollen regelmäßig auf den Seiten von MDR SACHSEN-ANHALT veröffentlicht werden.

Für Studiengangsleiterin Maren Schuster startet mit diesem Projekt ein journalistischer Versuch: "Wir sehen das für uns als Experiment im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Journalismus und universitärer Lehre". Was dabei am Ende herauskommt, sei noch vollkommen offen, sagte sie während der Veranstaltung.

Make Science!

Nächste Station im Feinstaub-Projekt ist eine Veranstaltung im Rahmen des Projektes von Sven Wüstenhagen. Hier werden den Studenten sogenannte Messkits zur Verfügung gestellt, die sie selbst zusammenbauen können.

Außerdem gibt es am Frauenhofer-Institut am 22. Februar eine Veranstaltung des OpenLabNet – ein hallesches Netzwerk, das das Ziel hat, Bürgern den Zugang zur wissenschaftlichen Forschung zu ermöglichen. Hier können unter dem Motto: "Make Science!" Interessierte ihre eigenen Forschungsprojekte einreichen oder sich über die schon vorhandenen Projekte informieren.

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Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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