Daten aus Stadt und LandSo viel zahlen Herrchen und Frauchen für ihre Hunde
Wer einen oder mehrere Hunde besitzt, zahlt jährlich Hundesteuer. Wie stark sich die Höhe dieser Steuer von Gemeinde zu Gemeinde in Sachsen-Anhalt unterscheidet, zeigt jetzt erstmals eine Analyse von MDR Data. Dabei wird deutlich: In den großen Städten zahlen die Hundebesitzer meist mehr als in kleineren Gemeinden.
- In der Stadt zahlen Hundehalter in Sachsen-Anhalt mehr Steuern.
- Für einen gefährlichen Hund gibt es in vielen Gemeinden einen deutlich höheren Steuersatz.
- Wer seinen Hund nicht anmeldet, muss mit einem Bußgeld rechnen.
In Sachsen-Anhalt waren zu Beginn des Jahres 2022 fast 160.000 Hunde gemeldet. Für jeden dieser Hunde zahlen Halterin oder Halter jährlich eine Steuer an ihren Wohnort. Im Jahr 2021 haben die Kommunen in Sachsen-Anhalt auf diese Weise rund 11,5 Millionen Euro eingenommen. Die Höhe der Hundesteuer kann dabei von Gemeinde zu Gemeinde stark variieren, wie eine Analyse von MDR Data erstmals für ganz Sachsen-Anhalt zeigt.
Hundesteuer: Wie hoch sie ist, hängt vom Standort ab
Zwischen zwölf und 104 Euro Hundesteuer kostet ein Hund in Sachsen-Anhalt pro Jahr. Aus den Daten aller 218 Gemeinden ergibt sich dabei die grobe Faustregel: Je bevölkerungsreicher eine Kommune, desto höher die erhobene Hundesteuer. In Magdeburg kostet der erste Hund etwa jährlich 96 Euro, in Naumburg und Halle sind es sogar 100 Euro. Die teuerste Stadt für Hundehalter ist Halberstadt: 104 Euro pro Jahr kostet das Halten eines Hundes hier. Grund für die letzte Erhöhung war in Halberstadt und auch in anderen Orten nach Angaben der Kommunen die Haushaltskonsolidierung. Mit anderen Worten: Durch mehr Hundesteuer-Einnahmen soll die Neuverschuldung der Gemeinde verringert werden.
Dass es bislang an einem landesweiten Überblick zur Hundesteuer fehlt, zeigt ein Blick in die Stadt Oberharz am Brocken. Laut eigener Einschätzung liegt die Stadt mit einer Hundesteuer von 96 Euro im Durchschnitt des Landes Sachsen-Anhalt, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Tatsächlich gehört die Kommune aber zu den fünf teuersten Kommunen des Landes.
Am günstigsten ist die Anmeldung in Brücken-Hackpfüffel im Landkreis Mansfeld-Südharz: Nur zwölf Euro werden hier jedes Jahr fällig. Im landesweiten Durchschnitt zahlt ein Hundehalter für den ersten angemeldeten Hund 45 Euro. Besitzt eine Person mehrere Hunde, so steigt die Steuer in den meisten Kommunen: Ein zweiter Hund kostet durchschnittlich 64 Euro, ein dritter sogar 84 Euro. In 56 Kommunen gibt es keine gestaffelten Steuersätze, dort kostet jeder Hund gleich viel.
Gefährliche Hunde kosten mehr
Deutlich teurer kann es werden, wenn der eigene Hund von der zuständigen Kommune als gefährlich eingestuft wird. Das passiert etwa, wenn der Hund einer bestimmten Rasse angehört. Beispielsweise weist die Gemeinde Farnstädt im Saalekreis folgende Rassen als gefährlich aus:
- Pitbull Terrier
- American Staffordshire Terrier
- Staffordshire Bullterrier
- Bullterrier
Das Einstufen als gefährlich kann außerdem Hunde betreffen, wenn es in der Vergangenheit zu gefährlichen Vorfällen kam, der Hund zum Beispiel einen Mensch gebissen hat oder unkontrolliert andere Tiere hetzt. 80 Prozent der Kommunen in Sachsen-Anhalt erheben in diesem Fall erhöhte Steuern. Hier ist die Spannweite noch größer als bei der normalen Hundesteuer: Bis zu 1.000 Euro kostet ein als gefährlich eingestufter Hund. Dieser Höchstwert wird in Farnstädt erreicht.
Auf Anfrage begründet die Gemeinde die Höhe dieser Steuer mit einem gewissen Abschreckungspotenzial: Wer sich einen neuen Hund zulege, überlege sich bei diesem Steuersatz zweimal, ob es ein Hund einer solchen Rasse sein muss, so Farnstädts Bürgermeister Frank Mylich. Dabei betont er aber auch: "Wir sind hier keine Hundehasser. Die Steuer ließe sich schnell ändern, sollte es nötig werden." Es sei wichtig, diese Hunde nicht aufgrund ihrer Rassenzugehörigkeit oder ihres Aussehens zu stigmatisieren. Aktuell ist in Farnstädt kein gefährlicher Hund gemeldet.
Magdeburg: Hundesteuer soll Zahl der Tiere regulieren
"Die städtische Hundesteuer soll dazu beitragen, die Zahl der Hunde zu begrenzen", so Michael Reif, Pressesprecher der Stadt Magdeburg. Hier hat sich die Hundesteuer seit rund 15 Jahren nicht verändert, wohl aber die Anzahl der gemeldeten Hunde: Sie steigt stetig, im vergangenen Jahr auf etwa 13.000 Hunde. Dazu kämen noch mehr als 2.000 Hunde, die nicht angemeldet seien, so Reif. Das hätten Kontrollen der gemeinsamen Stadtwache aus Ordnungsamt und Polizei im Jahr 2021 ergeben. Für die Hundehalter kann das Nicht-Anmelden mit einem Bußgeld bestraft werden – wenn sie denn erwischt werden.
Es ist wichtig, diese Hunderassen nicht zu stigmatisieren.
Frank Mylich, Bürgermeister Farnstädt
Die Kontrollen hatten laut Reif aber auch einen abschreckenden Effekt: Nach der öffentlichen Ankündigung der Kontrollen wurden innerhalb kurzer Zeit 91 Hunde in Magdeburg steuerlich angemeldet.
Hundesteuer – wofür eigentlich?
In mindestens 46 der 218 Gemeinden wurde die Steuer in den vergangenen fünf Jahren erhöht. Die Hundesteuer ist nicht zweckgebunden, sie fließt in den Haushalt ein und kann für Belange der Gemeindeverwaltung genutzt werden. Die höchsten Einnahmen hatten 2021 Magdeburg und Halle mit je etwa 1,2 Millionen Euro zu verzeichnen, da hier deutlich mehr Hunde gemeldet sind als in kleineren Gemeinden. Rechnet man die Erträge auf Einnahmen pro Kopf um, zeigt sich, dass mit Sülzetal und Wanzleben vor allem Gemeinden im Umfeld von Magdeburg profitieren.
Dass es nur eine Hundesteuer und nicht etwa eine Katzensteuer oder eine Pferdesteuer gibt, hat übrigens historische Gründe: Hunde galten als Haustiere und damit als Luxus, während Katzen, Pferde und andere Tiere als Nutztiere eine klare Aufgabe hatten.
Über die DatenIm Dezember 2022 wurden alle 218 Gemeinden in Sachsen-Anhalt von MDR Data per Mail aufgefordert, Informationen zu den ab 01.01.2023 gültigen Hundesteuersätzen zu übermitteln. Bei Gemeinden, die trotz Nachfrage keine Angaben gemacht haben, wurden die Daten aus den öffentlich abrufbaren Hundesteuersatzungen der Kommunen genutzt. Sollten Ihnen Fehler auffallen oder möchte Sie Angaben aktualisieren, können Sie uns gerne per Mail (data@mdr.de) kontaktieren.
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MDR (Marie Gundlach)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Januar 2023 | 12:00 Uhr
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