IFA und Bohai Trimet IG Metall warnt Zulieferer-Industrie vor weiterem Stellenabbau

22. Oktober 2024, 18:58 Uhr

Bohai Trimet in Harzgerode, IFA in Haldensleben – das sind zwei Automobil-Zulieferer, die zuletzt angekündigt haben, Stellen abzubauen. Die Gewerkschaft IG Metall warnt, dies nicht zu tun und plädiert für mehr Weitsicht der Unternehmen. Eine Möglichkeit: Kurzarbeit.

Die IG Metall warnt Automobil-Zulieferer in Sachsen-Anhalt davor, Stellen abzubauen. Die Gewerkschaft teilte am Dienstag MDR SACHSEN-ANHALT mit, die Ankündigung von Bohai Trimet in Harzgerode, 100 Jobs zu streichen, sei ein Schlag für die Region. Die Krisenstimmung in der Branche dürfe nicht dazu genutzt werden, dass Unternehmen "auf dem Rücken der Belegschaft die nächste Nachkommastelle der Rendite trimmen", hieß es.

Man fordere Zulieferer zu Weitsicht auf. Die aktuelle Krisenlage sollte demnach mit der bestehenden Belegschaft überbrückt werden. Fachkräfte, die einmal verschwunden sind, kämen nicht wieder. Sie fehlten beim nächsten Aufschwung.

Gewerkschaft IG Metall empfiehlt Kurzarbeit

Nach Angaben der IG Metall sind von der Krise in der Automobilindustrie vor allem Zulieferer betroffen, die von der Verbrennerstrategie abhängig sind. Um die Transformation ohne Stellenabbau zu schaffen, empfiehlt die Gewerkschaft, staatliche Maßnahmen wie Kurzarbeit zu erwägen. Wegen der Krise in der Automobilbranche forderte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) zuletzt, das Aus für Verbrennerfahrzeuge vorerst zu stoppen: "Die Politik in Brüssel und Berlin muss uns insgesamt mehr Zeiten geben für die Umstellung auf andere Antriebstechniken."

Was Kurzarbeit für die Beschäftigten bedeuten würde

Unternehmen können ihre Beschäftigten in bestimmten Fällen vorübergehend in Kurzarbeit schicken. Das bedeutet, dass die Arbeitszeit für einen bestimmten Zeitraum reduziert ist, ebenso wie der Lohn, der aber durch das sogenannte Kurzarbeitergeld teilweise ausgeglichen wird. Gründe dafür sind etwa wirtschaftliche Schwierigkeiten oder Gründe, die für Arbeitsausfall sorgen – wie es etwa während der Corona-Pandemie der Fall war.

Die Unternehmen können dann bei der Bundesagentur für Arbeit Kurzarbeitergeld für die betroffenen Beschäftigten beantragen. Diese erhalten dann währenddessen 60 oder 67 Prozent (bei Beschäftigten mit Kind) ihres ausgefallenen Nettoentgelts.

Das soll dazu beitragen, dass Unternehmen bei Arbeitsausfällen ihre Mitarbeitenden nicht entlassen, sondern sie durch vorübergehende Kurzarbeit halten können.

Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, IG Metall

Neben Bohai Trimet im Landkreis Harz, das unter anderem Getriebe, Fahrwerke und Karosserien baut, hatte zuletzt auch IFA in Haldensleben (Landkreis Börde) angekündigt, Stellen zu streichen. In Sachsen-Anhalt sind laut IG Metall bis zu 25.000 Menschen in der Zuliefererindustrie beschäftigt.

MDR (Stephan Schulz, Lukas Mauri, Norma Düsekow, Johanna Daher)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Oktober 2024 | 13:00 Uhr

22 Kommentare

Micha R vor 6 Wochen

@ pwsksk
"...Bei Kurzarbeit im großen Stil wird der Staat nur noch schneller noch pleite..."

(Das Instrument der Kurzarbeit soll nur bei vorübergehenden (aber keinesfalls bei dauerhaften) Arbeitsausfall den Erhalt der Arbeitsplätze für AN sowie den Firmen der Erhalt eingearbeiteten Arbeitskräfte dienen.)
Folglich würde eine derartige Praxis nur zu Nachahmern und und damit zu massiven Beitragssteigerungen in der ALV führen. Dabei sollen im nächsten Jahr auch noch GKV-Zusatzbeiträge und GPV-Beiträge steigen!

Bleibt festzuhalten: derartige Vorschläge zur Gewährung von Sonderprivilegien nur für einzelne Betriebe bei der Anwendung arbeitsmarktpolitischer Instrumente wie der Kurzarbeit zulasten aller übrigen Firmen und SV-pflichtigen Beschäftigten (ähnlich der zeitlich befristeten Erlaubnis von Kurzarbeit in der Arbeitnehmerüberlassung während der Pandemie) werden im Bundestag wohl keine Mehrheit finden. Wenn doch, dann ist hoffentlich spätestens in Karlsruhe Schluß!

goffman vor 6 Wochen

Marktwirtschaft, Planwirtschaft, Rot, Grün, Energiepreise, Bürokratie - schon schön, wenn man Begriffe schmeißen kann, ohne konkret zu werden.

Aktuell haben wir zwar einen grünen Wirtschaftsminister, grüne Wirtschaftspolitik wird aber durch die FDP verhindert. Zur Erinnerung: die Grünen wollten eine Reform der Schuldenbremse und wollten schuldenfinanziert investieren und die Wirtschaft fördern, ganz so, wie es laut Keynes im Lehrbuch in einer Wirtschaftskrise getan werden sollte. Genau das machen wir aber nicht!
Wir haben eine gelbe Wirtschaftspolitik, wir sparen selbst in der Krise unsere Wirtschaft weiter kaputt.

Und ursächlich für die Wirtschaftskrise ist der Verlust von Marktanteilen an Tesla, BYD und Co (Subventionen in China/ USA), der Fachkräftemangel infolge der demografischen Entwicklung, die Energiekrise aufgrund Jahrzehntelang aufgebauter Abhängigkeit und fehlender Unabhängigkeit und die verschlafene technologische und notwendige Entwicklung zum batterieelektrischen Auto.

Micha R vor 6 Wochen

@ IL Sassone
"... Was könnte denn der Grund dafür sein? Die Mitgliederzahlen gehen dann wohl zurück?

Sicherlich ist das auch ein Grund!
Die Mitgliederzahl der IG Metall ging deutschlandweit beispielsweise von 2022 auf 2023 bereits um über 10.000 Mitglieder zurück (ganz im Gegensatz zur positiven Mitgliederentwicklung bei anderen DGB-Einzelgewerkschaften wie Verdi, GEW, GdP oder NGG).
Außerdem bedeuten zurückgehende Mitgliederzahlen bei Einzelgewerkschaften immer auch geringere Einnahmen für deren jeweilige Gewerkschaftskasse.

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