Kinderarmut in Sachsen-Anhalt Arme Kinder häufiger krank: Netzwerk fordert verpflichtende Arztbesuche
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03. Dezember 2024, 10:19 Uhr
In Sachsen-Anhalt war 2023 jedes vierte Kind von Armut bedroht. Das überparteiliche Netzwerk gegen Kinderarmut hat am Montag politische Lösungsansätze diskutiert. Neben verpflichtenden medizinischen Vorsorgeuntersuchungen fordern die Partner flächendeckende Schulsozialarbeit.
- Armut wirkt sich bei Kindern und Jugendlichen oft auch negativ auf die Gesundheit aus. Vorsorgeuntersuchungen könnten helfen.
- Jedes vierte Kind in Sachsen-Anhalt ist von Armut bedroht.
- Netzwerk gegen Kinderarmut fordert außerdem flächendeckende Schulsozialarbeit.
Das Netzwerk gegen Kinderarmut in Sachsen-Anhalt hat sich für verpflichtende medizinische Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen ausgeprochen. Roland Achtzehn vom Verband der Kinder- und Jugendärzte und Mitglied im Netzwerk sagte am Montag in Magdeburg, dass Kinder aus armen Verhältnissen oft durch sprachliche und motorische Defizite auffielen und allgemein häufiger krank seien.
Mit verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen könne die gesundheitliche Entwicklung der betroffenen Kinder und Jugendlichen verbessert werden, mögliche Kindeswohlgefährdungen würden früher erkannt, so Achtzehn. In anderen Bundesländern gebe es hierfür bereits Modelle.
Jedes vierte Kind von Armut bedroht
Laut sachsen-anhaltischem Kinder- und Jugendring war 2023 jeder vierte Minderjährige (24,8 Prozent) von Armut bedroht. Sachsen-Anhalt liegt damit deutlich über dem Bundesschnitt von 20,7 Prozent. Das geht aus dem Mikrozensus hervor.
Das überparteiliche Netzwerk gegen Kinderarmut gibt es seit 2017. Zum Netzwerk gehören unter anderem Parteien, Krankenkassen, Medizinverbände und Kirchen. Für die Schwerpunkte Bildung, Partizipation und Gesundheit haben die Partner am Montag in Magdeburg über politische Lösungsansätze diskutiert.
Netzwerk fordert flächendeckende Schulsozialarbeit
Neben Vorsorgeuntersuchungen drängt das Netzwerk außerdem auf eine flächendeckende Einführung von Schulsozialarbeit. Diese solle in allen Schulen angeboten und langfristig finanziert werden, heißt es in einem neuen Positionspapier. Laut Aktionsbündnis Schulsozialarbeit wird derzeit nur an 480 der rund 860 allgemeinbildenden Schulen im Land Schulsozialarbeit angeboten.
Um die Finanzierung wird in Sachsen-Anhalt immer wieder gerungen. Aufgrund befristeter Fördermaßnahmen standen Stellen zuletzt regelmäßig auf der Kippe. Das Netzwerk spricht sich zudem dafür aus, auch für Kindertagesstätten eine Kitasozialarbeit aufzubauen. "Frühzeitige Interventionen können Entwicklungsverzögerungen und sozialen Benachteiligungen entgegenwirken", heißt es in dem Papier.
Zahngesundheit im Bildungsprogramm verankert
Zu den Erfolgen des Netzwerks zählt Eva von Angern aus dem Sprecherrat, dass es zuletzt etwa gelungen sei, bei der Überarbeitung des Kita-Bildungsprogramms das Thema Zahngesundheit zu verankern. In Kitas müsse nun wieder verpflichtend Zähne geputzt werden. Dafür habe man lange gekämpft, so von Angern. Die Politikerin sitzt auch im Landtag und ist dort Fraktionschefin der Linken.
Aktuell setzt sich das Bündnis auf Landesebene zudem dafür ein, dass das sogenannte Kindschaftsrecht in Bezug auf das Kindeswohl weiterentwickelt wird. So sollen etwa die Beteiligungsrechte von Kindern bei Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, gestärkt werden.
MDR (Daniel Salpius), dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. Dezember 2024 | 10:00 Uhr
Sozialberuflerin vor 7 Wochen
ca 41% der alleinererz. Familien gelten in D als "von Armut bedroht"!
Die meisten beziehen staatl. Hilfe! Frauen dreimal häufiger als Männer!
(Bertelsmann Stiftung)
Das darf man unter all den Schuldzuweisungen gegenüber Eltern nicht vergessen!
Es ist nicht immer die untere Bildungsschicht.
Es ist sehr häufig auch das alleinerziehende Elternteil, welches genug Hürden aus dem Weg räumen muss.
In diesem Staat kann man mit Kind(ern), erst recht nicht als Mutter und dann evt. noch Alleinerziehend nicht gewinnen!!
Und was das jetzt mit häufigen Erkrankungen von armen Kindern zu tun hat, ist bitte nicht mehr diskutabel
Das sollte gesunder Menschenverstand mit Empathie nachvollziehen können.
AlexLeipzig vor 7 Wochen
Sind die Sozialarbeiter und Psychologen etwa keine "normalen, fleißigen Menschen", Nilux? Und "herbeigeredeter Bedarf" - sorry, aber das zeugt nun wirklich von absoluter Unkenntnis oder schlichtweg Ignoranz, für diejenigen, die Hilfe benötigen, sind solche Aussagen mehr als zynisch.
Sozialberuflerin vor 7 Wochen
Ich finde ja diese Parolen wie:
"Früher, da gab es noch...."
"Zu DDR Zeiten da..."
"Da muss man mal... in die Pflicht nehmen"
Oder (mein absoluter Favorit)
"Wenn ich was zu sagen hätte..."
manchmal auch amüsant.
Aber meistens zeigen sie nur,wie hilflos der Schreiber dem Problem gegenüber steht und sich in eigene Realitäten flüchtet.
Einzig, jetzt bedien ich mich auch einer solchen Aussage...
Die Krippenschwestern, Dorfärzte oder Schuluntersuchungen in den Kindergärten...
Einzig die waren früher wirklich besser!!!
Also ich bezieh mich auf die Tatsache an sich
Das darunter auch schwarze Schafe waren ist unbestritten!!