Zwei Mädchen und ein Junge malen im Kindergarten ein Vogelhaus mit grüner Farbe an.
Die Kosten für einen Kita-Platz in Sachsen-Anhalt variieren je nach Gemeinde teils um monatlich mehr als 100 Euro. Bildrechte: MDR/Unsplash/Rashid Sadykov

Kita-Beiträge aller 218 Gemeinden Mehr als 130 Euro pro Monat: So stark variieren die Kosten für einen Kitaplatz in Sachsen-Anhalt

29. Juli 2021, 08:11 Uhr

Ob Kinderkrippe oder Kindergarten: Die Kosten für einen Kitaplatz in Sachsen-Anhalt unterscheiden sich je nach Gemeinde teilweise immens, zeigt jetzt eine Analyse von MDR SACHSEN-ANHALT. Erfahren Sie, wie günstig oder teuer die Kinderbetreuung in Ihrem Ort ist und wie die Preise in Ihren Nachbargemeinden sind.

Wer sein Kind in Sachsen-Anhalt in Kinderkrippe oder Kindergarten betreuen lassen möchte, zahlt je nach Ort recht unterschiedliche Beiträge. Ein Kindergartenplatz mit einer täglichen Betreuungszeit von zehn Stunden kostet in Magdeburg beispielsweise 80 Euro pro Monat, in der Verbandsgemeinde (VG) Flechtingen hingegen 210 Euro – ein Unterschied von 130 Euro im Monat oder über 1.500 Euro pro Jahr.

Ähnlich groß sind die Preisunterschiede bei den Kinderkrippen. Zehn Stunden Betreuung pro Tag kosten Eltern bzw. Erziehungsberechtigte in Klötze und Magdeburg monatlich 150 Euro, in der VG Wethautal dagegen 287 Euro: Preisdifferenz: 137 Euro. Das geht aus einer Datenanalyse von MDR SACHSEN-ANHALT hervor, für die die zum 1. August 2021 gültigen Kostenbeiträge aller 218 Städte und Gemeinden in Sachsen-Anhalt recherchiert und analysiert wurden.

In folgender Karte können Sie alle Kostenbeiträge selbst nachschauen. Über das Ausklappmenü "Kategorie wählen" können Sie zwischen Kinderkrippe und Kindergarten sowie zwischen verschiedenen Betreuungszeiten wechseln. Mit einem Klick auf einen Ort werden Ihnen mehr Informationen angezeigt:

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Magdeburg über alle Kategorien hinweg die günstigste Kommune

Über alle Kategorien hinweg die Kommune mit den günstigsten Kita-Kostenbeiträgen in Sachsen-Anhalt ist die Landeshauptstadt Magdeburg. Darüber hinaus weisen bei der Betreuung von Kindern und drei Jahren (Kinderkrippenalter) die Orte Osterburg (Altmark) sowie die Gemeinden Gerbstedt und Klötze ebenfalls relativ niedrige Beiträge aus. Am teuersten ist es in Tangermünde, Huy, Eisleben und der VG Wethautal.

Die Betreuung von Mädchen und Jungen im Alter von über drei Jahren bis zum Schuleintritt (Kindergartenalter) ist ebenfalls in Magdeburg – betrachtet über alle Betreuungsstunden – am günstigsten. Ebenfalls vergleichsweise niedrige Preise werden in Leuna und Braunsbedra (beide Saalekreis) aufgerufen. Die höchsten Beiträge müssen Eltern und Erziehungsberechtigte in Hettstedt und der VG Flechtingen zahlen.

Auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte gehören – je nach Kategorie und täglicher Betreuungszeit – die Landkreise Mansfeld-Südharz und Harz sowie das Jerichower Land zu den Regionen, in denen durchschnittlich die höchsten Beiträge aufgerufen werden:

Über das Ausklappmenü "Kategorie wählen" können Sie zwischen Kinderkrippe und Kindergarten sowie zwischen verschiedenen Betreuungszeiten wechseln.

Gemeinden bestimmen Kosten für Kitaplatz

Grund für die unterschiedlich hohen Beiträge: Die Finanzierung der Kitaplätze kommt aus verschiedenen Töpfen. Das Land gibt einen festen Betrag dazu, ebenso die Landkreise bzw. die kreisfreien Städte. Für den Rest ist jede Kommune selbst zuständig. Je nachdem, wie viel der Ort übernehmen will – oder je nach Haushalt überhaupt kann – wird der übrige Teil in Form von individuellen Kostenbeiträgen von den Erziehungsberechtigten erhoben.

Im Vergleich zum August 2019, als die gleiche Untersuchung seitens des MDR erstmals durchgeführt wurde, sind die Beiträge landesweit durchschnittlich um zwei bis vier Euro gestiegen. Das bedeutet, dass viele Kommunen die Preise gar nicht oder nur geringfügig verändert haben, einige Orte hingegen deutlich teurer oder teilweise auch günstiger geworden sind.

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#MDRklärt: Darum kosten Kita-Plätze unterschiedlich viel

Do 08.08.2019 15:44Uhr 01:02 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/video-326146.html

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Große Beitragsunterschiede innerhalb einer Gemeinde

Doch nicht nur von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden sich die Kostenbeiträge für vergleichbare Angebote um mehr als 100 Euro, sondern vereinzelt auch innerhalb einer Stadt. Ein Beispiel dafür ist Eisleben. In der Lutherstadt im Landkreis Mansfeld-Südharz gibt es laut Satzung 16 Kindertagesstätten in kommunaler und freier Trägerschaft. Ein Krippenplatz (10 Stunden Betreuung pro Tag) kostet durchschnittlich rund 269 Euro. Dahinter verbergen sich aber große Unterschiede.

Während die günstigste Einrichtung in dieser Kategorie rund 180 Euro pro Monat verlangen, sind es in den teuersten Kitas etwa 330 bis 340 Euro. Ähnlich verhält es sich in der VG Goldene Aue, ebenfalls im Landkreis Mansfeld-Südharz. Auch hier weichen die Kostenbeiträge je nach Einrichtung und Betreuungsstunden um 50 bis 100 Euro ab.

Mehrheit spricht sich für grundsätzliche Beitragsfreiheit aus

In Sachsen-Anhalt zahlen Eltern momentan nur Beiträge für das älteste in Krippe oder Kindergarten betreute Kind, die Kosten für Geschwisterkinder übernimmt das Land. In anderen Bundesländern werden Beiträge ab Vollendung des zweiten oder dritten Lebensjahres erlassen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin sind Kitas sogar komplett kostenlos. Eine vergleichbare Regelung befürwortet auch die MDRfragt-Gemeinschaft.

Die Mehrheit der Menschen aus Sachsen-Anhalt, die an der nicht-repräsentativen, gewichteten Befragung des MDR-Meinungsbarometers teilgenommen haben, spricht sich demnach dafür aus, dass sämtliche Kosten oder aber zumindest die Betreuungskosten komplett von Land und Kommunen übernommen werden sollten:

Im Wahlkampf vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt forderte die SPD die vollständige Beitragsfreiheit der Kitas. Das werde einen "hohen Millionenbetrag" kosten, sagte die SPD-Spitzenkandidatin Katja Pähle MDR SACHSEN-ANHALT. Inwiefern dieses Ziel im Falle von erfolgreichen Koalitionsverhandlungen und einer erneuten Regierungsbeteiligung der SPD auch tatsächlich erreicht wird, ist allerdings ungewiss.


Die verwendeten Daten stammen aus Selbstauskünften der Städte und Gemeinden sowie von deren öffentlich einsehbaren Kita-Beitragssatzungen. Nicht untersucht wurden die von Einrichtung zu Einrichtung individuellen Verpflegungskosten, die ebenfalls von Eltern/Erziehungsberechtigten entrichtet werden müssen. Gleiches gilt für etwaige Kosten für Fördervereine, Veranstaltungen, Sprach- oder Sportkurse. Stand der Daten ist der 15.07.2021. Möchten Gemeinden ihre Daten korrigieren oder fehlende Werte nachreichen, ist dies jederzeit per Mail möglich: online-sachsen-anhalt@mdr.de.

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Quelle: MDR/Manuel Mohr

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 29. Juli 2021 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

Basil Disco am 30.07.2021

Die Gebühren sind ein weiterer Bestandteil der Abwärtsspirale von armen Gemeinden. Die können ihre Kitas nicht so hoch bezuschussen wie die reichen und müssen daher mehr Elternbeitrag kassieren. Damit wird Bildung immer mehr zum Privileg der Reichen, denn wer sich den Beitrag nicht mehr leisten kann, wird seine Kinder aus der Kita nehmen. So macht der Staat Armut erblich.

Seniorin_erinnert_sich am 30.07.2021

Die Umfrage hinkt. Auch Kitas sollten sich ohne staatliche Zuschüsse selbst finanzieren. Alternativen gibt es in Form von Tagesmütter. Alle sollten grundsätzlich für sich selber sorgen. Ostdeutsche sind verwöhnt. 40 Jahre übernahm der Staat die Erziehung. Hier sind viele wo Amt Miete mit allen Nebenkosten übernimmt, die sich wöchentlich zum HartzIV zusätzlich durch Tafel versorgen, alle Smartphones + KFZ haben + reichlich Tabak + Alkohol konsumieren, weil staatliche Kitas Erziehung übernehmen.

Gernot am 29.07.2021

In einem so reichen Industriestaat Deutschland müssten Dinge, wie kostenfreie Kita, eine angemessene Rente mit 63, ein funktionierendes Kranken - und Pflegesystem selbstverständlich sein.

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