Mehr Mitglieder Kleingartenanlagen in Sachsen-Anhalt: Rückenwind durch Corona

01. April 2023, 05:00 Uhr

In Städten hält der Schrebergarten-Boom weiter an. Durch Corona zeichnet sich der Trend nun auch im ländlichen Raum ab. Um eine Anlage erfolgreich zu führen, ist ein Entwicklungskonzept unerlässlich, sagt der Chef des Verbandes Gartenfreunde Sachsen-Anhalt.

Die Zahl der in Sachsen-Anhalt für Kleingärten genutzten Parzellen ist leicht zurückgegangen. Das sagte Olaf Weber vom Landesverband der Gartenfreunde MDR SACHSEN-ANHALT. Waren im Jahr 2021 noch 86.019 Parzellen bewirtschaftet worden, so lag die Zahl ein Jahr später nur noch bei 85.916. "Wir sind zufrieden: Die prognostizierte Abnahme der Kleingärten ist so nicht eingetreten", sagte Weber.

Der Landestrend zeigt sich allerdings nicht in allen Regionen: So seien im Landkreis Börde im vergangenen Jahr rund 350 Parzellen mehr verpachtet worden. Auch die Verbände in Dessau und Merseburg hätten einen "sehr guten Zulauf" verzeichnet, so Weber. Natürlich hätten Bevölkerungsschwund und demografische Entwicklung auch Auswirkungen auf die Kleingartenanlagen in Sachsen-Anhalt, gibt Weber zu, "aber nicht in dem Ausmaß, wie wir es noch vor zehn Jahren befürchtet haben". Die sinkenden Zahlen hätten auch damit zu tun, dass Verbände aus dem Landesverband ausgetreten sind und nun aus der Statistik rausfallen, gibt der Verbandsvertreter zu bedenken.

Negativ-Image abschütteln

Weber freut sich auch, dass Kleingärten "endlich wieder als etwas Positives wahrgenommen werden". Zuletzt sei zu viel über "Leerstand, Abbruch und Rückbau" geredet worden. Auch die Corona-Pandemie habe den Kleingartenanlagen in Sachsen-Anhalt viele neue Pächter gebracht. "Das Interesse am eigenen Garten ist gestiegen", freut sich Weber. Gerade in Ballungszentren und guten Lagen sei es teilweise nur schwer möglich, eine freie Parzelle zu finden.

Erfolgsrezept für Kleingartenvereine sei deshalb auch eine "positive Eigendarstellung". "Die Leute müssen gleich sehen, wie die Vereine arbeiten und welchen Nutzen eine Mitgliedschaft bringen kann." Dazu sei eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit wichtig. Es gehe darum, eine starke Bindung zwischen Mitglied und Verein zu etablieren. "Dann ist den Leuten auch klar, wofür sie ihren Mitgliedsbeitrag zahlen."

Generationswechsel vollzieht sich

Bei den Kleingartenpächtern vollziehe sich langsam ein Generationswechsel, meint Weber festgestellt zu haben. "Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, den Altersdurchschnitt von über 60 auf rund 57 Jahre zu senken." Diese Entwicklung sei auch kein Wunder, schließlich sei "Kleingärtnern ein aktives Hobby." Dafür brauche man noch etwas körperliche Fitness.

Um Kleingartenanlagen auch zukunftsfest zu machen, braucht jede Anlage ein Entwicklungskonzept, ist Weber überzeugt. "Nur so kann man langfristig eine Idee entwerfen, wie sich die Anlage entwickeln soll. Auch die Kommunen und kreisfreien Städte sollten daran beteiligt werden, meint er. Mit Hilfe eines solchen Konzeptes könne man dann auch beurteilen, ob eine Anlage verkleinert werden muss, weil der Nachwuchs fehlt.

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MDR (Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. April 2023 | 09:00 Uhr

3 Kommentare

geradeaus am 01.04.2023

Mein Opa hat in Sandersdorf seit >50 Jahren einen Garten. Er geht jetzt stramm auf die 90 zu. Und er ist immer noch beinahe jeden Tag dort. Muss er ja auch weil da ne Meeeeeeeeenge Arbeit anfällt.
Das hält bestimmt viele junge Leute davon ab sich einen zu mieten/kaufen.

Schön ist es ja, keine Frage. Nur halt die ganze Arbeit die dahinter steckt. Oma ist kaum noch dort. Er ist dann alleine da und Spaß macht es ihm dennoch.

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf am 01.04.2023

Stimmt. - In der Massnahmenkrise haben viele versucht, das vorbotene Sozialleben auf die rettende Insel einer Keingartenanlage zu verlagern. - "Pflege" des Kleingartens (und von Streicheltierchen oder Pferden) war ja - anders als Pflege der Grosseltern - dem Staat wichtig genug, um deshalb Ausnahmen von Fahrt- und Reiseverboten zu machen. Und hinter den Hecken war ja auch ein wenig Leben möglich - solange nicht auch dort ein Denunziant am Lattenzaun auf Lauer lag .... oder der Helikopter kreiste ...

Haller am 01.04.2023

Wenn die Kanonen statt Butter Politik weiterhin erfolgreich, sind Kleingärten eine Option zu überleben.

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