Krankenkassenbericht Kokainmissbrauch in Sachsen-Anhalt stark gestiegen
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09. Mai 2025, 15:09 Uhr
In Sachsen-Anhalt werden deutlich mehr Menschen wegen ihrer Kokainabhängigkeit behandelt. Eine Auswertung der Barmer-Krankenkasse hat ergeben, dass vor allem junge Männer betroffen sind. Ein Grund dafür könnte privater und beruflicher Leistungsdruck sein, denn Kokain ist vor allem für seinen aufputschenden Effekt bekannt.
- Landesweit gibt es mehr Fälle von Kokainmissbrauch.
- Junge Männer sind besonders oft von der Droge abhängig.
- Um die Sucht erfolgreich zu behandeln, müssen sich Betroffene zuerst eingestehen, dass sie ein Problem haben.
In Sachsen-Anhalt sind immer mehr Menschen wegen Kokainsucht in Behandlung. Das geht aus einem Bericht der Barmer-Krankenkasse hervor. Demnach stieg die Zahl der behandelten Patienten auf 1.690 im Jahr 2023 – im Jahr 2019 waren es noch 1.050. Bundesweit seien 2023 rund 65.000 Abhängige in Behandlung gewesen.
Der Barmer-Landesgeschäftsführer Axel Wiedemann hält die Zunahme an Behandlungen trotz vergleichsweise geringer Fallzahlen für besorgniserregend. "Das tatsächliche Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen".
Kokainsucht: Männer zwischen 20 und 39 am häufigsten betroffen
Männer sind den Angaben zufolge deutlich häufiger wegen Kokainsucht in Behandlung als Frauen. Wie die Barmer berichtet, wurden im Jahr 2023 landesweit 1.340 Männer, aber nur 350 Frauen medizinisch versorgt. Besonders häufig seien Männer zwischen 20 und 39 Jahren betroffen. In dieser Altersgruppe waren es demnach 790 Patienten.
Landesgeschäftsführer Wiedemann vermutet, dass der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern darauf hindeuten könnte, dass sie das Gefühl haben, unter beruflichem oder privatem Leistungsdruck zu stehen. "Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet."
Bei sehr jungen Menschen oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Jüngere hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. In dieser Altersgruppe sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen fänden sich vor allem Fälle von Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.
Betroffene müssen Sucht als Problem erkennen
Wiedemann empfiehlt, Betroffene auf ihre Sucht anzusprechen. Um eine Therapie zu beginnen und erfolgreich abzuschließen, müssten die Betroffenen selbst erkennen, dass sie ein Problem hätten. "Angehörige oder Freunde sollten sich Unterstützung für diese schwierige Situation holen. Fachambulanzen oder Suchtberatungsstellen sind die richtigen Ansprechpartner", so Wiedemann. Frühzeitige Hilfe sei entscheidend, um das Aufhören zu erleichtern.
Kontakte für Betroffene und Angehörige
- Bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline (24 Stunden): 01806 - 31 30 31
- Die Telefonseelsorge bietet eine kostenlose und anonyme Beratung rund um die Uhr und kennt geeignete Beratungsstellen: 0800 -111 0 111 oder 0800 -111 0 222
- Informationstelefon zur Suchtvorbeugung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): 0221 - 89 20 31
- Sorgentelefon für Angehörige des Deutschen Roten Kreuzes: 06062 - 607 67 (Freitag bis Sonntag und an gesetzlichen Feiertagen von 8 - 22 Uhr)
MDR (Annekathrin Queck) | Erstmals veröffentlicht am 08.05.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Mai 2025 | 13:00 Uhr
zenkimaus vor 4 Tagen
Leistungsdroge. Das ist daß Wort. Arbeitsverdichtung, Druck aus der Gesellschaft und Selbstoptimierung ( soziale Medien) sind für mich Gründe. Auch der leichtere Zugang zu Kokain ist ein Grund für die Zunahme.
So sehe ich es.
Alter Merseburger vor 4 Tagen
Soll man streng, kompromisslos und hart gegen jede Form des Besitzes, Handels und auch Konsums vorgehen. Da sollten lange Haftstrafen die Regel und nicht die Ausnshme sein
kleinerfrontkaempfer vor 4 Tagen
Solche Meldungen lassen inzwischen niemanden mehr aufhorchen.
Wenn nach "großen" Drogenfunden z.B. die belgische Polizei lapidar mitteilt das das Verhältnis von aus dem Verkehr gezogenen und nicht abgefangenen Kokainlieferungen etwa 1 : 9 beträgt weiß man den Alltag, egal wo, einzuschätzen. Der Markt mit dieser "Alltagsdroge" wird inzwischen überschwemmt, ist gesättigt. Andere Geschäftsfelder der Kriminellen sind inzwischen profitabler.