Ein Mann in Kapuzenpulli hält eine kleine Tüte mit weißer Substanz 1 min
Vor allem jungen Männer zwischen 20 und 39 sind oft wegen Kokainsucht in Behandlung. Mehr dazu im Audio. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Zoonar
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Landesweit gibt es mehr Behandlungen wegen Kokainabhängigkeit. Junge Männer sind besonders oft betroffen. Auch deutschlandweit ist die Zahl der Kokainsüchtigen gestiegen.

MDR SACHSEN-ANHALT Do 08.05.2025 13:46Uhr 00:36 min

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Krankenkassenbericht Kokainmissbrauch in Sachsen-Anhalt stark gestiegen

09. Mai 2025, 15:09 Uhr

In Sachsen-Anhalt werden deutlich mehr Menschen wegen ihrer Kokainabhängigkeit behandelt. Eine Auswertung der Barmer-Krankenkasse hat ergeben, dass vor allem junge Männer betroffen sind. Ein Grund dafür könnte privater und beruflicher Leistungsdruck sein, denn Kokain ist vor allem für seinen aufputschenden Effekt bekannt.

In Sachsen-Anhalt sind immer mehr Menschen wegen Kokainsucht in Behandlung. Das geht aus einem Bericht der Barmer-Krankenkasse hervor. Demnach stieg die Zahl der behandelten Patienten auf 1.690 im Jahr 2023 – im Jahr 2019 waren es noch 1.050. Bundesweit seien 2023 rund 65.000 Abhängige in Behandlung gewesen.

Der Barmer-Landesgeschäftsführer Axel Wiedemann hält die Zunahme an Behandlungen trotz vergleichsweise geringer Fallzahlen für besorgniserregend. "Das tatsächliche Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen".

Kokainsucht: Männer zwischen 20 und 39 am häufigsten betroffen

Männer sind den Angaben zufolge deutlich häufiger wegen Kokainsucht in Behandlung als Frauen. Wie die Barmer berichtet, wurden im Jahr 2023 landesweit 1.340 Männer, aber nur 350 Frauen medizinisch versorgt. Besonders häufig seien Männer zwischen 20 und 39 Jahren betroffen. In dieser Altersgruppe waren es demnach 790 Patienten.

Landesgeschäftsführer Wiedemann vermutet, dass der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern darauf hindeuten könnte, dass sie das Gefühl haben, unter beruflichem oder privatem Leistungsdruck zu stehen. "Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet."

Bei sehr jungen Menschen oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Jüngere hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. In dieser Altersgruppe sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen fänden sich vor allem Fälle von Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.

Betroffene müssen Sucht als Problem erkennen

Wiedemann empfiehlt, Betroffene auf ihre Sucht anzusprechen. Um eine Therapie zu beginnen und erfolgreich abzuschließen, müssten die Betroffenen selbst erkennen, dass sie ein Problem hätten. "Angehörige oder Freunde sollten sich Unterstützung für diese schwierige Situation holen. Fachambulanzen oder Suchtberatungsstellen sind die richtigen Ansprechpartner", so Wiedemann. Frühzeitige Hilfe sei entscheidend, um das Aufhören zu erleichtern.

Kontakte für Betroffene und Angehörige

  • Bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline (24 Stunden): 01806 - 31 30 31
  • Die Telefonseelsorge bietet eine kostenlose und anonyme Beratung rund um die Uhr und kennt geeignete Beratungsstellen: 0800 -111 0 111 oder 0800 -111 0 222
  • Informationstelefon zur Suchtvorbeugung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): 0221 - 89 20 31
  • Sorgentelefon für Angehörige des Deutschen Roten Kreuzes: 06062 - 607 67 (Freitag bis Sonntag und an gesetzlichen Feiertagen von 8 - 22 Uhr)

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MDR (Annekathrin Queck) | Erstmals veröffentlicht am 08.05.2025

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Mai 2025 | 13:00 Uhr

6 Kommentare

zenkimaus vor 4 Tagen

Leistungsdroge. Das ist daß Wort. Arbeitsverdichtung, Druck aus der Gesellschaft und Selbstoptimierung ( soziale Medien) sind für mich Gründe. Auch der leichtere Zugang zu Kokain ist ein Grund für die Zunahme.
So sehe ich es.

Alter Merseburger vor 4 Tagen

Soll man streng, kompromisslos und hart gegen jede Form des Besitzes, Handels und auch Konsums vorgehen. Da sollten lange Haftstrafen die Regel und nicht die Ausnshme sein

kleinerfrontkaempfer vor 4 Tagen

Solche Meldungen lassen inzwischen niemanden mehr aufhorchen.
Wenn nach "großen" Drogenfunden z.B. die belgische Polizei lapidar mitteilt das das Verhältnis von aus dem Verkehr gezogenen und nicht abgefangenen Kokainlieferungen etwa 1 : 9 beträgt weiß man den Alltag, egal wo, einzuschätzen. Der Markt mit dieser "Alltagsdroge" wird inzwischen überschwemmt, ist gesättigt. Andere Geschäftsfelder der Kriminellen sind inzwischen profitabler.

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