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Alles wird teurer. Verbraucherinnen und Verbraucher in Sachsen-Anhalt machen sich Sorgen. Viel unternehmen können sie aber kaum. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Eibner

Sorge vor NebenkostenabrechnungExplodierende Energiepreise: Mehrkosten von bis zu 5.000 Euro "leider realistisch"

07. Juli 2022, 08:44 Uhr

Überall steigen die Preise. Besondere Sorgen machen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher wegen Mehrkosten für Strom und Heizung. Was tun? Besonders viel Hoffnung machen Fachleute nicht. Wie sich Mieterinnen und Mieter in Sachsen-Anhalt dennoch vorbereiten können.

von MDR SACHSEN-ANHALT

Steigende Preise überall – und die meisten Mieter in Sachsen-Anhalt werden nicht viel gegen die hohen Energiekosten tun können. Darauf hat der Bund der Energieverbraucher hingewiesen. Vorsitzende Leonora Holling sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch, sie rate Mietern, das Gespräch mit ihrem Vermieter zu suchen.

Im Gespräch könnten womöglich gemeinsam Ideen gesucht werden, wo es Einsparpotenzial gebe. Als Beispiel nannte die Vereinsvorsitzende das Licht im Treppenhaus und wie lange es brennt. Das könne man zum Beispiel verkürzen. Auch könnten Vermieter in Rücksprache womöglich die Temperatur senken. "Keine Lösung ist, einfach das warme Wasser abzudrehen", sagte Holling mit Blick auf einen solchen Fall im sächsischen Dippoldiswalde. "Das ist nicht zulässig."

Wenn möglich, Geld auf die Seite legen

Nach den Berechnungen des Vereins muss sich ein Drei-Personen-Haushalt angesichts der steigenden Preise auf Mehrkosten von durchschnittlich bis zu 5.000 Euro jährlich einstellen. Das sei "leider Gottes" realistisch, sagte Holling. Als Mieter könne man gar nicht viel dagegen tun, außer Geld auf die Seite zu legen, um Nachzahlungen abzumildern, wie Holling sagte. Möglich sei auch, Vorauszahlungen zu erhöhen, "damit die böse Überraschung nicht im nächsten Jahr kommt".

Auch der Mieterverein Magdeburg empfiehlt Verbrauchern, angesichts der stark gestiegenen Energiepreise ausreichend Rücklagen zu bilden. Das sagte Rechtsberater Zakaria Said MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch. Er rechnete im Interview vor, welche Nachforderungen entstehen könnten. Würden die Gas-Preise sich beispielsweise verdreifachen, könne das für einen Haushalt mit einer Gas-Rechnung von 1.000 Euro eine Nachzahlung von 2.000 Euro bedeuten.

Mehrkosten von durchschnittlich 3.800 Euro erwartet

Bereits am Dienstag hatte die Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt wegen der steigenden Preise einen Schutzschirm der Politik verlangt. Verbandschef Jens Zillmann sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Wohnungswirtschaft sei abhängig von den Energieunternehmen und Mittler zwischen Versorgern und Mietern. Wenn Energieunternehmen Zulieferungen drosselten, könne man den Versorgungsauftrag nicht mehr erfüllen. Diese Debatte erwarte er aber erst im Herbst. Noch seien die Gasspeicher für zwei Monate voll.

Angesichts der weiter steigenden Rohstoffpreise erwartet Zillmann in diesem Jahr eine Mehrbelastung der Haushalte bei der Energieabrechnung von durchschnittlich rund 3.800 Euro. Bei rund 330.000 Wohnungen seines Verbandes seien das mehr als eine Milliarde Euro an zusätzlichen Kosten.

Wer soll das bezahlen? Die Wohnungsunternehmen können nicht die Inkasso-Beauftragten der Energiewirtschaft werden.

Jens Zillmann | Verbandschef der Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt

Dass die Wohnungsgesellschaften in Sachsen-Anhalt Energie- oder Wärmeversorgung drosseln wie jüngst im sächsischen Dippoldiswalde, sieht Zillmann momentan nicht. Aus dem Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt ist Ähnliches zu hören. Ministeriumssprecherin Tanja Andrys sagte MDR SACHSEN-ANHALT, aktuell sei nicht bekannt, dass Unternehmen oder Wohnungsgesellschaften in Sachsen-Anhalt Energie oder Wärmeversorgungen drosseln. Es habe auch keiner etwas derartiges angekündigt.

Große Wohnungsgesellschaften haben keine Drosselung angekündigt

Sicherlich machten sich alle Sorgen wegen der steigenden Energiepreise. Aber so detailliert habe noch kein Unternehmen Veränderungen angekündigt. Man sei auch mit den großen Unternehmen im Land im Gespräch. Auch die Dessauer Wohnungsgenossenschaft mit ihren 4.000 Wohnungen plant nicht, die Warmwasserversorgung zu drosseln. Geschäftsführer Nicky Meißner sagte MDR SACHSEN-ANHALT, für so etwas brauche es gesetzliche Vorgaben. Sollte der Gesetzgeber vorgeben, dass die Temperaturen in Wohnungen gedrosselt werden müssen, werde man das aber umsetzen. Im Alleingang gehe das aber nicht. Dann hätten die Mieter einen Rechtsanspruch auf Mietminderung.

Man setze nun auf neue Lösungen unter anderem bei der Haustechnik und auf die Beratung der Mieter. So empfehle man, etwaige Guthaben aus alten Abrechnungen stehen zu lassen.

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MDR (Susanne Reh, Kevin Poweska, Stefan Bernschein, Stefanie Hornig, Luca Deutschländer)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 06. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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