
Weltkrebstag Todesfälle durch Krebs erreichen in Sachsen-Anhalt einen neuen Höchststand
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05. Februar 2025, 12:36 Uhr
Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht: Viele Risikofaktoren für eine Krebserkrankung gehen auf einen ungesunden Lebensstil zurück. Welche Krebsleiden in Sachsen-Anhalt besonders häufig sind und wie man das persönliche Risiko für eine Erkrankung senken kann.
In Sachsen-Anhalt sind im Jahr 2023 insgesamt 8.364 Menschen infolge einer Krebserkrankung gestorben – ein neuer Höchstwert. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamt hervor, die bis in das Jahr 1998 zurückreichen. Nach Krankheiten des Kreislaufsystems wie Herzinfarkt und Schlaganfall sind Krebserkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Sachsen-Anhalt.
Gemessen an allen Todesfällen im Jahr 2023 in Sachsen-Anhalt verstarben demnach 20,9 Prozent der Frauen an den Folgen eines Krebsleidens. Bei den Männern machte Krebs sogar mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Todesfälle aus.
Unter den bösartigen Neubildungen (Krebs) traten besonders häufig die Neubildungen an Verdauungsorganen auf. Daran verstarben 2023 insgesamt 2.638 Personen und machten damit rund ein Drittel aller Krebstoten aus. Lungenkrebs führte in insgesamt 1.549 Fällen zum Tod.
Über alle Krebsformen hinweg steigt mit zunehmendem Alter das Risiko, an Krebs zu erkranken. So war mehr als die Hälfte aller Krebstoten in Sachsen-Anhalt älter als 75 Jahre.
Das ist Krebs Als Krebs wird in der Medizin eine unkontrolliert wachsende Gewebeneubildung (bösartiger Tumor) verstanden. Dabei werden gesunde Körperzellen verdrängt und zerstört.
Im bundesweiten Vergleich blieb Sachsen-Anhalt 2023 mit 383 Krebssterbefällen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner das Bundesland mit den meisten Krebstoten. Deutschlandweit lag der Wert bei 272 Krebssterbefälle je 100.000 Menschen.
Meiste Krebserkrankungen in Sachsen-Anhalt
Darüber hinaus ist in Sachsen-Anhalt der prozentuale Anteil der Bevölkerung, die in den vergangenen zehn Jahren an Krebs erkrankt sind, im Vergleich zu allen anderen Bundesländern mit am höchsten. Das geht aus Daten des AOK-Gesundheitsatlas hervor, für den auf Basis der Abrechnungsdaten der 27 Millionen AOK-Versicherten die Krankheitshäufigkeiten in der Gesamtbevölkerung hochgerechnet werden.
Laut der Diagnosestatistik der Krankenhäuser wurden 18.298 Frauen und 25.505 Männer des Landes aufgrund einer Krebserkrankung 2023 stationär in Krankenhäusern behandelt. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 7,4 Tage. Der mit Abstand häufigste Grund für eine Klinikaufnahme bei Krebserkrankungen waren bösartige Neubildungen im Verdauungsapparat.
In Sachsen-Anhalts Regionen variieren laut AOK-Gesundheitsatlas die Anteile der Bevölkerung, die in den letzten Jahren eine Krebsdiagnose erhalten haben. Was allerdings auffällig ist: Nahezu überall sind anteilig mehr Menschen erkrankt als im deutschlandweiten Durchschnitt.
Für mehr Informationen in der Karte auf eine Region Ihrer Wahl navigieren:
Weltkrebstag am 4. Februar
Der Weltkrebstag wurde 2006 von der Union internationale contre le cancer, der
Weltgesundheitsorganisation und anderen Organisationen ins Leben gerufen und wird seitdem jedes Jahr am 4. Februar begangen. Dieser Tag hat zum Ziel, die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Viele Krebserkrankungen sind vermeidbar
Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) könnten zahlreiche Krebsfälle durch einen gesunden Lebensstil verhindert werden. So gibt es eine ganze Reihe von Risikofaktoren, die die Krebsentstehung fördern können. Dazu gehören unter anderem
- Rauchen,
- Übergewicht,
- hoher Alkoholkonsum,
- Bewegungsmangel und
- ungesunde Ernährung mit wenig Obst, Gemüse oder Ballaststoffen bei einem gleichzeitig hohen Anteil von rotem und verarbeitetem Fleisch.
Zudem existieren auch krebsauslösende Krankheitserreger – beispielsweise Viren – und Umwelteinflüsse wie chemische Substanzen oder Strahlung. Auch chronische Entzündungen sind ein Risiko. Schätzungsweise fünf bis zehn von 100 Krebserkrankungen entstehen aufgrund einer vererbbaren Veranlagung.
Wie das Krebsrisiko reduziert werden kann
Eine wichtige Rolle bei der Krebsentstehung spielen Zufall und Zeit: Bei jeder Zellteilung wird die Erbsubstanz verdoppelt und auf Tochterzellen verteilt. Dabei kann es zu Fehlern kommen. Auch beim normalen Zellstoffwechsel entstehen Stoffe, die Schäden an der Erbsubstanz verursachen. Solche Fehler und Schäden sammeln sich im Lauf des Lebens an. Mit zunehmendem Alter steigt dann das Risiko, dass einige davon zu Krebs führen.
Um das eigene Krebsrisiko zu senken, empfehlen Experten eine Reduzierung von Übergewicht und regelmäßige Bewegung, möglichst 30 Minuten täglich. Laut DKFZ ist allein Übergewicht für mehr als 20 Prozent der Darmkrebserkrankungen verantwortlich. Auf dem Speiseplan sollten zudem häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst stehen und wenige kalorienreiche Lebensmittel, die viel Zucker und Fett enthalten. Der Anteil an verarbeitetem Fleisch und rotem Fleisch, beispielsweise vom Rind, Schwein oder Lamm, sowie an salzhaltigen Speisen sollte gering bleiben.
Ein weiterer Aspekt ist die Krebsfrüherkennung. Bereits 2023 sagte ein Sprecher des Klinischen Krebsregister Sachsen-Anhalt dem MDR, dass hierzulande Früherkennungsmaßnahmen gerade in ländlichen geprägten Regionen nicht immer vollumfänglich wahrgenommen werden. Denn je länger die Wege seien, desto weniger seien Menschen gewillt, ihre Vorsorgetermine wahrzunehmen. Hinzu kämen oftmals überfüllte Arztpraxen und teilweise ein geringes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung.
AFP, MDR (Manuel Mohr) | Erstmals veröffentlicht am 04.02.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. Februar 2025 | 05:00 Uhr
Der Pegauer vor 1 Wochen
Dass jetzt verstärkt Todesfälle infolge verschiedener Krebsarten auftreten, hat sicherlich auch mit den Einflüssen zu tun, denen diese bedauernswerten Menschen in ihrer ersten Lebenshälfte ausgesetzt waren. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz war in der DDR auch nicht alles Gold, das glänzte. Wer die Dreckbuden in Bitterfeld und Buna noch in Erinnerung hat, der muss sich nicht wundern, dass der eine oder andere sich Krebs eingefangen hatte. Ungesunde Arbeitsbedingungen hatten wohl auch ihre Ursache bei der Entstehung von Krebs. Aber das nur auf die vom mdr aufgezählten Sachverhalte Rauchen, Übergewicht, hoher Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung mit wenig Obst, Gemüse oder Ballaststoffen bei einem gleichzeitig hohen Anteil von rotem und verarbeitetem Fleisch zu beziehen, halte ich für ausgesprochen einseitig betrachtet. Auch schließe ich mich der von @Maria A. ausgeführten Argumentation an. Die Krebstoten in meinem Bekanntenkreis gehörten nicht zu dieser mdr-Gruppe.
Maria A. vor 1 Wochen
Es wäre wirklich nötig, dass mal faktisch belegt zu sehen. Immer diese Plattitüden hinsichtlich Übergewicht, Rauchen und ungesunder Ernährung, stoßen bei Menschen auf Zweifel, die selbst, in der eigenen Familie oder im Umfeld, Erfahrungen mit Krebs machen mussten. Und die wie ich, keine einzige dieser Behauptungen bestätigt sahen. Konkret kann ich auf drei Brustkrebserkrankungen sehr schlanker Frauen verweisen, zwei Fälle von Darmkrebs bei Normalgewicht und gesunder Lebensweise, einmal bei sehr schlanker Statur. Bei einer älteren Nichtraucherin auf eine aggressive Form von Lungenkrebs, wie noch Hautkrebs bei einer Gesundheitsfanatikerin, die ganz wenige Badeurlaube machte und nie Urlaubsreisen in südliche Länder. Das Verlinken auf Risikogruppen erzeugt bei Menschen ohne Bezug zu Krebsranken wahrscheinlich das innere Bild eines verfetteten, trägen, rauchenden Krebspatienten. Leider mit dem dem Fingerzeig in die Richtung, dass Krebserkrankte mit die Hauptschuld an ihrem Los haben.
weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 1 Wochen
Ja, Mustermann, wer ist es hier, der "billigend Menschenleben in Kauf nimmt", wie Sie so schön schreiben (und wohl meinen: den VERLUST von Menschenleben!?). Vielleicht eher doch auch der, dem ein paar Kilometer mehr zum Vorsorgetermin zu weit sind - selbst wenn es sich sogar um sein EIGENES Leben handelt? Oder vielleicht auch der, der zwar der polnischen Krankenschwester und dem türkischen Medizinstudenten die Einreise möglichst erschweren will, aber selber auch keine Lust hat, dessen Arbeit zu übernehmen? Oder der, der lieber ein paar hundert Millionen für zusätzliche Grenzpolizisten ausgeben will als für bessere medizinische Versorgung?
Nein, Musterman - um "Ross und Reiter" hier mal klar zu benennen: mit Hetzreden und Ausgrenzung baut man keine Klinik.