Waldbrände Freiwillige Dienstzeit im Katastrophenschutz: Feuerwehrchef kritisiert die Idee

07. August 2022, 17:11 Uhr

Vier bis sechs Wochen sollen Freiwillige im Katastrophenschutz helfen – so eine Idee aus Sachsen-Anhalt. Der Feuerwehrchef des Landes findet die Idee aus mehreren Gründen nicht ausgereift. Vor dem Hintergrund der aktuellen Waldbrände hatte Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) die freiwillige Dienstzeit vorgeschlagen. Außerdem will sie, dass Erste-Hilfe-Kurse deutlich häufiger aufgefrischt werden.

Die Idee aus dem Innenministerium, eine freiwillige Dienstzeit im Katastrophenschutz einzuführen, sieht der Chef des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt, Kai-Uwe Lohse, kritisch. "Aktionismus ist ein schlechter Ratgeber", sagte er auf Anfrage der "Deutschen Presse-Agentur".

Es gebe bereits Einstiegsmöglichkeiten für Menschen, die sich für das Ehrenamt interessierten. Daran müsse man weiter feilen. "Für wenige Wochen irgendwo mitzumachen, bringt nix." Bei der Feuerwehr sei man zu schlecht aufgestellt, um solche "Kurzauftritte zu betreuen", sagte Lohse.

Vier bis sechs Wochen könnte der freiwillige Dienst dauern

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) hatte kürzlich eine freiwillige Dienstzeit für alle 35- bis 60-Jährigen im Katastrophenschutz ins Spiel gebracht. Dafür kämen laut Zieschang unter anderem die Freiwilligen Feuerwehren oder das Technische Hilfswerk (THW) infrage.

"Diese freiwillige Dienstzeit könnte insgesamt vier bis sechs Wochen dauern und gestückelt über mehrere Jahre hinweg absolviert werden", hieß es aus dem Ministerium. Bereits ehrenamtlich Tätige in den entsprechenden Bereichen wären von dem Dienst ausgenommen.

Mit der freiwilligen Dienstzeit sollen laut Ministerin Fähigkeiten zur Bewältigung von Katastrophen erlernt und damit der Brand- und Katastrophenschutz dauerhaft und nachhaltig gestärkt werden. Die Gesellschaft könne "so insgesamt handlungsfähiger und widerstandsfähiger in Krisensituationen werden", sagte Zieschang.

Idee: Erste-Hilfe-Kurse alle fünf Jahre

Zusätzlich zu dem Vorstoß regte Zieschang eine Verbesserung der Erste-Hilfe-Fertigkeiten der Bevölkerung an. "Jeder Erwachsene sollte deshalb regelmäßig, also etwa alle fünf Jahre, seine Kenntnisse mit einem Erste-Hilfe-Kurs auffrischen", so die Ministerin.

Das praktische Wissen aus den Erste-Hilfe-Kursen helfe nicht nur bei größeren Katastrophenfällen, sondern auch im Alltag, etwa bei Verkehrsunfällen oder einem Schwächeanfall an heißen Sommertagen. Arbeitgeber könnten ihren Mitarbeitern entsprechende Angebote machen.

Viele Einsatzkräfte bei Waldbränden

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer waren und sind in den vergangenen Wochen vor allem bei Waldbränden im Einsatz gewesen. In Sachsen-Anhalt hatte es unter anderem im Landkreis Stendal gebrannt. In Sachsen wird seit Wochen gegen Waldbrände in der Sächsischen Schweiz gekämpft.

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dpa, MDR (Fabian Frenzel)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 07. August 2022 | 17:00 Uhr

4 Kommentare

Reuter4774 am 09.08.2022

Bevor die Leute angelernt und ansatzweise einsatzfähig sind, sind die 8 Wochen um. Und da wir, dank demografischem Wandel, sowieso schon vielerorts Arbeitskräftemangel haben und das immer mehr werden wird, noch ungünstiger. Da sind die Azubis und später Mitarbeiter dauernd im Einsatz oder Auffrischungskurs nur nicht an der Arbeit.

hajo112 am 08.08.2022

Es ist ja mal ein Anfang, dass darüber gesprochen wird. Alle 5 Jahre einen EH-Kurs zu wiederholen, ist ein richtiger Ansatz. Ähnlich könnte ich mir ein Seminar alle 5 Jahre als Katastrophenschutz-Vorbereitung (inkl. Feuerlöschertraining) vorstellen. Doch dazu muss geklärt werden, wer diese Seminare abhält. Ehrenamtlich ist dies, wie auch die Masse an EH-Kursen nicht zu stemmen. Was nicht möglich ist, ist dass uns so ein alle 5Jahre Katastrophenschützer vorn in der Einsatzstelle rumturn. Das wäre zu gefährlich und würde uns als Feuerwehr im Einsatz nur behindern. Mitmachen ja, aber dann auch richtig. Die damalige Verpflichtung für 8 Jahre als Ersatzdienst, um nicht zur Bundeswehr zu müssen, war richtig. Alle sogenannten Freigestellten mussten ihre Ausbildung machen, fuhren so auch Einsätze mit und mussten zusätzliche Tätigkeiten übernehmen, um auf die geforderten 200 Stunden pro Jahr zu kommen. Das musste nachgewiesen werden. Tatsächlich fehlen uns heute diese Freigestellten.

hilflos am 07.08.2022

Wie wäre es denn Berufsfeuerwehren zu etablieren. Die ffw ist heutzutage kaum mit dem Arbeitsalltag vereinbar. Mein Sohn ist sogar bei Lidl geflogen, weil paar mal Alarm war. Klar fanden die eine passende Begründung.
Montage und Arbeitsstellen in einer Entfernung >5km machen eine Effektivität fast unmöglich.

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