Pläne gegen LehrermangelKritik von Landkreisen und Opposition an höheren Mindestschülerzahlen
Die Landkreise in Sachsen-Anhalt lehnen die Pläne des Landesbildungsministeriums ab, die Mindestschülerzahlen in neu eingerichteten Klassen zu erhöhen. Diese Maßnahme soll die Auswirkungen des Lehrermangels lindern, indem mindestens 25 Schüler in städtischen und 20 Schüler in ländlichen Klassen sitzen.
Die Landkreise in Sachsen-Anhalt lehnen höhere Mindestschülerzahlen an den Schulen ab. Die Pläne zu der Erhöhung kommen vom Landesbildungsministerium, um damit den Lehrermangel abzumildern. In neu eingerichteten Klassen sollen dem Entwurf zufolge künftig mindestens 25 Schüler sitzen, in ländlichen Gebieten 20.
Götz Ulrich ist Präsident des Landkreistages und CDU-Landrat des Burgenlandkreises. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, er verstehe, dass das Land händeringend nach Lösungen suche, um dem Lehrermangel zu begegnen. Die Kommunen lehnten aber weiteren Druck auf die schon ausgedünnten Schulstandorte in den ländlichen Räumen ab. Ulrich betonte: "Wir haben ein Schulsterben in den 2000er Jahren hinter uns. Weiteren Druck vor allem auf die Grundschulen sollte es nicht geben."
Höherer Kostendruck für Burgenlandkreis
Für den Burgenlandkreis würden die Reformpläne laut Ulrich bedeuten, dass für das kommende Schuljahr zehn der insgesamt 40 Grundschulen gefährdet wären, mittelfristig wären es zwölf. Der Kommunalpolitiker wies darauf hin, dass weniger Schulstandorte auch einen höheren Kostendruck auf die Landkreise bedeute. Sie seien nämlich für die Schülerbeförderung zuständig. "Wir haben nicht nur dafür kein Geld, sondern wir haben auch kein Personal zusätzlich, um diese Schülerbeförderung zu organisieren. Von daher schließt sich das schon aus."
Grundlagen für Wirtschaftsstandort schaffen
Der SPD-Landrat des Salzlandkreises, Markus Bauer, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, man müsse weg von einer "gewissen Rhetorik und Showpolitik". Wenn man einen starken Wirtschaftsstandort aufbauen wolle, dann müsse man die Grundlagen dafür schaffen. Nach Bauers Worten muss man "denen, die hierherkommen wollen, ein Zeichen geben". Oder man wolle, dass Familien mit Kindern wegzögen, weil hier keine Schullandschaft mehr sei.
Aufgebauschte Diskussion?
Entspannter sieht es der Direktor der Bergschule in Weißenfels, Christopher Hesselbarth. Er erklärte, dass es seit jeher Befürchtungen von kleinen Schulen gebe, irgendwann keinen Bestand mehr zu haben. Er ist der Meinung, dass das "durch die aktuelle Diskussion sehr aufgebauscht" wird. Hesselbarth: "Diese Angst von kleinen Schulen gibt es immer."
Entwurf als Diskussionsgrundlage
Das Bildungsministerium teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, der Gesetzentwurf verstehe sich als Diskussionsbeitrag innerhalb eines laufenden Prozesses. Noch sei nichts in Stein gemeißelt. "Schulschließungen können grundsätzlich durch Verbünde und Kooperationen verhindert werden, so dass Standorte erhalten bleiben können."
Kritik von der Opposition im Landtag
Thomas Lippmann ist bildungspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt. Für ihn sind Schulverbünde ein "Sterben auf Raten", weil sie in der Regel nicht über mehrere Jahre funktionierten. "Das ist eine Beruhigungspille. Standorte bleiben auf Dauer nicht erhalten, sondern werden doch geschlossen", so Lippmann.
Nach Berechnungen der Linksfraktion wäre mit den Plänen des Bildungsministeriums jede vierte Grundschule außerhalb der großen Städte Halle, Magdeburg und Dessau-Roßlau gefährdet.
MDR (Sabine Falk-Bartz, Heiko Kunzmann, Michel Holzberger, Norma Düsekow, Moritz Arand))
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 29. Juli 2024 | 19:00 Uhr
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