Mehrere Frauen bei Wassergymnastik.
Den Kurorten in Sachsen-Anhalt geht es nach zwei Jahren Corona nicht gut. Bildrechte: Colourbox.de

Einbußen durch Corona Sachsen-Anhalts Kurorte kämpfen mit Folgen der Pandemie

11. Juni 2022, 12:49 Uhr

Kur- und Erholungsorte in Sachsen-Anhalt kämpfen mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Bisherige Hilfsprogramme können die Einbußen und steigenden Kosten nicht ausgleichen, erklärt der Städte- und Gemeindebund. Das Land müsse eine Strategie entwickeln, um die Kommunen und Gesundheitseinrichtungen zu unterstützen und den Kur- und Reha-Betrieb aufrecht zu erhalten. Denn: Durch Corona, Zusatzbelastungen und Folgeerkrankungen steigt die Nachfrage aktuell stark.

Kur- und Erholungsorte in Sachsen-Anhalt haben auch mehr als zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie mit den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen. Wie der Städte- und Gemeindebund mitteilte, sind die finanziellen Defizite trotz staatlicher Hilfsprogramme und Kurzarbeiterregelungen enorm.

Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt, dass die Besucherzahlen erst im späten Frühjahr 2022 wieder gestiegen sind. Durch steigende Preise für Lebensmittel und Energie würden Menschen jedoch immer weniger Geld für private Gesundheitsleistungen ausgeben können oder wollen, sagte der Kurdirektor des Eisenmoorbades Bad Schmiedeberg im Landkreis Wittenberg, Deddo Lehmann. Derweil würden jedoch auch die Kosten für die Kurbetriebe steigen, beispielsweise für Heizung und warmes Wasser für Therapien.

Städte- und Gemeindebund fordert Hilfe vom Land

Der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Bernward Küper, fordert deshalb vom Land, eine Strategie zu entwickeln, um den betroffenen Einrichtungen und Kommunen zu helfen. Laut Landesverwaltungsamt gibt es in Sachsen-Anhalt knapp 50 Heilbäder, Erholungs- oder Luftkurorte. Küper sprach sich dafür aus, das Finanzausgleichsgesetz entsprechend anzupassen, wie es beispielsweise in Hessen der Fall sei.

Es geht letztlich um die grundsätzliche Frage, was sind uns diese Orte als Gesellschaft wert.

Bernward Küper Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes

Sachsen-Anhalts Landtag hatte im Mai einen Rekord-Haushalt von 13,5 Milliarden Euro für das Jahr 2022 beschlossen. Mit 4,18 Milliarden Euro soll fast ein Drittel an die Kommunen gehen. Davon sind 1,735 Milliarden Euro Leistungen nach dem Finanzausgleichsgesetz, durch das Gelder an finanzschwache Kommunen verteilt werden. Kurorte werden jedoch nicht extra berücksichtigt.

Der Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt Der Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt setzt sich für die Interessen von 210 Städten und Gemeinden sowie 18 Verbandsgemeinden ein, die ihm angehören. Sitz der Landesgeschäftsstelle ist in Magdeburg.

Großer Reha-Bedarf durch Folgen von Corona

Küper sagte, Heilbäder, Erholungs- und Kurorte seien nicht nur Aushängeschilder für das Land. Die älter werdende Bevölkerung brauche gesundheitliche Hilfe und Vorsorge. Zudem hätten Covid-19-Erkrankungen und deren Folgen gezeigt, welch wichtigen Beitrag die Kommunen und Einrichtungen mit ihren Therapie- und Reha-Angeboten leisten.

Nach Angaben einer Sprecherin der Paracelsus Harz-Klinik Bad Suderode hat die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Lungenkrankheiten extrem zugenommen. In der Reha-Klinik habe sich die Nachfrage nach Therapien für Long-Covid enorm verstärkt, sagte Chefarzt Stefan Schwarz. In diesem Jahr hat die Klinik demnach von Januar bis Mai 294 Patientinnen und Patienten mit der Diagnose registriert. Im Vorjahreszeitraum seien es etwa halb so viele gewesen.

In der Mutter/Väter-Kind-Kurklinik in Arendsee im Altmarkkreis Salzwedel ist die Nachfrage aufgrund von Corona-Zusatzbelastungen aktuell sehr hoch, teilte ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes mit, das die Klinik betreibt. Dazu würden beispielsweise Homeoffice, Homeschooling, die Einschränkung sozialer Kontakte und zunehmende Konfliktsituationen in der Familie zählen.

dpa, MDR (Maren Wilczek)

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