Wie sauber ist Elektromobilität? "Effizientere E-Auto-Technik ist nur eine Frage der Zeit"

05. April 2019, 09:46 Uhr

Die Gewinnung der Rohstoffe für Akkus von E-Autos steht in der Kritik. Marko Mühlstein ist Geschäftsführer der Landesenergieagentur. Aus seiner Sicht gibt es zwar Nachholbedarf. Viele Probleme der E-Mobilität seien aber nur eine Frage der Zeit.

Marko Mühlstein nimmt Platz im Sitzungsraum der Geschäftsstelle der Landesenergieagentur (LENA). Wenn er hier, unweit des Magdeburger Hauptbahnhofes, aus dem Fenster schaut, sieht er: eine Baustelle. Dieses Bild passt. Denn als LENA-Geschäftsführer arbeitet Mühlstein an der Elektromobilitäts-Baustelle: "Es gibt noch viele Fragen, die beantwortet werden müssen, gerade, was die Alltagstauglichkeit angeht", sagt Mühlstein. Aber: "Dafür ist unsere Kampagne jetzt da."

Die Kritik an den E-Autos

Die Metalle Lithium und Kobalt sind entscheidend für eine moderne Elektroautobatterie. Sie eignen sich bestens als Kraftspender für E-Autos. Doch die Gewinnung der Rohstoffe steht in der Kritik. Lithium und Kobalt, unverzichtbare Bestandtteile der Lithium-Ionen-Batterien, werden in Südamerika und Afrika teils unter unmenschlichen Bedingungen und mit gravierender Umweltverschmutzung gewonnen.

Im Rahmen der Kampagne "mission:e" verleihen die LENA und der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NSA) kostenfrei E-Autos an Firmen und Behörden. Jeweils eine Woche lang darf getestet werden. Marko Mühlstein spricht bei MDR SACHSEN-ANHALT über:

... die "mission:e":

"Wir machen E-Autos erlebbar, damit Vorbehalte abgebaut werden können. Die Aktion läuft bis Februar 2020. Es gibt bereits 70 Anmeldungen. Drei Autos stehen uns zur Verfügung. Das Feedback werden wir sammeln und in unterschiedlicher Form aufbereiten, damit die Erfahrungswerte für alle Interessierten zugänglich sind. Solche Erfahrungswerte sind zum Beispiel, dass die Jahreszeit eine Rolle spielt. Nutze ich die Autoheizung intensiv, verringert das deutlich die Reichweite."

... die Schattenseiten der Elektromobilität:

"Die Forschung kommt mit großen Schritten voran. Der Materialeinsatz bei Speichern wird sich verändern. Da bin ich mir ganz sicher. Natürlich muss der grüne Fußabdruck immer beachtet werden. Es ist eine Frage der Zeit, dass man effizienter mit den benötigten Rohstoffen umgeht und Alternativen findet. Das ist kein triviales Thema, das man einfach so wegwischen kann. Elektromobilität hat Vor- und Nachteile. Man muss alle Seiten betrachten beim Thema Klima- und Umweltschutz und nicht nur isoliert den CO2-Ausstoß sehen. Aber Alternativen zu den bisherigen Antrieben gibt es, zum Beispiel Wasserstoff."

... das Ladenetz in Sachsen-Anhalt:

"Es gibt noch Ausbaubedarf. Aber Sachsen-Anhalt ist da auf einem guten Weg. Mit fortschreitender Technik wird das kein Problem sein."

... Vorurteile gegenüber E-Autos:

"Die Leute stellen sich viele Fragen: Wie ist das mit der Schaltung? Wie lange muss geladen werden? Wie ist die Reichweite? Wo kann ich überhaupt laden? Diese ganzen Fragen der Alltagstauglichkeit können mit unserer Kampagne beantwortet werden."

... mögliche Gefahren durch die fehlende Geräuschkulisse:

"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das auf jeden Fall ein wichtiger Sicherheitsaspekt ist. Nach unseren Informationen werden die neuen Fahrzeuge mit Soundmodulen und authentischer Geräuschkulisse ausgestattet. Denn wenn du jetzt nachts in der Stadt durch die Straßen fährst und sich die Leute auf ihr Gehör verlassen, funktioniert das nicht. Oder auch in Parkhäusern werden E-Autos schwer wahrgenommen, weil sie so leise sind. Der Fahrer muss sein Umfeld deutlich intensiver wahrnehmen als mit einem Verbrennungsmotor."

Über den Autor Daniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Nach dem Studium Journalistik und Medienmanagement zog es ihn erst nach Dessau und später nach Halle. Dort arbeitete er für die Mitteldeutsche Zeitung als Sportredakteur und berichtete hauptsächlich über die besten Fußballklubs Sachsen-Anhalts: den 1. FC Magdeburg und den Halleschen FC.

Vom Internet und den neuen Möglichkeiten darin ist er fasziniert. Deshalb zog es ihn im April 2017 zurück in seine Heimatstadt, in der er seitdem in der Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT arbeitet – als Sport-, Social-Media- und Politik-Redakteur, immer auf der Suche nach guten Geschichten, immer im Austausch mit unseren Nutzern. George fährt einen Benziner.

Quelle: MDR/dg

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