Rückzug von allen Ämtern Nach Streit um Kandidatur für die Landtagswahl: FDP-Chef Sitta zieht sich zurück

08. Juli 2020, 20:43 Uhr

Personeller Paukenschlag bei der FDP: Nach einem Streit um die Spitzenkandidaturen für Landtags- und Bundestagswahl gibt der Landesvorsitzende Frank Sitta seine politischen Ämter auf.

Sachsen-Anhalts FDP braucht im Herbst einen neuen Chef: Der bisherige Landesvorsitzende Frank Sitta wird sein Amt im September aufgeben. Das kündigte Sitta am Mittwoch in einem Brief an die Parteibasis an, aus dem zuerst die Deutsche Presse-Agentur zitiert hatte. Der Brief liegt MDR SACHSEN-ANHALT vor. Der Entscheidung vorausgegangen war ein Streit in der Partei, wer bei der Landtags- und der Bundestagswahl im kommenden Jahr als Spitzenkandidat für die Liberalen ins Rennen geht.

Sitta begründete später bei MDR SACHSEN-ANHALT seinen Schritt. Er erklärte, dass es unterschiedliche Ideen gebe, wie die Partei in Sachsen-Anhalt erfolgreich bleibe. Das sei ihm auf dem Landesparteitag am Wochenende klar geworden: "Auf dieser Basis habe ich mich mit meiner Familie besprochen und beschlossen, den Weg zu ebnen für personelle Neuanfänge und für die Vorbereitungen der so wichtigen Wahlen für meine Partei."

Auf dieser Basis habe ich mich mit meiner Familie besprochen und beschlossen, den Weg zu ebnen für personelle Neuanfänge und für die Vorbereitungen der so wichtigen Wahlen für meine Partei.

FDP-Landeschef Frank Sitta

Eigentlich hatte die FDP intern abgemacht, Lydia Hüskens als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl und den Hallenser Sitta für die Bundestagswahl aufzustellen. Auf einer Vorstandssitzung vorigen Freitag hatte Sitta dann Ambitionen für beide Ämter geäußert. Auf einem anschließenden Parteitag in Stendal reagierte die Basis sehr zurückhaltend auf den FDP-Chef.

Sitta will der FDP Weg für "bestmögliches Ergebnis" ebnen

In dem Brief an die Basis schrieb Sitta nun, es sei ihm wichtig, der Partei den Weg für ein bestmögliches Ergebnis bei den bevorstehenden Wahlen zu ebnen. Er habe sich deshalb "nach reiflicher Überlegung" dazu entschieden, weder bei der Landtags- noch bei der Bundestagswahl als Spitzenkandidat anzutreten. Außerdem werde er sein Amt als Landeschef Ende September aufgeben. Die FDP trifft sich am 26. September zu einem Parteitag, bei dem es nun offenbar zu Neuwahlen kommen wird.

FDP-Vizechefin Lydia Hüskens sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch, sie nehme Sittas Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis. Der Stendaler FDP-Bundestagsabgeordnete Marcus Faber teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, er wolle Sitta seine Anerkennung aussprechen und sich bei ihm bedanken. Sitta habe nach den Diskussionen eine nachvollziehbare und souveräne Entscheidung getroffen. Faber zufolge soll am Mittwochabend im FDP-Landesvorstand über eine "geordnete Nachfolge" beraten werden.

Als politischer Quereinsteiger zur FDP gekommen

Sitta hat als politischer Quereinsteiger vor fünf Jahren die Führung der Landes-FDP übernommen. Er war Spitzenkandidat, als die FDP im Frühjahr 2016 mit 4,9 Prozent knapp am Wiedereinzug in den Magdeburger Landtag scheiterte. Ein Jahr später holten die Liberalen mit ihm an der Spitze 7,8 Prozent bei der Bundestagswahl. Seither sitzt Sitta zusammen mit dem Stendaler Marcus Faber im Bundestag. Sitta ist dort Fraktionsvize und sitzt im FDP-Bundespräsidium. Sitta erklärte MDR SACHSEN-ANHALT, er werde seine Arbeit im deutschen Bundestag noch bis zum Ende der Legislaturperiode fortsetzen und sich danach beruflich neu orientieren.

Quelle: MDR, dpa/ld

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Juli 2020 | 09:00 Uhr

5 Kommentare

Realist62 am 09.07.2020

Auch wenn man den Kurs von Christian Lindner nicht mag, für mich wegen ihrer Gesamtheit die FDP wählbar. Auch wenn Frank Sitta geht. Besser sollte für Sachsen-Anhalt deren WIRTSCHAFTSNÄHE sein als diese sehr weite WIRTSCHAFTSFERNE der GRÜNEN.

Der Matthias am 08.07.2020

Völlig egal, wer da als Spitzenkandidat in den Wahlkampf zieht: Ich wähle diese Mövenpick- und Ego-Partei FDP sowieso nicht! Spätestens seit den opportunistischen Anbiederungsversuchen der FDP an die AFD und dem "AFD light"-Kurs von Lindner ist diese Partei für mich sowieso unwählbar geworden.

CrizzleMyNizzle am 09.07.2020

Gerade ist in China ein Sack Reis umgefallen.

Mehr Politik in Sachsen-Anhalt